Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 28. Sep 2009 · Musik

Michel Godard im Profil - Der Porträtabend beim ProFILE Jazz Festival hinterließ einen zwiespältigen Eindruck

Der Tubist Michel Godard hat schon einige Male am Dornbirner Spielboden gastiert. Zum Porträtabend im Rahmen des ProFILE Festivals fanden sich deshalb viele Fans ein, die den originellen Musiker begeistert begrüßten. Michel Godard musizierte unter anderem mit dem Vibraphonisten Frank Tortiller und dem Perkussionisten Patrice Heral im Trio „ImpertinAnce“. Vor allem diese Formation riss das Publikum mit starken Kompositionen mit. Der Reiz der beiden anderen Sets mit der Sängerin Linda Bsiri und der Band „Cousins Germains“ erschöpfte sich jedoch schnell, so dass die hohen Erwartungen nicht erfüllt wurden.

Michel Godard auf der Bühne zu erleben ist auch deshalb ein Ereignis, weil er sein Instrument mit einer bislang selten gesehenen Leichtigkeit spielt. Er entlockt der Tuba unglaublich facettenreiche Töne durch alle Lagen hindurch. Unerschöpflich scheint sein Ideenreichtum an neuen spieltechnischen und musikalischen Klangbildern. Neben seiner integrativen musikalischen Kraft in der Band, fordert er seine Musikerkollegen immer auch zu geistreichen musikalischen Dialogen heraus. Diese gab es während aller drei Sets zu erleben, wobei der Schlagabtausch mit allen Instrumentalpartnern erfolgte.

Kongeniale Partner

Diese Herausforderung nahm der Perkussion Patrice Heral auf seine individuelle Weise an. Er bearbeitete die Perkussionsinstrumente, indem er vor allem ihre melodischen Aspekte in den Vordergrund stellte. Zusammen mit dem souveränen Franck Tortiller am Vibraphon entwickelte sich dadurch ein Drive, der euphorisch gesteigert wurde und das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriss. Alle drei Musiker waren auch als Komponisten präsent. In den einzelnen Stücken zeigte sich deshalb auch eine spannende Vielfalt von musikalischen Zugängen und Vorlieben. Godard lenkte das Augenmerk auf personifizierte Linienführungen, die viel Raum für spontan einander zugespielte Kommentare zuließ. Frank Tortiller entwickelte seine Musik aus minimalistischen Patterns, die gut nachvollziehbar gesteigert wurden. Patrice Heral zeigte sich darüber hinaus auch als Stimmakrobat.

Der Tieftöner und die Sängerin

Im Kontrast dazu stand der Mittelteil des Konzertabends, in dem Michel Godard mit der Sängerin und Vokalistin Linda Bsiri und dem Programm „Écoute le vent“ auf der Bühne stand. Mit transzendierenden Klängen leitete Michel Godard das erste Chanson ein, das Linda Bsiri als sensible und feinsinnige Sängerin vorstellte. Die Liedinhalte drehten sich um Naturbilder und Analogien zwischen Menschen, Tieren und der Natur. Dazu passte der Serpent mit seiner erdigen Klangfarbe hervorragend. Hier zeigte sich auch eindringlich, dass sich Michel Godard in seinem Spiel der tiefen Blasinstrumente weitgehend an der Gesangsstimme anlehnt und vor allem das melodische Element betont. Linda Bsiri ist nicht nur Sängerin, sondern auch eine Rezitatorin und Vokalistin. In einigen Liedern entstanden Dialoge, die virtuos artikuliert erklangen. Allerdings erschöpften sich die musikalischen Reize ziemlich rasch.

Die Ernüchterung

Hohe Erwartungen hatte ich an Wolfgang Puschnig (Sax), Herbert Joos (Trompete), Franck Tortiller (Vibraphon) und Wolfgang Reisinger (Schlagzeug), die Michel Godard in der Band „Cousins Germains“ zusammen führte. Zur Einstimmung gab es ein schönes Stück „Happy music“ mit gut nachvollziehbaren und unterhaltsamen sowie virtuosen Partien. Doch schon bald schienen die Musiker ihre „Tricks“ präsentiert zu haben und es gab zu viele Wiederholungseffekte. Lediglich Wolfgang Puschnigs Nummer, die er mit einer langen Querflötenpassage einleitete, entwickelte sich spannend mit aus- und gegeneinander driftenden Bewegungsverläufen, die von den Musikerkollegen ideenreich und plastisch aufgegriffen und weiter geführt wurden. Am Ende blieben ein etwas fahler Eindruck und die Erkenntnis, dass ich Michel Godard und seine Musik schon in einer attraktiveren Form erlebt habe.