Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 18. Apr 2015 · Musik

Wenn Virtuosität und Temperament aufeinandertreffen, sprühen die Funken – So geschehen beim ersten Abokonzert des „Concerto Stella Matutina“ mit der Altistin Sonia Prina

Es gibt Menschen, die mit ihrem Charisma und ihrer virtuosen Kunst die Zuhörenden unmittelbar berühren und in ihren Bann ziehen. Die italienische Altistin Sonia Prina zählt ganz sicher zu diesen Persönlichkeiten. Die gleichermaßen temperamentvolle wie souveräne Primadonna war auf Einladung des Barockorchesters „Concerto Stella Matutina“ zu Gast in der Kulturbühne AmBach und faszinierte das Publikum vollends. Gegeben wurde ein „Opernabend“ mit Ausschnitten aus Opern von Georg Friedrich Händel. Inspiriert von der erfrischenden Atmosphäre liefen auch die Orchestermusikerinnen und –musiker zur Hochform auf. Und so entwickelte sich ein Konzertereignis, das alle die dabei waren, wohl nicht mehr so schnell vergessen werden.

So wird wohl auch das Feeling zu Zeiten Händels gewesen sein, als die Primadonnen verehrt wurden wie heutzutage Popstars. Selten habe ich erlebt, dass eine Sängerin so energiegeladen die Bühne betritt und unmittelbar darauf die Zuhörenden voll auf ihrer Seite hat. Mit halsbrecherischen Koloraturen und einem großen Stimmumfang erfüllte die international gefeierte Sonia Prina die Arien „Sento la gioia“, „Furibondo spira il vento“, „Ombra cara di mia sposa“ und „Or la tromba in suon festante" mit Leben. Dabei führte sie ihre Stimme, völlig mühelos die Register wechselnd, mit sonoren Farben in den tiefen Lagen und auch in der Höhe mit einem warmen Timbre.

Inspirierende Spielfreude


Zuerst wirkte die Altistin auf mich wie eine Stimmakrobatin. Doch mit ihrem Gesang strahlte sie eine große Emotionalität aus. Sie durchlebte die Gefühle der Arien und unterstrich sie mit einer mitreißenden Körpersprache, jedes Wort gestaltete sie mit ihrer großen Ausstrahlung glaubhaft. So gerieten die Zuhörenden immer mehr aus dem Häuschen und eine ausgelassene Stimmung lag in der Luft. Amüsant moderierte Thomas Platzgummer den Abend, in dem er Anekdoten von „hooliganartigen“ Vorkommnissen in der Oper zur Zeit Händels erzählte.

Die großartige Sängerin inspirierte auch die Musiker des CSM. Jede und jeder Einzelne war sich der Eigenverantwortung bewusst, sodass sich eine Dynamik hin zu einem energiegeladenen und ausgelassenen Spiel entwickelte. In der ersten Arie agierte das Barockorchester als Partner von Sonia Pina noch etwas laut, aber sehr schnell pendelte sich das anregende Wechselspiel zwischen der Sängerin und dem Orchester hervorragend ein.

Zeit zur Entspannung


Als Oasen der Erholung entfaltete das CSM eine „Suite de Danses“, beruhend auf Tänzen aus der Oper „Almira“. Schön entwickelten sich darin die Klangfarbenspiele, vor allem mit dem Einsatz des Tamburins. In Erinnerung blieb überdies die Courante, die in der feinsinnigen Besetzung von Violine, Violoncello und Cembalo erklang. Eine innere Ruhe verströmte die entspannt musizierte Sarabande. Auch in der Suite mit Tanzsätzen aus „Alcina“, „Amadigi" und „Alceste“ evozierte das ausgeklügelte rhythmische Spiel auf dem Tamburin sowie der Einsatz der Gitarre Bilder von Volkstänzen.

Die Impulsive und der Schüchterne


Zum Schluss setzte Sonia Prina gemeinsam mit einigen Musikern des CSM noch eins drauf. Sie sang eine Jazznummer, ihr zur Seite musizierte Herbert Walser-Breuß. Herrlich - mit kabarettistischem Touch - lockte die impulsive Sängerin den zurückhaltenden Trompeter aus der Reserve. Einhellig begeistert reagierte das Publikum. Immer mehr und selbstbewusster profiliert sich das CSM zu einem Barockorchester von internationalem Format.


Radiotipp
Sonntag, 3. Mai 2015, um 20:04 Uhr, „Konzert am Sonntag“, ORF Vorarlberg.