Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Silvia Thurner · 21. Feb 2022 · Musik

Vier virtuose Musiker, ausgelassene Spielfreude und ein hellauf begeistertes Publikum in der Kulturwerkstatt Kammgarn

„No Limits“ lautete das Motto des Konzertes, das die beiden Akkordeonisten Raphael Brunner und Goran Kovacevic, den Flötisten Juan Carlos Diaz und den Saxophonisten Peter Lenzin in der Kulturwerkstatt Kammgarn in Hard zusammen führte. Vor vollem Haus stellten die Musiker ihre über viele Genregrenzen hinweg führende Virtuosität eindrücklich unter Beweis. Die Art der musikalischen Kommunikation, der Spielwitz und die improvisatorische Spontaneität ließen den Funken zum Publikum sogleich überspringen. In ausgelassener Stimmung spielten die vier „was das Zeug hielt“ und ließen die Zuhörenden an ihrem freudvollen Musizieren Anteil nehmen.

Der Clou des Quartetts bestand darin, dass Goran Kovacevic und Peter Lenzin sowie Juan Carlos Bueno und Raphael Brunner schon jahrelang jeweils im Duo miteinander musizieren. Außerdem studierte Raphael Brunner bei Goran Kovacevic am Vorarlberger Landeskonservatorium. Während zuerst die Vertrautheit der Duopartner noch erkennbar war, hoben die Musiker diese „Grenzen" alsbald aus den Angeln und ein fulminanter Austausch begann. In einem gut nachvollziehbaren und humorvollen Spiel warfen sich die Musiker improvisierte Gedanken zu, reichten musikalische Gedanken weiter und steigerten sich in den Klangfluss hinein.
Bereits mit ihrer musikalischen Begrüßung zeigten die Musiker auf, wohin die Reise gehen wird, vom Balkanjazz über lateinamerikanische Musik á la Tango Nuevo bis hin zur romantischen und klangsinnlichen Landschaftsschilderungen mit alpiner Färbung. Alle vier hatten eigene Kompositionen mitgebracht, die jeweils unterschiedliche Temperamente herauskristallisierten. Ihre Lust und ihr Können, sich in rhythmisch vertrackte Passagen hineinzusteigern, zeigte sich in „Pola Pola Pole Pole“ von Goran Kovacevic und auch in Brubecks „Blue Rondo à la Turk“.
Perkussion auf dem Akkordeon setzten Raphael Brunner und Goran Kovacevic vielgestaltig ein und ließen mit ihrem klanglichen Variantenreichtum und mikrotonalen Glissandi auf ihren Instrumenten immer wieder aufhorchen.

Atmosphäre und Klangräume

Von lateinamerikanischer Musik geprägt zeigten sich die Kompositionen „Platano“ von Raphael Brunner sowie „Panorama“ von Juan Carlos Diaz. Die Atmosphäre, Wärme und die Landschaft Kolumbiens kamen dabei hervorragend zur Geltung und auch eine unbeschwerte Lebensfreude. Spannend setzte Juan Carlos Diaz in seinem Werk "Se le tiene / Das gibt es" musikalische Floskeln zueinander in Beziehung und tauschte sie mit den anderen aus. Auch in diesem Stück zeigte sich, wie viel die Musik von gegenseitigen Dialogen und spontanen Einfällen lebte, Anspielungen und Zitate setzten die Musiker amüsant in Szene. In Peter Lenzins „Strada del sole“ imponierten die feinsinnigen Soli und die Art, wie sie schließlich ins Quartett übergeführt wurden.

Einen weiten Klangraum zelebrierten die Musiker im „Jodler“ von Christian Bakanic. Das armenische Wiegenlied „Erzurumi Shoror“ lebte unter anderem von atmosphärischen Atem- und Luftgeräuschen, und überdies zeigte sich in diesem Song die große Kunst der Übergänge. Berührend wirkte das feinsinnige Arrangement des Songs „Demain c’est toi“ von Zaz, den die Musiker auf ihren Instrumenten sangen.

www.goran-kovacevic.com