Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 27. Jun 2022 · Musik

Rendezvous mit Schubertwerken – Musiker:innen rund um die Familie Barenboim boten zwar gute Unterhaltung, doch der Funke sprang nicht so recht über

Zum Abschluss der Junikonzerte bei der Schubertiade Schwarzenberg musizierte ein hochkarätig besetztes Quintett. Neben Michael Barenboim (Violine) musizierten Yulia Deyneka (Viola), Kian Soltani (Violoncello) sowie Nabil Shehata (Kontrabass) und die Pianistin Elena Bashkirova. Das reine Schubertprogramm mit früher Kammermusik sowie berühmten Werken, wie die „Arpeggione-Sonate“ und das „Forellenquintett“, bot zwar Abwechslung und eine gute Unterhaltung, doch die hohen Erwartungen an die renommierten Musiker:innen und ihre Werkdeutungen wurden enttäuscht.

In Quintett-Besetzung interpretierten Michael Barenboim, Yulia Deyneka, Kian Soltani, Nabil Shehata, und Elena Bashkirova zuerst das „Adagio und Rondo Concertante“ (D 487). Mit diesem Werk wollte der 19-jährige Franz Schubert ein Klavierkonzert in Kammermusikbesetzung schaffen. Den virtuosen Charakter des Klavierparts kehrte Elena Bashkirova nicht extra heraus, doch sie bildete ein starkes Zentrum für das musikalische Geschehen. Eher irritierend auf die Klangbalance wirkte die Hinzunahme des Kontrabasses, obwohl dies von Franz Schubert als Möglichkeit mitgedacht worden ist. Nabil Shehata spielte unisono mit dem Cello, dadurch geriet der Celloklang in den „Windschatten“ des Kontrabasses und es bildete sich, trotz der eleganten Spielart von Nabil Shehata, eine enorm starke Basslinie heraus.
Als weiteres Frühwerk deuteten Michael Barenboim und Elena Bashkirova die Sonate für Violine und Klavier (D 385). Aufhorchen ließen zuerst die weit gespannten Intervalle des Hauptthemas. Mit ihnen verschaffte sich der Violinist Raum, den er sodann im Zwiegespräch mit der Klavierpartnerin ausfüllte. In einer guten Kommunikation miteinander verwoben der solide agierende Michael Barenboim und Elena Bashkirova am Klavier die Motive und gestalteten die Dynamik mit nuancierten Schattierungen.
Schuberts berühmte „Arpeggione-Sonate“ (D 821) erklang nicht in der meist gespielten Besetzung mit Violoncello und Klavier, sondern mit Viola und Klavier. Yulia Deyneka und Elena Bashikova betonten in ihrer Werkdeutung vor allem die poetisch melancholische Aussage der Musik. Doch das Spiel der Bratschistin wirkte im Hinblick auf individuelle Ausdrucksgestalten wenig souverän und zudem trübten einige intonatorische Unwägbarkeiten den Gesamteindruck.
Abschließend erklang Schuberts „Forellenquintett“. Hier zeigte sich die große Meisterschaft des Cellisten Kian Soltani. Wann immer er die Gelegenheit hatte, artikulierte er die Motive mit einem großen Aufforderungscharakter und animierte seine musikalischen Partner:innen. Nabil Shehata am Kontrabass tat es ihm gleich und so entwickelte sich, von den tiefen Registern ausgehend, ein musikantisches Profil, das besonders das Scherzo sowie den nachfolgenden Variationensatz belebte. Schwungvoll gestalteten die Musiker:innen die Themen aus, setzten humorvolle Akzente und artikulierten fröhlich fortschreitende Pizzicati im Bass. Den fließenden Charakter betonte das Quintett im Finale stärker als die Rhythmik, dadurch ergaben sich reizvolle Klangwirkungen, die immer wieder aufhorchen ließen.
Das Publikum dankte begeistert für die erfrischende Werkdeutung.

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