Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 21. Sep 2013 · Musik

Wer wagt, gewinnt – das „SOL Streichquintett“ zog die Zuhörenden mit Schubert in den Bann

Klaus Nerdinger, Jelena Nerdinger (Violine), Adrien Boisseau (Viola), Payam Taghadossi und Kian Soltani (Violoncello) haben sich zum „SOL Streichquintett“ zusammengeschlossen und gemeinsam das berühmte Streichquintett (D897) von Franz Schubert einstudiert. Ihre Werkdeutung präsentieren sie im Kuppelsaal der Vorarlberger Landesbibliothek. Dort begeisterten die jungen Musiker mit ihrer durchdachten Interpretation und der enthusiastischen Spielart die zahlreich erschienenen KonzertbesucherInnen.

Das herausragende und allseits bekannte Streichquintett ist Schuberts letztes kammermusikalisches Werk und ein Meilenstein der Musikgeschichte. Höchste Ansprüche stellt die Komposition an die Spieltechnik und die Musikalität der InterpretetInnen. Vielleicht auch deshalb ist das Werk hierzulande fast ausschließlich bei der Schubertiade zu hören. So gesehen ist es mutig und bemerkenswert, dass fünf aufstrebende MusikerInnen aus der Region gerade diese Komposition für sich selbst erarbeitet und mit ihrer anregenden Darbietung die Zuhörenden eine Stunde lang in ihren Bann gezogen haben.

Klaus Nerdinger und Jelena Nerdinger, Adrien Boisseau, Payam Taghadossi und Kian Soltani sind Mitglieder des Sinfonieorchesters Liechtenstein und Stipendiaten der Internationalen Musikakademie im Fürstentum Liechtenstein. Überdies sind Adrien Boisseau und Kian Soltani auch Künstler des Classic Festivals „Next Generation“ in Bad Ragaz. Die Cellisten Kian Soltani und Payam Taghadossi sind gebürtige Bregenzer, derzeit studieren sie in Basel und sie haben sich in der internationalen Szene bereits einen Namen gemacht. Es war eine Freude, die beiden zum ersten Mal gemeinsam als Kammermusikpartner zu erleben. Sie füllten die berühmten Celloparts, die Schubert in dieses Werk eingeschrieben hat, mit viel persönlichem Ausdruck und einer lupenrein intonierten Tongebung auch in den höchsten Lagen.

Freude am gemeinsamen Gestalten


Beim Konzert in der Landesbibliothek war von Beginn an der Gestaltungswille und die große Lust am gemeinsamen musikalischen Gestalten spür- und hörbar. Mit viel Kontakt zueinander spielten die Musiker und formten den Klang der einzelnen Instrumente zu einem organischen Ganzen. Diese Musizierhaltung bot die besten Voraussetzungen für die Interpretation des Schubert-Streichquintetts.

Beeindruckend war der Interpretationsansatz, den die Streicher dem Werk zugrunde legten. Neben den gut modellierten Hauptthemen legten sie ein Augenmerk auf die harmonischen Beziehungen und melodischen Verbindungslinien. Viel Gewicht verliehen sie Vorhaltwirkungen, so dass sich eine besondere Spannung einstellte. Charakteristischen Septakkorden gaben die Musiker den notwendigen musikalischen Raum und setzten damit Zusammenhang stiftende Schlüsselstellen hervorragend in Szene. Die Gegensätze der thematischen Felder erklangen gut ausgelotet, so dass über die Satzgrenzen hinweg Verbindungen hergestellt wurden. Auffallende Rubati brachten Temposchwankungen und Generalpausen mit sich, denen das Quintett viel Platz einräumte. Damit erhöhten sie an Nahtstellen und Überleitungen die Erwartungshaltung. Mitunter fehlte in den schwebenden Passagen etwas die innere Ruhe und aufbrausende Themengestalten vor allem in den Ecksätzen wirkten teilweise allzu überschwänglich. Dies sind jedoch interpretatorische Feinheiten, über die sich diskutieren ließe.

Schwebende Klänge und derber Groove


Ins Zentrum seiner Deutung stellte das „Sol Streichquintett“ das Adagio, das mit einer schwebenden Leichtigkeit viel emotionale Kraft verströmte. Feinsinnig reagierten die Musiker aufeinander und formten die Motive und Zusammenklänge mit Hingabe, wie man es sich für diese Musik wünscht. Einen krassen Gegensatz stellte das Quintett vom Adagio zum fast derben Scherzo her. Es entwickelte sich ein mitreißender Groove und die sich entladende Energie war nachvollziehbar. Ausdrucksstark zelebrierten die Musiker das Trio, mit dem sie unmittelbar an das vorangegangene Adagio anknüpften. Rhythmus betont und tänzerisch sowie mit einer wirkungsvollen Stretta formten die Musiker den Finalsatz.

Auf die weitere Entwicklung der fünf Musiker darf man sich freuen.