Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 12. Dez 2009 · Musik

Worte in klangliche Metaphern aufgelöst - „... breeding lilacs out of the dead land ...“ zeigt die Meisterschaft des nunmehr über das Jahr hinweg gefeierten Richard Dünser beeindruckend

Obwohl Richard Dünser seit Jahren in der Steiermark lebt, ist er mit zahlreichen MusikerInnen aus Vorarlberg eng verbunden. Zum Abschluss der diesjährigen Konzertreihe interpretierte das „Ensemble Plus“ bekannte Werke und eine bislang nicht in Vorarlberg gespielte Komposition von Richard Dünser. Das Porträtkonzert in der konzentrierten Raumatmosphäre auf der Probebühne des Kornmarkttheaters wirkte nachhaltig, weil die MusikerInnen auf höchstem musikalischem Niveau spielten und sich die Moderatorin Bettina Waldner-Barnay sowie der Komponist sehr persönlich gaben. So wurde das Publikum im besten Sinne in eine familiäre Konzertstimmung versetzt.

Hier und dort

Auf dem Programm standen die inzwischen bekannten Werke „Monument - Erinnerung - Nachtgesang“ für Klavier solo und „Tage- und Nachtbücher“ für Klarinette. Doris Adam hat das Klavierwerk bereits im vergangenen Sommer im Rahmen der Bregenzer Festspiele auf der Werkstattbühne gespielt. Interessant war deshalb der Vergleich und die Hörperspektive zwischen den Aufführungsräumen. Konzentrierter wirkte die Werkdeutung nun in der Blackbox und im kleinen Rahmen. Die Spannung, die zwischen den Intervallen und Akkordbeziehungen lag, kam unmittelbar zum Ausdruck. Besonders fokussierte die Pianistin die perkussive Kraft, die vom Mittelteil des Werkes ausging. Ebenso waren Dünsers „Tage- und Nachtbücher“ nach den Festspielen hier zum zweiten Mal zu hören. Auch diese Interpretation wirkte auf mich tiefgreifender, vor allem auch deshalb, weil Martin Schelling (Klarinette) und Jessica Kuhn (Violoncello) sowie Doris Adam (Klavier) mitreißend musizierten.

Impulsiv und ausdrucksstark

Im Mittelpunkt stand das Werk „... breeding lilacs out of the dead land ...“, nach Gedichtvorlagen von T.S. Eliot und Arthur Rimbaud. Das Werk ist vor zehn Jahren im Auftrag des Klangforum Wien entstanden und zeigte Richard Dünser von einer beeindruckend klangsinnlichen Seite. Die in diesem Werk verwendeten Klänge schöpften ihre ganze Kraft aus beziehungsreich aneinander reibenden und übereinander geschichteten Klanglinien, die in vielgestaltigen Farben glänzten, schimmerten und reflektierten. Die Besetzung für Oboe, Klarinette, Altsaxophon, Horn, Klavier, Harfe, Schlagzeug, Viola und Violoncello eröffnete dem Komponisten ein breites Spektrum an Möglichkeiten, die er wirkungsvoll und musikalisch stringent einsetzte. Gut nachvollziehbar formte Richard Dünser die musikalischen Themen, die der Text als Inspirationsquelle auslöste. So ergaben sich musikalische Bilder, wenn beispielsweise das Englischhorn inmitten des Klangflusses eingelagert spielte oder wellenförmigen Patterns der Streicher erklangen, die das Bild der im Wasser treibenden Ophelia und ihren Klagegesang imaginierten. Eingebettet in einen akustischen Rahmen aus Luft- und Atemgeräuschen komponierte Richard Dünser eine musikalische Szene, die eine große intuitive Kraft verströmte.

Aussagekräftige Beziehungsfelder geschaffen

Im Rahmen des Porträtkonzertes war es Richard Dünser ein Anliegen, auch seinen Kompositionsschüler Martin Pichler mit einem Werk vorzustellen. „Konfrontationen 2“ für Sopran, Flöte, Akkordeon, Klavier und Elektronik barg für mich einige Überraschungen in sich, weil ich mir mehr Anklänge an die Handschrift des Lehrers erwartet hätte. Umso beeindruckender wirkte dieses Werk, obwohl es sich durch seinen eher spröden, konglomeratartigen Charakter nicht sogleich erschließt. Die Stimme der Sopranistin war in erster Linie instrumental angelegt, sie sang hauptsächlich Vokalisen und Konsonanten. Deshalb hatten die dargebotenen textlich gebundenen Passagen einen hohen Mitteilungscharakter. Eingelagert in vielerlei musikalische Klangfelder, die patchworkartig nebeneinander gestellt und doch miteinander in Beziehung standen, verströmte das Werk eine surreale, traumhaft verzerrte Wirkung. Die Referenzen in den einzelnen Passagen stellten diese spannend in jeweils unterschiedliche Umgebungszusammenhänge. Allerdings waren die elektronischen Einspielungen qualitativ nicht angemessen, ob es die Machart oder die Qualität der Wiedergabe war, wage ich nicht zu beurteilen.

Verpasste Gelegenheit

Das Ensemble Plus präsentierte zum Abschluss der diesjährigen Konzertreihe noch kein neues Programm 2010. Schade, denn der Eindruck von Kontinuität wurde unterbrochen und die Präsentation zum richtigen Zeitpunkt verpasst.