Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Fritz Jurmann · 28. Jun 2014 · Musik

Zum Schubertiade-Jubiläum 2015/16 alle Lieder von Franz Schubert – Gerd Nachbauer plant ein Mammut-Unternehmen und hat dazu bereits Details

Traditionsgemäß am Ende des ersten Schubertiade-Teils von Schwarzenberg wird das Detailprogramm des kommenden Jahres veröffentlicht. Und das ist nicht von schlechten Eltern. Aus Anlass der 40. Ausgabe des 1976 in Hohenems gegründeten Festivals im Jahr 2015 und des 40-jährigen Bestehens der Schubertiade 2016 plant Geschäftsführer Gerd Nachbauer einen großen Jubiläums-Zyklus, in dem sämtliche über 600 Lieder Franz Schuberts aufgeführt werden sollen.

Es gab und gibt zwar immer wieder Schwerpunkte und Zyklen im Programm der Schubertiade – ein Unternehmen von dieser Größenordnung und Tragweite ist jedoch bisher einmalig. Vor allem, weil man dem am Freitag veröffentlichten Prospekt entnehmen kann, dass wie gewohnt die Elite der Liedgestalter zusammen mit jungen, bereits etablierten Sängerinnen und Sängern und deren hochrangigen Klavierbegleitern bei diesem Projekt am Werk sein und für eine hochklassige Wiedergabe sorgen werden.

Große Namen für das Schubertlied


Man findet Namen wie die Tenöre Christoph Prégardien, Mark Padmore oder Ian Bostridge zusammen mit dem erfolgreichen Schweizer Tenor-Jungstar Mauro Peter. Altmeister Robert Holl, seit 1977 bekannt für die tiefen Töne beim Festival, kehrt für Schubert zurück, ebenso der Bariton Matthias Goerne, der infolge von Meinungsverschiedenheiten mit dem Festivalchef mehrere Jahre pausiert hatte. Auch der gefeierte Operntenor Piotr Beczala, der heuer bei seinem Debüt in Schwarzenberg als Liedgestalter glanzvoll an Schumanns „Dichterliebe“ gescheitert ist, versucht es 2015 mit neuer Klavierbegleitung nochmals mit Schuberts „Schöner Müllerin“.

Die Damenriege ist mit der Sopranistin Annette Dasch, die heuer wegen der Geburt eines Kindes absagen musste, Sylvia Schwartz, Michelle Breedt, Violeta Urmana, Christine Schäfer, Christiane Karg, Elisabeth Kulman oder Diana Damrau nicht weniger prominent besetzt. Auch die führenden Klavierbegleiter unserer Tage geben sich in Hohenems, bzw. Schwarzenberg die Klinke in die Hand wie ein Helmut Deutsch, Wolfram Rieger oder Malcolm Martineau.

Neben diesem Intensiv-Programm in Sachen Schubertlied, das für Kenner sicher auch einige Entdeckungen bietet, wird auch dem instrumentalen Bereich die übliche Sorgfalt beigemessen. So wird der ungarische Pianist András Schiff mit seiner Cappella Andrea Barca (eine augenzwinkernde Italianisierung seines eigenen Namens) den heuer mit zwei Konzerten begonnenen Zyklus aller acht Schubert-Symphonien mit weiteren zwei Abenden vollenden. Dem jungen französischen Quatuor Ebène wird ein eigener Zyklus mit Sommerkonzerten im Juli gewidmet, weiters findet man im Streichquartett-Bereich Namen wie das Belcea-, das Hagen-, das Artemis- oder das Jerusalem-Quartett, Zusammenstellungen rund um die zu Publikumslieblingen avancierten französischen Brüder Renaud (Violine) und Gautier (Violoncello) Capucon oder den argentinischen Cellostar Sol Gabetta.

Aaron Pilsan und Kian Soltani mit „Gästen“


Die heimische Szene bleibt nicht unberücksichtigt. So erhalten zwei junge Vorarlberger Ausnahmemusiker, der Pianist Aaron Pilsan und der Cellist Kian Soltani, Gelegenheit, sich im Mai, bzw. im September in Hohenems in jeweils drei Konzerten ausgewählte „Gäste“ für gemeinsames Musizieren einzuladen. Der russische Pianist Igor Levit wird 2015 seinen im Vorjahr begonnenen Zyklus aller 32 Beethoven-Klaviersonaten mit zwei Konzerten fortführen, erstmals wird auch der exzentrische türkische Pianist Fazil Say, der erst kürzlich zu einem Meisterkurs und Konzert am Landeskonservatorium Feldkirch weilte, bei diesem Festival erwartet. Die Reihe der Pianisten wird ergänzt durch Paul Lewis, Martin Helmchen, Markus Hinterhäuser (bekanntlich Chef der Wiener Festwochen und designierter Intendant der Salzburger Festspiele) oder Martin Stadtfeld.

Abgeschlossen wird die Saison am 6. Oktober 2015 mit einem Jubiläumskonzert mit prominenter Besetzung im Markus-Sittikus-Saal Hohenems, zugleich der 10. Jahrestag des ersten Schubertiade-Konzertes an diesem Ort. Einen Meisterkurs für Liedgesang wird diesmal der inzwischen abgetretene Tenor Peter Schreier halten, der dem Festival seit Anbeginn verbunden ist. Die Anzahl der Konzerte wird in Schwarzenberg mit 38 pro Saison etwa gleich bleiben wie in diesem Jahr, in Hohenems wird sie von heuer 24 auf 41 im nächsten Jahr erweitert. Die wichtigsten Zeiträume sind 1. bis 10. Mai und 1. bis 6. Oktober 2015 in Hohenems sowie 20. bis 28. Juni und 22. bis 30. August 2015 in Schwarzenberg.

Provinzposse für die Zukunft ausgeschlossen


Damit endet die Schubertiade-Saison im Bregenzerwald so wie heuer bereits Ende August und nicht wie früher nach der ersten Septemberwoche. Womit auch grundsätzlich ausgeschlossen ist, dass es wieder zu einer Provinzposse wie in der Vergangenheit kommt, als sich das Festival in seinen Zufahrtsmöglichkeiten zu den Konzerten durch den gleichzeitig am ersten Samstag im September stattfindenden Alpabtrieb gestört fühlte und dieser Konflikt sogar über den Landeshauptmann ausgetragen wurde.

 

Nächste Konzerte bei der Schubertiade Schwarzenberg: 23. bis 31. August 2014