Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 27. Mär 2022 · Musik

Vom Charme des Theaters in der Musik – Purcells Maskeraden kamen beim Pfortekonzert gut an

„Verzaubern und Flunkern“ lautete das Motto des zweiten Pforte-Abonnementkonzertes. Johannes Hämmerle zeichnete für die Werkauswahl und die musikalische Leitung verantwortlich. Seine Begeisterung nahm die Zuhörenden im Pförtnerhaus sogleich mit und versetzte sie in die musikalische Welt des Henry Purcell. Ein Wiedersehen gab es mit der hervorragenden Sopranistin Andrea Lauren Brown. Energiegeladen musizierten an ihrer Seite Andreas Pilger und Ingrid Loacker (Violine), Markus Huber (Viola), Anna Tausch (Violoncello), Thor-Harald Johnsen (Laute) sowie Johannes Hämmerle (Cembalo).

Der englische Komponist Henry Purcell schuf eine Reihe von sogenannten „Semi-Opern“. Derlei Bühnenmusik, gespielt vor effektvollen Bühnenaufbauten, bestückt mit Tänzen und Arien sowie Maskeraden mit Beteiligung des Publikums, war im England des 17. Jahrhunderts ein beliebtes Event. Johannes Hämmerle ist von Purcells vielfältiger Musik voller Tragikomik, Emotion und allegorischen Figuren begeistert. Für das Pforte-Konzert stellte er eine vielgestaltige Auswahl aus Henry Purcells Semi-Opern „The Fairy Queen“, „King Arthur“, „Dioclesian“, „The Tempest“, „The Indian Queen“, „The Double Dealer“, „Abdelazer“, „Don Quixote“, „Timon of Athens“ und “The Rival Sisters” zusammen. Dramaturgisch boten die Overtüren, Tänze und Arien viel Abwechslung, die zuerst in Purcells Welt der Feen, sodann in die musikalische Ideenwelt der Naturgeister und schließlich in die emotionsgeladenen Gefühlswelten von glücklich und unglücklich Verliebten führte.
Die kleine Besetzung mit Streichquartett, Laute und Cembalo hatte zwar zur Konsequenz, dass beispielsweise im Vergleich zu einem Barockorchester Kontraste von Instrumentalfarben oder wirkungsvoll sich aufbauende Tuttipassagen schwächer wirkten, jedoch bestach das Ensemble durch seine schwungvollen Phrasierungen und die gelenkigen Linienführungen. Die für den affektiven Ausdruck der Musik typischen Imitationen, Sequenzierungen, kanonischen Einsätze und Grounds kamen in der Spielart des Ensembles wunderbar durchsichtig und gut nachvollziehbar zur Geltung.

Ein Wiedersehen

Im Mittelpunkt stand die Sopranistin Andrea Lauren Brown. Langjährige Pforte-Besucher:innen hatten die amerikanische Sängerin, die zu Beginn der Pforte-Reihe öfters in Feldkirch zu hören gewesen ist, sicher noch in Erinnerung. Ihre warme und ausdrucksstarke Stimme sowie ihre virtuosen Koloraturen ließen auch bei diesem Konzert niemanden kalt. Sämtlichen allegorischen Figuren aus Purcells Bühnenwerken verlieh sie eine große Aussagekraft.
In den Arien „Ye gentle Spirits of the Air“ und in „Dry those Eyes“ kam die schwungvolle Leichtigkeit der Sopranistin im Wechselspiel mit den Musiker:innen hervorragend zur Geltung. Als allegorische Figur der Nacht verlieh die Sängerin der Arie „See, even Night herself is here“ ein starkes Profil. In einen amüsanten Dialog mit den Geigen trat Andrea Lauren Brown als Sinnbild der Luftgeister in „Come down my Blusterers“. Den Höhepunkt bildete die Arie „Let the Dreadful Engines of Eternal Will“ aus „Don Quixote“. Mit großen Gesten, ausdrucksvollen Artikulationen, vielerlei harmonischen Farben und einem starken Bassfundament formten die Sopranistin und die Musiker:innen die ganze Bandbreite der Gefühle aus.

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