Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Peter Ionian · 30. Okt 2011 · Musik

Tanzwut abbauen – Die Parov Stelar Band im Dornbirner Conrad Sohm

Der österreichische DJ und Produzent Marcus Füreder kombiniert als Parov Stelar elektronische Beats mit einer swingenden Liveband und hat somit ein neues Genre geprägt, den Electroswing. Das voll gefüllte Conrad Sohm tanzte sich in der Nacht des 28. Oktobers in Ekstase.

Endlich mal wieder so richtig abtanzen – das hatten sich wohl die meisten vorgenommen, die am vergangenen Freitagabend nach Dornbirn ins Conrad Sohm gekommen waren. Die Parkplätze am Straßenrand entlang der Gütlestraße waren weithin besetzt. Und die Gäste waren von überall her angereist, nicht nur aus dem ganzen Ländle, sondern auch aus der Schweiz und Deutschland. Um neun Uhr war der Prachtklub bereits komplett gefüllt, wie in den besten Zeiten. Alle waren gekommen, um an etwas teilzuhaben, das tanzbarer kaum sein könnte. Parov Stelar steht sinnbildlich für das schwingende Tanzbein. Sein Hybrid aus ausgereiftesten DJ-Skills und einer gut trainierten Band bewegt die Massen. Und das nicht nur im fast schon familiären Klubrahmen des Conrad Sohms am Freitag, sondern in zahlreichen Hauptstädten Europas und der ganzen Welt.

Mastermind hinter dem Konzept ist der Linzer Marcus Füreder

Als DJ und Produzent stand er mit seinem mächtigen schwarzen Thron auf der Bühne, nicht nur über den Besuchern, sondern auch über der Band. Zwei Apple Powerbooks krönen seine Kanzel, hinter der er als Parov Stelar die Fäden zieht. Er bringt Jazz, House und Downbeat in Kombination eindringlich zum Klingen. Als Pionier prägte er das neue Genre des Electroswings, der vom Ohr direkt in die Beine gehen soll.

Die Band spielt Major League

Ein treibendes rhythmisches Fundament wird immer wieder von exakten Bläsersätzen mit Klangfarben bemalt, um sich dann wieder in elektronischen Tanzprogrammen zu verlieren. Das Feeling war entsprechend irgendwo zwischen Karneval, Weltreise und Diskonacht. Sängerin Cleo Panther lenkte die Aufmerksamkeit dann wieder auf ihre Hüftschwünge in ausgefallenen Uniformen, was dem ganzen Bühnenauftritt zusätzlich Sex gab. Die Liveband machte aus einem einfachen DJ-Set ein vollwertiges Konzert. Alle haben bekommen, was sie gesucht haben. Es wurde getanzt, bis sämtliche Stoffschichten am Körper klebten. Selbst nach der Zugabe ging es für manche weiter.

Und was kostete der Spaß?

Mit 31,- Euro im Vorverkauf war der Ticketpreis sehr hoch, aber offensichtlich angemessen. Parov Stelar hat es als österreichischer Künstler geschafft, zu einem Mitspieler im internationalen Musikzirkus zu avancieren. Die entsprechende Nachfrage rechtfertigt den Preis. Neben der triumphierenden Präsenz in sozialen Netzwerken hat bestimmt auch der überzeugende Auftritt beim diesjährigen Szene Open Air dazu beigetragen, dass so viele Leute gekommen waren.

Die Zukunft des Prachtclubs

Dieser Abend spielte in beiden Welten, in denen das Conrad Sohm einst zuhause war. Einerseits war es eine Clubnacht, aber auch ein Konzert. Man kann gespannt sein, ob das Haus in Zukunft diesen Spagat genausogut hinkriegt wie Parov Stelar.