"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Silvia Thurner · 04. Jul 2015 · Musik

Vier Schurken haben Umbidu gefunden – ein faszinierendes Musiktheater für Menschen jeden Alters wurde im Rahmen von Cross Culture der Bregenzer Festspiele gezeigt

Auf die Suche nach dem Glück machten sich vier Eigenbrötler im Seestudio des Bregenzer Festspielhauses. "Die Schurken" nahmen einen ganzen Saal voll Kinder mit auf Entdeckungsreise in ihre individuelle Welt der Musik und eines glücklichen Miteinanders. Was die schauspielenden Musiker Martin Deuring (Kontrabass), Stefan Dünser (Trompete), Goran Kovacevic (Akkordeon) und Martin Schelling (Klarinette) an Humor, Darstellungskraft, musikalischem Ausdruck und hintergründigem Tiefsinn auf die Bühne brachten, lässt sich schwer in Worte fassen. Neben den ausgezeichneten Musikdarbietungen bestach das Musiktheater durch eine fantasievolle Lautsprache, Geräusche und Affektlaute. "Die Schurken" sind Profis auf mehreren Ebenen und gemeinsam mit der Regisseurin Sara Ostertag setzten sie einen Markstein im großen Reigen hervorragender Kinder- und Familientheaterproduktionen.

„Die Schurken“ haben schon oft mit außergewöhnlichen Familienkonzerten auf sich aufmerksam gemacht. Ihr aktuelles Stück übertrifft das bisher Gebotene, wie beispielsweise „Kommissarin Flunke“ oder „Der magische Klang“. Mit der Regisseurin Sara Ostertag entwickelte das Quartett aus einer Konzertidee ein Musiktheater für Kinder, das vom ersten bis zum letzen Ton stimmig, unterhaltsam und dramaturgisch hervorragend umgesetzt ist.

Klare Charakterzuschreibungen


Vier Clochards begegnen sich, jeder von ihnen ist ein Eigenbrötler wie es im Buche steht. Bereits mit den einleitenden Gesten wird deutlich, welcher Charakter jedem innewohnt. Während der eine leutselig relativ rasch Kontakt mit den anderen aufnimmt, ist der andere ganz mit seinem Krimskrams beschäftigt. Der Dritte hat einen wahnwitzigen Lacher drauf, den er wie einen Kanonenschuss auf andere los lässt, sobald man ihm zu nahe tritt. Der Vierte im Bunde erscheit zuerst eher zurückhaltend und weinerlich, ist aber auf seine Art bestimmend. Er freut sich später umso mehr über das gemeinsame Tun. Die darstellerischen Rollen sind Stefan Dünser, Martin Schelling, Goran Kovacevic und Martin Deuring bewundernswert klar zugeschrieben.

Musikalische Vielfalt


Das klug zusammengestellte Musikprogramm mit Werken von György Ligeti, Albin Brun, Johann Sebastian Bach, Manuel de Falla, Henry Purcell, Erik Satie, Franck Angelis, Martin Schelling und Vladeta Kandic fügt sich nahtlos in die Geschichte des gegenseitigen Kennenlernens und der Suche nach Umibidu ein und unterstreicht emotionale Verfassungen. Wieviel die Kompositionen sowohl spieltechnisch als auch musikalisch von den Musikern abverlangen, erschließt sich erst im Nachhinein. "Die Schurken“ spielen mit einer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, die einfach nur Staunen macht.

Lautsprache und Geräusche mit einbezogen


Ein bedeutendes Element der Handlung sind lautmalerische Elemente, die vielerlei Emotionen transportieren. Beispielsweise die aufbrausenden Glissandi am Akkordeon, oder die rufenden Floskeln mit dem Mundstück sowie die verlässlichen Antworten auf ausgesendete Signale, die vom Kontrabass kommen. Auch das sprachlich eingesetzte Plappern und die Vokalisen bereichern den musikalischen Fluss des Musiktheaters.

Schließlich fanden die vier Clochards ihr Umbidu. Einesteils im Kontakt zueinander und im gemeinsamen Musizieren, das sie glücklich machte. Andernteils aber auch in einer Pizza, die sie miteinander genießen konnten. Sie haben herausgefunden, dass Umbidu - das Glück - überall dort ist, wo sie das Große im Kleinen sehen.

Zur Information: Das Familienkonzert am 5. Juli ist bereits ausverkauft.