Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Silvia Thurner · 06. Mai 2012 · Musik

Vom Gelingen im Scheitern – „musik in der pforte“ bot im Frauenmuseum interessante und anregende Einblicke in musikalische und kompositorische Wirkzusammenhänge

Es ist ein Markenzeichen der Kammermusikreihe „musik in der pforte“, dass die Werkauswahl den interessierten ZuhörerInnen Einblicke in das musikalische Schaffen von Komponisten gewährt, die andernorts in dieser Art nicht möglich sind. Beispielsweise stellten Klaus Christa und seine Freunde im Frauenmuseum eine sehr frühe Komposition von Robert Schumann vor, die ihn als Lernenden am Beginn seines künstlerischen Werdeganges erlebbar machte. Daneben wurde das Klavierquartett von Johannes Brahms gestellt, das aus dieser Perspektive wiederum aus einem neuen Blickwinkel gehört werden konnte.

Das schöne Ambiente im Frauenmuseum in Hittisau bildet einen idealen Rahmen für die nun am späten Nachmittag stattfindenden Kammerkonzerte. Berit Cardas (Violine), Klaus Christa (Viola), Bjørg Værnes Lewis (Violoncello) und Charles Owen (Klavier) musizierten in einem harmonischen Einverständnis miteinander. So gelangen die Interpretationen der Klavierquartette in einem lebendigen musikalischen Austausch, den die Zuhörenden unmittelbar miterleben konnten.

Leidenschaftlicher Überschwang

Das Klavierquartett in c-Moll komponierte Robert Schumann als 19-jähriger Student. Er selbst hinterließ es unvollständig, weil er es als „verpfuschtes Quartett“ zur Seite gelegt hatte. Joachim Draheim ergänzte einige Stimmen und machte die Komposition der Öffentlichkeit zugänglich.

Es war ein spannendes und auch amüsantes Erlebnis, dieses gänzlich unbekannte Werk zu hören. Robert Schumann komponierte es in einem Überschwang an Ideen, die sich einen Weg bahnten. Aufgeregte Tonlinien und ungestüme Motive, Tonrepetitionen und Akkordzerlegungen verströmten eine energiegeladene Wirkung. Theatralische Schlüsse und tänzerische Passagen, liedhafte Melodien und darauf folgende dramatische Entwicklungen sowie galoppierende Rhythmen, um nur einige Merkmale zu nennen, zeichneten das Bild dieses Klavierquartettes. Interessant an der Darbietung war die Erfahrung, dass auch so renommierte Komponisten wie Robert Schumann einmal angefangen haben und als Lernende ihren Weg zur Meisterschaft erst suchen und finden mussten.

Virtuose Leidenschaft

Die Gegenüberstellung des Klavierquartettes von Schumann mit dem bekannten Opus 25  von Johannes Brahms war ein geschickter Schachzug von Klaus Christa. Auch das Quartett von Brahms ist ein frühes Werk. Doch es ist in seiner formalen Anlage ausgewogen und durchdacht in der Linienführung, sozusagen entschlackt von unnützem Figurenwerk. Orchestral und mit einem satten Grundton führten die MusikerInnen die homophonen Passagen. Zusammen fanden sie einen gut proportionierten Ausdruck, so dass die Linien transparent verflochten erklangen und die Tonartenfarben schön zum Ausdruck kamen. Emotional und in einem spannenden Rollentausch der Streichinstrumente und des Klaviers erregte das Andante con moto die Aufmerksamkeit. Das Rondo alla Zingarese erklang temperamentvoll und mit Esprit und es entwickelte sich eine Werkdeutung, die das gute Einvernehmen der Quartettmusiker eindrücklich unter Beweis stellte. Jeder nahm seine Rolle selbstbewusst wahr, stets vom Gedanken geleitet, den PartnerInnen einen musikalischen Entfaltungsraum zu geben, einesteils im Verhältnis der StreicherInnen zum Klavier und andernteils in den Themen führenden Stimmen zum Fundament.