Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Silvia Thurner · 30. Okt 2017 · Musik

Musikalische Welten des Lebens und Sterbens – Bruno Oberhammer sowie die Trompeter Gabriel Morre und Thomas Vötterl gestalteten ein vielsagendes Konzert

Die historische Bergöntzle Orgel in der Pfarrkirche Bludesch verströmt einen großen Charme. Das war beim Abschlusskonzert der diesjährigen „Bludescher Orgelkonzerte 2017“ eindringlich zu erleben. Bruno Oberhammer hat ein exklusives Programm zusammengestellt, das einen weiten Raum für strahlkräftige und verinnerlichte Kompositionen öffnete. Den Höhepunkt bildete die Uraufführung des Orgelwerkes „Exitus“, von Gerold Amann. Außerdem interpretierten die beiden Trompeter Thomas Vötterl und Gabriel Morre repräsentative Kammermusik für Trompete und Orgel. Unter anderem brachten ihre Werkdeutungen die unterschiedlichen Klangcharaktere einer historischen Trompete und einer modernen Piccolotrompete schön zur Geltung.

Mit Johann Jakob Frobergers „Toccata IV in C“ sowie dem „Tombeau sur la mort de Monsieur Blancheroche“ steckte der Organist Bruno Oberhammer gleich zu Beginn die musikalischen Ausdruckswelten ab. Strahlend und mit vollem Werk stellte er die Toccata in den Raum und nahm sodann im „Tombeau“ den Ausdrucksgehalt feinsinnig zurück. Innerhalb dieses Rahmens verkörperte jedes dargebotene Werk einen ihm eigenen emotionalen Gehalt.

Eindringliche Klarheit

Zum 80. Geburtstag des Schlinser Komponisten Gerold Amann präsentierte Bruno Oberhammer das im Jahr 2011 entstandene Orgelwerk „Exitus“. Mit seinem individuellen Kompositionsstil der Verlangsamung bzw. Beschleunigung von Schallereignissen vertonte Gerold Amann das Sterben eines Menschen, indem er die Aufzeichnungen des Blutdrucks, der Atmung und des Pulses in Töne transformierte. Entstanden ist ein eindrückliches Werk, das die zahlreichen Konzertbesucher unmittelbar ansprach. Die Registrierung der Orgel bewirkte in langen Liegetöne Schwebungen und ließ in tiefen Lagen Luftsäulen schwingen. Vor allem die transparente Linienführung verstärkte die Klangwirkung. Aus der Transkription entwickelte sich in rätselhafter Klarheit der Beginn des Chorals „Christi Mutter stand in Schmerzen“ heraus.

Eine schöne Klammer zur Uraufführung stellten die vier Sätze aus dem „Mirantischen Flötlein“ von Laurentius von Schnifis - einem „Bruder im Geiste“ von Gerold Amann - her. Die schlichten Stücke spielten Thomas Vötterl und Gabriel Morre zusammen mit Bruno Oberhammer in einem natürlichen Duktus, der den Aussagegehalt unterstrich.

Plastische Werkdeutungen

Giovanni Bonaventura Vivianis „Sonata prima für Trompete und Orgel“ gestaltete Gabriel Morre mit der Barocktrompete. Vor allem das Allegro verströmte einen fröhlich-leichten Charakter. Einen spannenden Vergleich dazu stellte das Rondeau aus der Suite op. 2 von Charles Baton dar, das Thomas Vötterl mit der Piccolotrompete interpretiere. Dabei entwickelte sich eine anregende Korrespondenz zwischen dem Orgelpart und der Trompetenstimme. Überdies ließ die beeindruckende Tonqualität auch in hohen Lagen aufhorchen.

Das Concerto in Es-Dur von Francesco Manfredini erklang mit schön austarieren Echowirkungen. Bruno Oberhammer an der Orgel trieb die Trompeter ordentlich an, so dass sich im abschließenden Allegro ein „swingender Groove“ einstellte. Jean Francaixs Prologue und „La Jerusalem celeste“ aus der „L’Apocalypse seion St. Jean“, deuteten die Musiker mit klangfarblicher Raffinesse und sensiblen Phrasierungsbögen aus.

Unter anderem in Brahms Choralbearbeitungen sowie in der Aria von Johann Pachelbel waren die Eigenheiten der gut 200-jährigen Orgel zu erleben. In mehreren Passagen war die Mechanik hörbar. Diese Geräusche boten eine zusätzliche Erlebnisebene und verliehen der Musik eine besondere Lebendigkeit.