Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Peter Ionian · 03. Sep 2022 · Musik

Wenn der Sound aufblüht – Soundblossom Festival verbindet Bregenz mit Kreta

Ein neues Festivalformat hat an diesem Samstag im Theater Kosmos in Bregenz seine Geburtsstunde gefeiert. Das Soundblossom Festival hat sich vorgenommen, kulturellen Austausch zwischen dem ostmediterranen Raum und der Bodenseeregion zu fördern. Als Auftakt wird nun an drei Tagen Programm präsentiert, das sich heuer im Speziellen mit Musik der Insel Kreta befasst. Gestern hat das Daulute Trio den Reigen eröffnet, Samstag und Sonntag folgen weitere Konzerte und ein Workshop.

Freitag Abend im späten Sommer 2022, die Urlaubszeit geht langsam zu Ende, alle bereiten sich auf den Schulstart und den kommenden Herbst vor. Rundherum Unsicherheiten, vor allem darüber, was dieser Winter bringen wird. Vor ein paar Wochen noch war ein ganz anderes Gefühl vorherrschend. Es war Hochsommer, die Menschen haben die Sonne genossen und viel Zeit draußen verbracht. Damals war Initiator des Festivals Andreas Paragioudakis gerade in Kreta und ich führte für die Ankündigung des Festivals in der Septemberausgabe der Kulturzeitschrift ein Interview mit ihm. Auch in Kreta waren damals die Unsicherheiten spürbar. Einerseits die angespannte wirtschaftliche Lage, andererseits die andauernde Gefahr einer Eskalation des Konflikts mit der Türkei rund um Zypern. Nichts desto trotz ist der Sommer auch die Zeit, in der sich die Menschen in Griechenland draußen treffen und Feste feiern. Die Musik spielt und die Nächte nehmen kein Ende. Dieses Lebensgefühl wollte Paragioudakis mit dem  Soundblossom Festival nach Bregenz bringen.

Buntes Publikum

Für die griechische Community im Land ist ein solches Festivalformat natürlich ein neuer Fixtermin im Kalender. Aber auch sonst hat das Festival schon am ersten Abend einige Besucher:innen angelockt. Nicht so einfach zur Zeit, denn die Veranstalter klagen durchaus über schleppende Ticketverkäufe. Sowohl die Teuerung als auch die Unsicherheiten über die Pandemie-Entwicklung schaffen da wohl bei den Leuten eher Zurückhaltung. Die Tribüne des Kosmos Theaters war jedenfalls ganz gut gefüllt. Das Bandsetup stand mitten im Raum und hat vorweg schon eine interessante Instrumentierung versprochen. Links und rechts der Tribüne zwei Webkameras für die Liveübertragung nach Griechenland. Paragioudakis eröffnete mit einer kurzen Ansprache, in der er sich beim Team und bei den Sponsoren bedankte. Auffällig dabei: Er fragte nach, ob es auch Nicht-Deutschsprachige Menschen im Publikum gibt und übersetzte sich dann nochmal zusätzlich ins Englische. Man hat also der eigenen Idee des kulturellen Austausches und die Einladung der Vielfalt auch sprachlich Rechnung getragen. Respekt.

Vielseitige Instrumentierung

Dann kamen die drei Männer des Daulute Trios in den Saal und nahmen Platz. Instrumente stimmen, Ständer zurecht schieben, alles gut platzieren. Ganz ohne Stress entstanden dann aus dem Nichts heraus langsam erst nachdenkliche, ruhige Tonfolgen wie von selbst, gespielt von Dimitris Sideris auf der kretischen Laute. Vom Gefühl her frei und improvisiert. Doch schon bald stiegen auch die anderen beiden Musiker ein und alles wurde alles kompakt zusammengesetzt. Dabei legten die von George Zacharioudakis belebten, fast ausgestorbenen kretischen Flöten die Klangteppiche. Knackig rhythmisch fundiert wurde das alles von Jiannis Papatzanis, der die kretische Daouli und weitere traditionelle Perkussionsinstrumente leidenschaftlich bearbeitete. Herausragend dabei auch die indische Udu-Ghatam mit ihrem bauchigen, tonigen Bässen. Das Trio sagte selbst, dass sie eigentlich ein Quartett seien. Denn neben Hirtenflöte und Madura wurden auch Rohr- und Metallflöten anderer Kulturen geblasen. Aber der Special Guest des Abends war definitiv die Ziege – ein Dudelsack der zum Schreien gebracht wurde.

Begeistertes Publikum


Die Leute liebten es. Abwechselnd kamen Wellen ruhiger, sanfter, exotischer Klänge und dann wieder schwungvollster Lebensfreude daher. Viele konnten sich kaum auf den Sitzen halten und tanzten neben den Tribünenaufgängen. Es wurde mitgeklatscht, gestampft und gejohlt. Am Ende erhielten die drei Musiker stehende Ovationen und gaben beglückt noch eine Zugabe. Auf jeden Fall auch zu erwähnen: Das leckere Essen in der Pause. Am Samstag Abend spielen noch zwei weitere Bands, erst jeweils alleine, dann gemeinsam: Thines Duett & Salingari Trio. Heute, am Sonntag, kommt das Vlastos Quartett auf die Bühne. Auf jeden Fall ein beglückender Urlaubstrip am Ende des Sommers, der das kretische Lebensgefühl in Bregenz ein wenig aufflackern hat lassen.