Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 17. Mär 2013 · Musik

Musik zwischen den Zeiten – das Concerto Stella Matutina und Hiro Kurosaki versetzten das Publikum mit einem interessanten Programm und hervorragenden Werkdeutungen in Staunen

Das Barockorchester „Concerto Stella Matutina“ (CSM) startete mit einem kraftvollen Auftakt in die sechste Saison seiner Abonnementreihe in der Kulturbühne „AmBach“. Der Erfolg und der Reiz dieser Konzertreihe liegt zu einem wesentlichen Teil auch darin begründet, dass das Barockorchester für seine Projekte immer wieder renommierte Spezialisten aus dem Fach der „Alten Musik“ zur Zusammenarbeit einlädt. Davon profitieren die OrchestermusikerInnen und das Publikum hat die Gelegenheit, international anerkannte Musiker kennen zu lernen. Dieses Mal stand der weithin gefeierte Geiger Hiro Kurosaki am Konzertmeisterpult des CSM und spielte überdies den Solistenpart in Violinkonzerten von Giuseppe Tartini und Johann Georg Pisendel.

Hiro Kurosaki sprach humorvoll und versiert über die Kompositionen, die musikgeschichtlich zwischen dem Barock und der Klassik anzusiedeln sind. Spannend war nachvollziehbar, wie beispielsweise Antonio Vivaldi und Luigi Boccherini mit innovativen stilistischen Ideen spielten und zu ganz individuellen Lösungen fanden. Die Musik zwischen barocken Tanzsätzen und „empfindsam" geprägten melodischen Linien sowie harmonischen Wendungen, die immer wieder aufhorchen ließen, machten das „Concerto Stella Matutina“ und Hiro Kurosaki erlebbar und ließen sie in vielen Facetten aufleuchten.

Beschwingt ausgeformte Phrasierungsbögen


Die MusikerInnen musizierten virtuos, federnd leichte und straff artikulierte Phrasierungsbögen belebten die Darbietungen. Tempogegensätze und ausgeprägte dynamische Wechselverhältnisse zeichneten Vivaldis Ouverture zur Oper „L’Olimpiade“ (RV 725) aus. In Luigi Boccherinis Symphonie op. 12/4 „La Casa del Diavolo“ sprang der Funke zum Publikum so richtig über. Im Einleitungspart schufen die MusikerInnen eine große Erwartungshaltung, die sie im nachfolgenden Allegro assai mit einem perkussiv schwingenden Duktus auskosteten. Zeit für die Gewichtungen der fallenden Linien ließ sich das Orchester im Andantino und verlieh damit der Musik einen geerdeten Charakter. Der Finalsatz wurde in rasendem Tempo und treibender Motorik mit schillernden harmonischen Farbenspielen in den Raum gestellt.

Die Werkdeutungen von Georg Philipp Telemanns Sinfonia melodica zeichnete sich durch die gleiche virtuose Spielart aus und ebenso die Symphonie  (KV22) des erst neunjährigen W.A. Mozart.

Natürliche Aussagekraft


Ein besonderes Vergnügen war es, Hiro Kurosaki als Solisten zu erleben und seinem Spiel zuzuhören. Er musizierte mit einer eleganten und genau ausdifferenzierten Bogenführung, so dass sein Spiel zugleich kraftvoll und beschwingt wirkte. Zur Urheberschaft des Violinkonzertes (D.70) von Giuseppe Tartini wusste Hiro Kurosaki aufschlussreiche Details zu erzählen. Dann setzte er zu seiner Werkdeutung an und begeisterte die Zuhörenden mit individuellen Phrasierungsmustern und ungewöhnlichen Wendungen in der Melodieführung. Gleichermaßen meisterhaft interpretierte er das Violinkonzert in D-Dur von Johann Georg Pisendel, das vor allem durch den natürlichen Aussagegehalt des sympathischen Solisten belebt wurde.