Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 19. Okt 2015 · Musik

Unterschiedliche Kompositionsstile und ein neues Werk von Michael Floredo zu einem eindrucksvollen Kranz gebunden – Gerda Poppa, Christoph Indrist und Lukas Nußbaumer musizierten im Rahmen der Basilika Konzerte Rankweil

Einen abwechslungsreichen Konzertabend bescherten die Basilika Konzerte Rankweil den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern. Unter dem Leitgedanken „rosarium musicum“ haben die Organistin Gerda Poppa, der Saxophonist Lukas Nußbaumer und der Perkussionist Christoph Indrist ein vielseitiges Programm zusammengestellt. Den Höhe- und Schlusspunkt des niveauvollen Abends bildete die Uraufführung der Komposition „Kontemplation: Geist – Nicht Geist“ von Michael Floredo. Die Werkdeutung hinterließ einen starken Eindruck, weil die Musik aussagekräftig komponiert sowie bewundernswert virtuos präsentiert wurde.

Die zusammengefügten Kompositionen des Abends passten inhaltlich zum Themenkreis des Rosenkranzes und beinhalteten neben Meditationen auch Marienanbetungen und „Vater unser“ aus unterschiedlichen musikalischen Genres. Das Repertoire reichte von Buxtehude und Bach über die Franzosen Felix A. Guilmant und Eugène Bozza bis hin zu den Zeitgenossen David Gillingham aus den USA, Akira Yuyama aus Japan und Evelyn Glennie aus England. Vor allem die sich hervorragend ergänzende Kombination der Klangfarben mit Saxophon, Marimbaphon und Orgel rundeten das Konzert hervorragend ab.

Andere Hörperspektiven


Gerda Poppa entfaltete an der Pflügerorgel in der Basilika die Themen in Dietrich Buxtehudes „Vater unser“ und im Magnificat von Felix A. Guilmant vielgestaltig und transparent. Allerdings wurden in Guilmants Magnificat auch die Grenzen des Instruments und des Kirchenraums der Basilika deutlich. Doch lenkte die weniger auf den opulenten Klang ausgerichtete und mehr auf die Struktur konzentrierte Hörperspektive den Fokus auf die gut nachvollziehbaren Themenführungen. Ungewöhnlich war überdies der klangliche Blickwinkel, mit dem Lukas Nußbaumer Teile aus der ersten Cello-Suite von Johann Sebastian Bach auf dem Saxophon präsentierte. Die berühmte Musik verfehlte auch in dieser Werkdeutung die Wirkung nicht, allerdings fehlte mir die weiche Entfaltung der Obertöne aus den frei schwingenden Bordun-Saiten wie es eben nur dem Violoncello eigen ist.

Gute Klangentfaltung


Aufhorchen ließ der „Gesang“ des Marimbaphons, den Christoph Indrist anstimmte. Der zweite Satz aus David Gillinghams "Concerto" erklang wunderbar aus einem Pianissimo heraus entwickelt und bildete Klangflächen mit ineinander fließenden Akkordzerlegungen und Arpeggi. Einen unmittelbar wirkenden Song präsentierte Christoph Indrist mit „A little prayer“ von Evelyn Glennie. Die Aufmerksamkeit lenkte das Divertimento für Marimba und Saxophon von Akira Yuyama auf sich. Die impulsive Musik verströmte durch die raffinierte Rhythmik und die dichten Tonverflechtungen einen mitreißenden Charakter. Dynamisch stimmte Christoph Indrist seine Parts sehr gut auf die melodischen Hauptlinien des Saxophons ab. Im Zusammenspiel entwickelten die Musiker den Ausdrucksgehalt des Divertimentos reizvoll, weil ihnen das virtuose Stück offensichtlich Spaß machte.

Teilweise etwas pathetisch wirkten die Cantilène pastorale „Jesus, den Du, o Jungfrau, vom heiligen Geist empfangen hast“ von Felix A. Guilmant und Eugène Bozzas Fantasie pastorale „Jesus, den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast“. Obwohl Bozza zumindest eine Generation später lebte als Guilmant, hatten die beiden Werke frappierende Ähnlichkeiten miteinander.

Geistvoll und Ideenreich


Mit Spannung wurde die Uraufführung des neuen Werkes „Kontemplation: Geist – Nicht Geist“ erwartet, das Michael Floredo im Auftrag der Basilika Konzerte Rankweil komponiert hat. Die Musik begann meditativ und bildete im dichten Verlauf zwei gegensätzliche Pole heraus. Suchende Gesten nahmen prozesshaft konkrete Gestalt an, entwickelten sich in ihrer Länge und wurden im weiteren Verlauf komplex miteinander verflochten. Die Linien verliefen gegenläufig, wirkten polarisierend und aufgeregt, sie bremsten sich gegenseitig aus und wurden ‚angriffslustig’ miteinander konfrontiert. Einen riesigen Klangraum öffnete die Orgel. Dieser erstreckte sich von Tönen in höchsten Lagen zu den tiefen Pedaltönen. So wurden auch physisch erlebbare Luftsäulen zum Schwingen gebracht. Die eher schrillen Toncharaktere des Sopransaxophons und des Glockenspiels standen dazu in einem eindrucksvollen Kontrast. Das virtuose Werk forderte von den beiden Organisten Gerda Poppa und Michael Fliri, von Christoph Indrist an den Perkussions und Lukas Nußbaumer am Sopransaxophon sehr viel Präzision und Konzentration. Diese Herausforderung nahmen die Musikerin und die Musiker an und setzten mit der Präsentation dieses eindrücklichen Werkes dem ausdrucksstarken Konzertabend die Krone auf.