Neu in den Kinos: „Immer wieder Dienstag“
In der romantischen Komödie aus Schweden geht die Liebe einmal mehr durch den Magen: Marie Richardson startet als betrogene Ehefrau neu durch und widmet sich als passionierte Köchin mit Freundinnen und Frauenpower ihrer wiederentdeckten Leidenschaft.
„Wir wollen doch kein Oma-Essen kochen!“ Die Freundin hat Bedenken bei der Auswahl des Menüs. Doch Karin (Marie Richardson) hat ein spannendes Rezept mit Hering von ihrer Großmutter und möchte die Tradition nicht vergessen. „Es ist doch schön, sich von Klassikern inspirieren zu lassen.“
Doch nicht nur in der Küche, auch im Kino macht sich der Blick auf das Bewährte oft bezahlt. Weshalb sich auch die schwedischen Filmemacherinnen Annika Appelin (Regie) und Anna Fredriksson (Drehbuch) für „Immer wieder Dienstag“ („Tisdagsklubben“) von einigen modernen Klassikern der kulinarischen Komödie inspirieren ließen, in denen Kochen und Gefühle viel miteinander zu tun haben. Und dennoch einfallsreich genug waren, die bekannten Zutaten schmecken zu lassen.
Inspiration hat Karin nach ihrem vierzigsten Hochzeitstag jedenfalls bitter nötig. Denn das Fest ist nicht so gut verlaufen: Während sie sich selbst gewissenhaft um die Vorbereitungen, das Essen und die Gäste gekümmert hat, ist dem selbstverliebten Ehemann Sten (Björn Kjellman) nichts Besseres eingefallen, als den Spaßvogel zu mimen und seine nicht mehr vorhandenen Kletterkünste auf dem Vordach zu präsentieren. Die Nachricht auf seinem Telefon hätte Karin besser nicht beachten sollen, zumal das fremde Dekolleté als Blickfang auch nicht für sie bestimmt war. Einen Sturz später liegt der Betrüger mit lädiertem Rücken im Krankenhaus, während sich Karin Gedanken macht, was sie nach sechzig Jahren aus ihrem Leben machen soll.
Neue Ufer, alte Träume
Zunächst zählt nur die Enttäuschung. Mit der erwachsenen Tochter, die eben auf den Vierziger und eine Midlife-Crisis zusteuert, ist das Thema nicht zu besprechen, zumal sie voll des Mitleids für den armen Vater ist. Bis Karin während eines Krankenhausbesuchs ihre ehemalige Schulfreundin Monika (Carina Johansson) trifft, eine lebenslustige Weltenbummlerin, die zu ihrer kranken Mutter in die verschlafene Kleinstadt zurückgekehrt ist. Und die Karin überredet, mit ihr einen Abend in Stockholm in einem angesagten asiatischen Restaurant zu verbringen. Dass der jeden Dienstag stattfindende gemeinsame Kochkurs, an dem auch Karins beste Freundin Pia (Sussie Ericsson) teilnimmt, für die betrogene Ehefrau und geringgeschätzte Mutter der nächste Schritt in Richtung Selbstbehauptung und Empowerment ist, freut vor allem den einzelgängerischen Starkoch und Kursleiter Henrik (Peter Stormare).
In welche absehbare Richtung sich dieses Szenario entwickelt, ist glücklicherweise weniger wichtig als die Hürden, die sich auf dem – letztlich natürlich richtigen – Weg auftun. Will man vierzig gemeinsame Jahre nach einem einzigen Seitensprung tatsächlich beenden? Ist es rücksichtslos, nach so langer Zeit die eigenen Bedürfnisse nicht nur zu artikulieren, sondern auch die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen? „Immer wieder Dienstag“ profitiert hier besonders von Marie Richardson als Hauptdarstellerin, der es gelingt, aus ihrer Figur einen entsprechend glaubwürdigen Charakter zu formen. Langsam machen sich neben der anfänglichen Wut und der Enttäuschung die Lebensgeister wieder bemerkbar, und im Laufe der Kochzeit sogar eine Prise schlechtes Gewissen. Karins verlorengegangene und nun wiederentdeckte Leidenschaft für das Kochen wäre letztlich durch jede andere ersetzbar: Was zählt, ist der Mut, noch einmal das Steuer herumzureißen und an neuen Ufern alte Träume zu verwirklichen.
Richtig wehtun darf in einem solchen Film selbstverständlich niemand dem anderen, worum sich die Erzählung gegen Ende hin auch redlich bemüht. Doch das darf einer über weite Strecken sympathischen Wohlfühlkomödie verziehen werden, ansonsten sie keine wäre.
Metro Kino Bregenz