Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 07. Feb 2015 · Musik

Wenn Männer Musik von und mit Frauen machen – „Women in Jazz“ mit der „Big Band Walgau“ war ein voller Erfolg

Welche außergewöhnlichen Leistungen möglich sind, wenn eine Gruppe von gleichgesinnten Leuten die Energien bündeln und sich gemeinsam einem Vorhaben verschreiben, zeigte die „Big Band Walgau“ bei ihrem Konzert im Vereinshaus in Göfis eindrücklich. Christian Mathis, Thomas Heel und andere Bandmitglieder stellten unter dem Leitgedanken „Women in Jazz“ ein abwechslungsreiches Programm zusammen, das unter anderem die Jazzkomponistinnen Maria Schneider, Carla Bley, Trudi Strebi und Sibylle Pomorin als Meisterinnen ihres Fachs präsentierte. Alex Sutter bereicherte mit ihrer souligen Stimme und ihren Interpretationen von Standards wie „On the sunny side of street“, „Georgia on my mind“ oder „Feeling Good“ den Abend.

Christian Mathis motivierte die gut aufgestellte Bigband zu enormen Leistungen. Gleich zu Beginn nahmen alle gemeinsam die Herausforderung an und stellten die verzwickte Nummer „Dance, You Monster, to my Soft Song“ der amerikanischen Komponistin Maria Schneider auf einem bemerkenswerten musikalischen Niveau in den Raum. In den beiden folgenden Stücken „Walkin’ and Swingin’“ von Mary Lou Williams und in Barbara Thompsons „Blues for Adolphe Sax“ war die Anspannung und die hohe Konzentration der Musiker spürbar. So stand im rhythmischen Feeling das „walking“ gegenüber dem „swinging“ im Vordergrund und der Blues erklang etwas stringent ausformuliert.

Ausdrucksstarke Solisten


Hervorragend austariert waren die Soli der einzelnen Bandmitglieder. Unter anderem Berti Lampert und Werner Gorbach am Saxophon, Thomas Heel an der Posaune und Patrick Haumer an der Trompete ließen mit ihren individuellen spieltechnischen Charakteren aufhorchen. Sie führten mitteilsame Dialoge miteinander und füllten die Kompositionen mit erfrischenden musikalischen Ideen und Sounds aus. Christian Mathis dirigierte mit klaren Gesten, sodass die Band, bei der auch zwei Musikerinnen mitwirkten, ihre dynamische Bandbreite wirkungsvoll zum Ausdruck brachte. Darüber hinaus belebten prägnante Einsätze und spannende Überleitungen sowie originelle Schlusssteigerungen die Werkdeutungen.

Eine bereichernde Begegnung


Trudi Strebi aus der Schweiz leitete die „Big Band Walgau“ mit vier eigenen Kompositionen. Schön zur Geltung kamen dabei die Stimmungswechsel und die unterschiedlichen Klangfarben, die sie der Band abverlangte. Ihre klar ausformulierten und gut nachvollziehbaren musikalischen Gedanken kristallisierten die Musiker transparent heraus. Abwechslung bot das Stück „Glaris“, in dem Patrick Haumer das Alphorn sehr gelenkig spielte. In dieses Werk hat Trudi Strebi aus der Volksmusik bekannte Tonfolgen in ein anregendes Stimmungsbild mit einer besonderen atmosphärischen Stimmung verpackt. Wie vielseitig die Komponistin und die "Big Band Walgau" agierten, war in „La Theurre“ zu erleben. Mit dieser Musik breitete sich im Vereinshaus ein afroamerikanisches Flair aus.

Emotionsgeladene Sängerin


Den zweiten Teil leitete die Bigband mit Carla Bleys „Who will rescue you“ spannungsgeladen ein, mit kreativen Soli und viel Liebe zum Detail. Aufhorchen ließ die funkige Nummer „Punk Nr. 9“ der deutschen Komponistin Sibylle Pomorin. In dieser Darbietung wurden jedoch (vorläufige) Grenzen der „Big Band Walgau“ deutlich.

Anschließend bereicherte die Sängerin Alex Sutter das Konzert. Das Publikum reagierte begeistert auf die emotional ausgestalteten Songs, die sie mit ihrer erdigen Stimme ganz ausfüllte. Leider „klebte“ sie zuerst allzu sehr an den Noten und nahm wenig Kontakt mit dem Publikum auf. In den Songs „On the sunny side of street“, „Cheek to Cheek“ und vor allem in „Georgia on my mind“ entfaltete sie dann ihre ganze Ausdruckskraft und brachte ihr individuelles Timbre voll zur Geltung.