Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 28. Feb 2010 · Musik

Poetisch - archaisch - amüsant. Das „Collegium Instrumentale“ unter Guntram Simma hinterließ im Dornbirner Kulturhaus einen nachhaltigen Eindruck

Vor zwei Jahren formierte Guntram Simma das „Collegium Instrumentale“ neu. Es ist erstaunlich und bewundernswert, was das Orchester unter seinem Chef zu leisten vermag. Als Solist war Roland Krüger eingeladen, der schon vor Jahren mit dem Jugendsinfonieorchester Dornbirn zusammen musiziert hat. Mit seiner Interpretation des Schumann-Klavierkonzertes begeisterte er das Publikum. Bemerkenswert ist auch Guntram Simmas Zugang zur zeitgenössischen Musik. Völlig unverkrampft und selbstverständlich führt er neueste Musik auf. Diesmal wurden die ZuhöerInnen mit Walter Kirchmairs“ Konzert für Orchester“ bestens unterhalten.

Roland Krüger verbinde eine langjährige Freundschaft mit dem Jugendsinfonieorchester und  nun auch mit dem „Collegium Instrumentale“. Der Pianist hat sich längst international etabliert und unterrichtet an der Hochschule in Hannover. Immer noch besticht und beeindruckt der inzwischen 37-jährige Krüger bei seinen Auftritten mit seinem jugendlichen und sympathischen Auftreten.

Poetisches Erzählen am Klavier

Von Anfang an machte der Solist die Intention seiner Werkdeutung klar, denn er suchte aufmerksam den Kontakt zum Orchester und formte die charakteristischen Hauptlinien poetisch aus. Das „Collegium Instrumentale“ war Roland Krüger ein ebenbürtiger Partner, unterstrich die Konturen seiner Themenführungen und stellte harmonische Korrespondenzen her. Lediglich in den piano geführten Passagen des Mittelteiles wurden ein paar intonatorische Schwierigkeiten der Streicher hörbar. Für den Gesamteindruck, ist dies jedoch unwichtig. Mit einem eher getragenen Tempo wurde das Konzert eröffnet. Das Hauptthema mit vielgestaltigen Nebengedanken präsentierte der Pianist mit Nachdruck und reflektierte dann darüber. So entwickelten sich auch schöne Zwiegespräche, beispielsweise mit den Holzbläsern. Die Erzählstruktur Schumanns machte Roland Krüger vor allem im Mittelsatz deutlich, während die Emphase mehr vom Orchester ausging. Auch im Finalsatz erregte der Solist immer wieder Aufmerksamkeit, indem er Motive in ein ungewöhnliches Licht stellte und so die Interpretation des viel gehörten Werkes auf reizvolle Art anders wirken ließ.

Archaisch Klangwelten

Walter Kirchmair ist ein Tiroler Komponist und Gitarrist. Von ihm hörte Guntram Simma im vergangenen Jahr die Uraufführung des „Konzertes für Orchester“. Von diesem Werk war er so überzeugt, dass er es sogleich auf das Programm des „Collegium Instrumentale“ setzte. In der Tat ist nachvollziehbar, was Guntram Simma an dieser Komposition so begeisterte. Die Musik durchschreitet mit motorischen Rhythmen und perkussiver Kraft den Tonraum und setzt dabei viel Energie frei. Für die Orchestermusiker stellte das Werk eine große Herausforderung dar, doch sie folgten dem umsichtigen Dirigat gut. Die modale Klanggestaltung über weite Strecken verleiht Kirchmairs Werk einen rituellen Charakter. Verstärkt wird der archaische Eindruck durch Liegetöne, während denen Klangfenster mit melodischen Einsprengseln erklingen.

Gegen den Zwang von Uraufführungen

Der Gegensatz zwischen motorischen Tonrepetitionen, Signalmotiven und melodischen Verflechtungen ist über weite Strecken gut gelungen. Allerdings dehnte sich der Mittelteil allzu sehr in die Länge. Anscheinend wollte der Komponist unbedingt seine Idee des Durchschreitens aller Stimmgruppen im Orchester erfüllen. Jedenfalls realisierte das Orchester eine gut nachvollziehbare Werkdeutung und präsentierte den zahlreichen ZuhörerInnen eine Komposition, die sehr gut aufgenommen worden ist. Lobenswert ist die Aufführung auch deshalb, weil Guntram Simma nicht dem derzeit allerorts üblichen Uraufführungswahn folgt, sondern ein Werk, das ihn beeindruckt hat, ganz unprätentiös auf das Programm setzte und gut interpretierte.

Der Fantasie freien Lauf lassen

Abschließend spielte das „Collegium Instrumentale“ die Orchestersuite „Les biches“ von Francis Poulenc. Das Stück steht ganz in der Pariser Tradition der 20-er Jahre und ist ein Paradebeispiel für Poulencs kompositorische Welt. In Anlehnung an Strawinsky und auch klassische Vorbilder formte er eine höchst amüsante Musik, leicht nachvollziehbar, aber nie banal. Das Orchester musizierte mit Esprit, lediglich der Rag und die Mazurzka wirkten etwas schwerfällig. Die ursprüngliche Idee der Ballettmusik wurde nacherlebbar, auch durch bemerkenswerte Leistungen einiger Solisten in den Reihen der Holz- und Blechbläser.

MusikerInnen ein Podium bieten

Guntram Simma geht mit seinem „Collegium Instrumentale“ einen guten Weg. Bewunderswert ist das Engagement des Dirigenten auch deshalb, weil er auf sehr hohem orchestralem Niveau vielen MusikstudentInnen, MusikschullehrerInnen und MusikerInnen ein herausforderndes Podium bietet, um Orchesterwerke zu musizieren.