Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Anita Grüneis · 30. Dez 2021 · Musik

Orchester Liechtenstein-Werdenberg: Ein schwungvolles und rasantes Silvesterkonzert

«Das Orchester will wie Phoenix aus der Asche auferstehen» meinte Peter Möller, Präsident des Orchestervereins Liechtenstein-Werdenberg beim Silvesterkonzert im Triesner Gemeindesaal. Und genau das geschah denn auch. Es war eine lange Durststrecke, die das Orchester die letzten beiden Jahre überwinden musste - wie so viele anderen Künstlerinnen und Künstler.

Die rund 50 Musikerinnen und Musiker, zwischen 17 und 70 Jahren alt, kommen aus dem Dreiländereck von Chur bis Bregenz. Aus insgesamt 26 Ortschaften fahren sie jeweils mittwochs zur Probe nach Vaduz. Aber das Proben war seit letztem Jahr schwierig geworden, doch die Amateurmusiker:innen ließen sich nicht unterkriegen, passten sich den Gegebenheiten an, probten in Kleinformationen und installierten einen Musikserver in Irland, um online proben zu können. Ihre geplanten drei Konzerte im Frühjahr, im Herbst und zu Silvester 2020 mussten abgesagt werden, ebenso das Frühlings- und Herbstkonzert in diesem Jahr. Umso glücklicher schätzten sich alle, nun endlich wieder live gemeinsam musizieren zu können – vor einem Publikum, das zahlenmäßig weit grösser war als die Personen auf der Bühne!

Kluges Programm, straffe Führung und Gassenhauer

«Ungehemmte Spielfreude und ein tolles Konzertprogramm» versprach der Vereinspräsident vor Konzertbeginn und bat darum, Herzen und Ohren zu öffnen. Das Publikum bekam und tat weit mehr als das. Nicht nur die Leidenschaft der Musikerinnen und Musiker kam über die Rampe, auch die Probenarbeit mit dem erfahrenen Dirigenten William Maxfield hatte sich ausgezahlt – das Orchester klang besser denn je. Dazu hatten die Verantwortlichen ein kluges Programm zusammengestellt, das mit seinen populären Werken geradewegs zum Schunkeln und swingen einlud. Der erste Teil des Abends gehörte dem Musical, von «My fair Lady» bis «West Side Story» waren etliche «Gassenhauer» dabei. So sang Sopranistin Sabine Winter das berühmte «Ich hätte getanzt heut Nacht» von Frederick Loewe, in dem es auch heißt «Ach wär’s doch nie vorbei» - das dachte vielleicht auch so mancher im Publikum bei ihrer Interpretation. Gleich danach schmachtete der Tenor Mindaugas Jankauskas  «In der Straße wohnst du» und mit ihm und seinem hellen Tenor schwebten einige wahrscheinlich «so oben irgendwo». Sopranistin Sabine Winter entführte die Zuhörerinnen und Zuhörer dann noch «over the rainbow» in eine romantische Landschaft, in der ihre sehnsüchtige Stimme und der Zauberer Oz wohnen.

Fantastisches Orchester mit viel Pep

Das Orchester brillierte unter der souveränen Leitung von William Maxfield vor allem bei «West Side Story» von Leonard Bernstein. Mit all dem berühmten Melodien von «Tonight», «I feel pretty» oder «Maria» bauten die Musizierenden mit ihrem Dirigenten weite Räume auf, in denen sich die Melodien tänzerisch bewegen konnten – bis sich dann die Spannung bei dem fingergeschnalzten «Keep cool, boy» entlud und das anschließende «I like to be in America» wie ein Aufschrei durch den Saal geisterte. Das war eine tolle konzertante Darstellung dieses berühmten Musicals! Und als dann am Schluss des ersten Teils dieses Abends auch noch «New York, New York» von John Kander daherswingte, war klar: dieses Orchester ist voller Leben und Leidenschaft!  

Operettenmelodien und Hits

Der zweite Teil gehörte der Operette. Auch dabei durfte das Publikum in Altvertrautem schwelgen, obwohl das flotte Dirigat von William Maxfield nicht allzuviel Gemütlichkeit erlaubte. Da erinnerte die Johann Strauss Ouvertüre des «Zigeunerbaron» mit ihrer Rasanz und ihrem Schwung schon etwas an die «West Side Story» und wirkte total erfrischend. Dafür brachte Mindaugas Jankauskas mit seinen beiden Liedern «Dein ist mein ganzes Herz» und «Wien, Wien nur du allein» ein bisschen Walzerseligkeit in den Abend und auch Sabine Winter ließ beim «Schwipslied» das Publikum mitschwipsen. Dann aber wurde es noch einmal romantisch mit den «geschenkten Rosen in Tirol» bis mit dem «Frühlingsstimmenwalzer» von Johann Strauss allen Zuhörerinnen und Zuhörern ein furioses Finale geschenkt wurde. Und natürlich gab es auch eine Zugabe! Davor aber wünschte Vorstandsmitglied und Geigerin Clarissa Frommelt, die den Abend  moderiert hatte, allen ein gutes Neues Jahr.

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