Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Gunnar Landsgesell · 26. Jun 2014 · Film

Mädelsabend (Walk of Shame)

Die strebsame Anchorwoman Meghan (tapfer: Elizabeth Banks) findet sich im gelben Cocktailkleid ohne Handy und Geld in den eher schlecht beleumundeten Vierteln von Los Angeles wieder. Der Weg heraus hält Probleme in Serie und Humor mit low-profile bereit.

Dass die Welt da draußen nicht ganz so ist, wie sie für die Nachrichten aufbereitet wird, muss die Anchorwoman eines regionalen TV-Senders erfahren. In einem knallgelben Cocktailkleid gerät sie in Los Angeles’ üble Viertel, die sonst den Stoff für Crime-Nachrichten liefern. Ähnlich wie in Actionfilmen arbeitet aber die Zeit gegen sie: Meghan (Elizabeth Banks) muss sich bis zu ihrer Abendsendung nach Texas ins TV-Studio durchschlagen, wo ihr eine Beförderung winkt.

„Walk of Shame“ ist ein einfach gebautes Unternehmen: Hier prallen Welten aufeinander, deren pure Gegensätzlichkeit soll für den nötigen Spaß sorgen. Es sind die Abrissviertel, die Quartiere unter den Highways, die löchrigen Straßen und sozialen Absteiger, die der wohlbehüteten Meghan den Weg aus dem Labyrinth verwehren. Doch Autor und Regisseur Steven Brill weiß diese Gegensätze nicht recht zuzuspitzen, er scheint das real Entertainment vor allem in der Sexualisierung seiner Heldin zu suchen. Also staffiert er seine strebsame, etwas zu naive Nachrichtensprecherin zur „bitch“ aus, umgibt sie mit misogynen Sprüchen und jagt ihr trottelige Polizisten, eh-ganz-nette Crackdealer und geile Taxifahrer hinterher. Ein vorlauter Schulbub, dessen Fahrrad sie sich kurzfristig zur Flucht leihen möchte, will als Gegenleistung ihre „Möpse“ sehen. Brill, der sich bisher als Spezialist für eher zähflüssigen Humor („Trouble ohne Paddel“ und zwei Adam-Sandler-Filme) einen Namen gemacht hat, verfügt aber immerhin mit Elizabeth Banks über eine Besetzung, die dem Film ein wenig jenes Profils verleiht, das dieser als Gesamtprojekt vermissen lässt. Banks rackert sich auf Stöckelschuhen in ihrem zunehmend verschlissenen Kleid und irgendwann auch bloßfüßig zwischen Crackhäusern und Masseursalons durch, und bildet so das farbig leuchtende Zentrum dieser Geschichte. Mit dieser Mischung aus persönlicher Unermüdlichkeit bei gleichzeitig gänzlich fehlender Übersicht verleiht Banks ihrer Figur einen rührenden Touch. Banks fügt etwas von jener komischen Verzweiflung in die Mißgeschicke an, die man üblicherweise erst später lustig findet - wenn man über diese später einmal lacht. Dass Meghan am Ende durch die Realität zwar geläutert ist, die Medienökonomie aber ungeachtet dessen gleich neue Verwertungszusammenhänge für sie findet, ist übrigens eine der treffenderen Pointen von „Walk of Shame“.