Kris Lemsalu im Magazin 4 im Rahmen des Bregenzer Kultursommers (Foto: Magazin 4)
Silvia Thurner · 21. Dez 2019 · Musik

Vom Klangzauber der Rohrblattinstrumente – Das Trio Mélange bescherte den Zuhörenden im Kuppelsaal der Landesbibliothek ein mitreißendes Konzert

Das Trio Mélange mit Anna Eberle (Oboe), Paul Moosbrugger (Klarinette) und Johanna Bilgeri (Fagott) versetzte mit einer erlesenen Werkauswahl, einem ausgefeilten Gesamtklang und bewundernswert präzise einstudierten Werkdeutungen die Konzertbesucherinnen und -besucher in Staunen. Gefeiert wurde darüber hinaus der erst 14-jährige Salzburger Komponist Karim Zech, von dem das Trio Nr. 2 mit großem Erfolg uraufgeführt wurde.

Das Trio Mélange sorgte seit seiner Gründung im Jahr 2018 vor allem beim Landes- und Bundeswettbewerb „Prima la musica“ für Furore. Kein Wunder, denn Anna Eberle, Paul Moosbrugger und Johanna Bilgeri stehen zwar noch ganz am Anfang ihrer Karriere, sie musizieren jedoch in der Altersklasse der unter 20-Jährigen auf höchstem Niveau. Dies stellte das Trio auch beim traditionellen Weihnachtskonzert, sympathisch moderiert von Lina Bilgeri, eindrucksvoll unter Beweis.

Von der Wiener Klassik aus mit Blick nach Frankreich

Mit dem Opus 98 von Ludwig van Beethoven zeigte das Trio Mélange vor allem die spezifischen Tonqualitäten eines Holzbläsertrios auf. Mit einer fein austarierten Klangbalance präsentierten die Musikerinnen und der Musiker die Hauptthemen und modellierten die Durchführung spannend aus. Das Adagio cantabile bot Gelegenheit, auf den Instrumenten zu singen. Wie virtuos die drei aufstrebenden Musikerinnen und Musiker miteinander in kammermusikalische Beziehungen traten, kam vor allem in den verzahnten rhythmischen Mustern des Finalsatzes zur Geltung.
Danach war das Trio Mélange bestens auf vielfältige und stimmungsvolle französische Musik eingestimmt. Elegant ausgestaltet erklangen die pastoralen Stimmungsbilder der „Cinq pièces en trio pour hautbois, clarinette et basson“ von Jacques Ibert. Besonders in Erinnerung blieb dabei das Allegro assai mit den markant in den Klangvordergrund gestellten Rufmotiven. Hervorragend dazu passte die Sonata for Oboe, Clarinet and bassoon“ von Sándor Veress. Hier begeisterten die Musikerinnen und der Musiker mit einem energetischen Klangfluss. Der Humor und die Unterhaltung der drei aufeinander bezogenen Stimmen sowie die raffiniert treibenden Tonrepetitionen im Allegrissimo faszinierten überdies. Der französische Charme, musikalische Maskenspiele und theatralisch spielerische Gesten prägten auch das mitteilsame Trio von Pierre Max Dubois.

Beeindruckende musikalische Qualitäten

Viel gäbe es über die Spielarten, die hervorragend einstudierten und in einem präzisen Zusammenwirken ausgedeuteten Stimmen zu berichten, über die mühelos wirkende Phrasierungen, prägnant und detailreich ausgestaltete Artikulationen und über die Aufmerksamkeit, die die Triomitglieder einander in ihrem musikalischen Austausch schenkten.
Neben den Werkdeutungen bereicherte auch eine Uraufführung das beeindruckende Konzertereignis. Der aus Salzburg stammende Komponist Karim Zech hatte sofort die Sympathien der Konzertbesucherinnen und -besucher auf seiner Seite, als er völlig unverkrampft vor das Publikum trat und erzählte, wie es dazu kam, dass er für das Trio Mélange ein Werk komponierte.
Mit viel Bedacht auf die musikalische Aussage wendeten sich Anna Eberle, Paul Moosbrugger und Johanna Bilgeri sodann Karim Zechs aussagekräftigen Trio Nr. 2 für Oboe, Klarinette und Fagott „im Stile mittelalter Tänze“ zu. Dabei schälten sie im ersten Abschnitt aus einem motorischen Grundduktus die melodischen Linien gut nachvollziehbar heraus. Die mystische Grundstimmung des zweiten Tanzes kam mit einer feinsinnigen dynamischen Ausgestaltung zur Geltung und der erdige Bordun verlieh den kreisenden Themengestalten des dritten Abschnittes ein markantes Profil. Einen feinsinnigen Flow entfaltete das Finale. Es war eine Freude, die Begeisterung sowohl des Komponisten als auch der Ausführenden zu spüren. Diese positive Energie übertrug sich unmittelbar auf das Publikum.
Von den außergewöhnlichen Künstlerinnen und Künstlern werden wir in Zukunft sicher noch viel und hoffentlich bald wieder hören.