Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 28. Apr 2014 · Musik

Pomp und Unterhaltungsmusik – Das Concerto Stella Matutina präsentierte Musik der Dresdner Hofkapelle

An den Fürstenhof Augusts des Starken in Dresden führte das Barockorchester „Concerto Stella Matutina“ unter der Leitung des Cellisten Christophe Coin im Rahmen des ersten Abonnementkonzertes in der Kulturbühne AmBach. Festliche Musik bildete den Rahmen für unterhaltende Tänze und ein reizvolles Cellokonzert von Johann Adolf Hasse mit Christophe Coin als Solisten. Dabei erlebte das Publikum auch, dass historische Instrumente einen individuellen und manchmal auch etwas eigensinnigen Klangcharakter haben.

Am Hof in Dresden lebte August der Starke in Saus und Braus und mit allem Pomp, den man sich denken kann. In ganz Europa bekannt war seine Hofkapelle, bei der die namhaftesten Musiker aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts versammelt waren. Französische und italienische Literatur wurde gleichberechtigt nebeneinander gepflegt und viele neue Werke entstanden zu Repräsentationszwecken, zur Unterhaltung und zum Tanzen. Aus diesem großen Fundus schöpfte das „CMS“ bei seinem Konzert.

Den Rahmen bildeten Werke für Streicher, Trompeten und Pauken. Vor allem das Concerto in D von Johann Friedrich Fasch (FWV l:D3) für Solovioline, 3 Trompeten, Pauken, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo illustrierte eindrucksvoll die konzertant angelegte Musik. Schwungvolle Bewegungsfiguren und vielfältige Klangfarbenkombinationen zwischen den Soloinstrumenten und dem Tutti sowie ein starkes Fundament mit Pauken sorgen für Abwechslung. Virtuos und gelenkig erklangen die solistischen Parts, die Silvia Schweinberger (Violine), Emiliano Rodolfi und Michele Antonello (Oboe) sowie Herbert Walser-Breuß, Bernhard Lampert und Ulrich Mayer (Trompeten) spielten.

Das Innenleben eines Barockcellos


Im Mittelpunkt stand das Cello Concerto in D-Dur von Johann Adolf Hasse, das noch gar nicht vor allzu langer Zeit entdeckt worden ist. Eingebettet in den Orchesterklang entfaltete Christophe Coin zuerst verspielte melodische Motive, bevor eine Fuge transparent in den Raum gestellt wurde. Schön modellierte der Solist das Andante und virtuose Läufe sowie eingängige Themenführungen belebten den Finalsatz. Besonders in diesem Teil erlebten die Zuhörenden auch den eigenen Charakter und das Innenleben historischer Instrumente. Einesteils kam der samtweiche Celloklang gut zur Geltung, andererseits wirkte das Instrument mitunter auch etwas launisch, wenn beispielsweise die Saiten nicht sofort so ansprachen, wie das gewünscht wäre.

Eleganz und Temperament


„Imitation des caracteres de la danse“ von Johann Georg Pisendel sowie die Ouvertüre  (HWV 75:1) von G.F. Händel und das Concerto con Violino, Oboe und Flauto Traversiere von Johann David Heinichen mit den bereits genannten MusikerInnen sowie Maria Tecla Andreotti und Martin Skamletz an den Traversflöten ergänzten das Programm. Christophe Coin und das CSM musizierten mit geschlossener Ausdruckskraft und mit einem guten Kontakt zueinander. Den SolistInnen boten die Orchestermusiker viel Raum zur Entfaltung. So hatte das Publikum eine angenehme Zeit mit bildhaft ausgeformten und tänzerischen Musikstücken.

Im Laufe des Abends hatte ich zunehmend den Eindruck, dass einige der dargebotenen Werke Gebrauchsmusiken waren, die zur damaligen Zeit nicht für sich allein im Mittelpunkt zu (be)stehen hatten. Die Zugabe mit dem anregenden und raffiniert komponierten Concerto von Carl Philipp Emanuel Bach bestätigte dieses Gefühl.