Musikalische Leichtigkeit des Seins – Der Oboist und Dirigent Francois Leleux sowie das Symphonieorchester Vorarlberg boten ein erfrischendes Konzert
In Staunen versetzt wurde das Publikum beim dritten Abonnementkonzert des Symphonieorchester Vorarlberg im Bregenzer Festspielhaus. Der Oboist Francois Leleux zog als Solist und Dirigent in Personalunion die Zuhörenden in seinen Bann. Den Rahmen für Johann Nepomuk Hummels atemberaubend interpretiertes Oboenkonzert bildeten Frühwerke von Johannes Brahms und Georges Bizet. Das Symphonieorchester Vorarlberg kam im Laufe des Abends so richtig in Fahrt und musizierte mit viel Spaß an virtuosen Spielarten.
Eigentlich ist Hummels Oboenkonzert kein sonderlich aufreizendes kompositorisches Werk, aber es zeichnet sich durch gut nachvollziehbare Themen, eingängige und virtuose Steigerungen sowie schwärmerisch lyrische Passagen aus. Mit dieser althergebrachten Einschätzung räumte der Oboist Francois Leleux allerdings gehörig auf, denn er machte das virtuos angelegte Werk neu erlebbar. Er sang auf seiner Oboe die lyrischen Abschnitte und füllte die raffiniert geführte Solostimme mit viel Humor aus. Spitzfindig angelegte, gespaltene Linienführungen modellierte er mit bewundernswerter Leichtigkeit.
Die Spielart von Francois Leleux war faszinierend, denn er schien mit seinem Instrument eins zu sein. Unbeschwert nahm er sich viel Raum und ließ die Musik in einem guten Einverständnis mit den Musikerinnen und Musikern des Symphonieorchesters aufleben. Frenetisch war der Applaus nach dieser mitreißenden Werkdeutung, in der auch Pausen für Spannungsmomente sorgten. Aufmerksam gestaltete das SOV den Orchesterpart und unterstützte den Solisten sehr präsent.
Doppelbegabung
Ebenso überzeugend trat Francois Leleux auch als Dirigent auf. Mit tänzerischem Duktus, ausladenden Gesten und prägnant leitete er das Symphonieorchester Vorarlberg. In Johannes Brahms’ „Serenade“ Nr. 1, op. 11 mussten sich die Orchestermusiker nach der klangschön ausgebreiteten Einleitung erst finden. Als Ganzes betrachtet ließen vor allem die lyrischen, kammermusikalisch besetzten Passagen aufhorchen. Während die Holzbläser in guter Übereinstimmung musizierten, wirkten die Streicher zuerst wenig in sich ruhend. Mit dem Adagio, in dem die Phrasierungen und die Dynamik transparent ausgeformt erklangen, bündelten sich die Energien und das Orchester musizierte von da an mit einem gemeinsamen Atem.
Mitreißendes Spiel
Die Lust an der spritzigen Gestaltung und der Spaß mit feurig ausformulierten Themen und Motivgruppen waren den Orchestermusikerinnen und –musiker sowie dem Dirigenten bei der Deutung der ersten Symphonie von Georges Bizet anzumerken. Klar artikulierten sie die gegensätzlichen Themencharaktere, verliehen dem orientalisch anmutenden Thema und in weiterer Folge den schottisch inspirierten Motiven eine besondere Farbe, zelebrierten Passagen in Terzenseligkeiten, gaben den Bordunklängen Kraft und steigerten sich in die wirbelnden Gestik des Finalsatzes mitreißend hinein. Es machte Spaß, bei diesem Spiel dabei zu sein und die erfrischend eingängige Musik zu hören.
In ausgelassener Stimmung und mit der Gewissheit, einen zugleich musikalisch inspirierenden und spieltechnisch höchst virtuosen Konzertabend erlebt zu haben, wurden zum Abschluss die Orchestermusiker und der elegante Charmeur Francois Leleux vom Publikum gefeiert.