Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Thomas Kuschny · 26. Okt 2013 · Musik

Mehr als nur Zappa - Georg Breinschmid am Spielboden

Ein Blick in die Suchmaschine ihres Vertrauens verzeichnet unter „Zappa Tribute Bands“ 4.790.000 Ergebnisse, auch Sohn Dweezil zehrt mit seinen „Zappa Plays Zappa“-Touren seit Jahren gerne und gut von den Meriten seines Ahnherrn. Zum 20. Todestag von Frank scheint aber wenig spezifisch Interessantes erschienen zu sein, vielleicht ist die 20 im vergleich zur 25 auch zu wenig rund. Wie auch immer, das in harten Zeiten wie diesen möglicherweise verkaufsfördernd genannte „20 Years Without Frank Zappa“-Projekt der Herrn Breinschmid, Dobler und Spanyi dreht sich eher weniger um Originalkompositionen und das ist gut so.

Ganze vier Stücke sind da zu hören, die Auswahl ist, na ja, nicht gerade überoriginell, „Peaches En Regalia“ spielen sie einfach alle. Bassist und Bandleader Georg Breinschmid ist mit Zappas Œuvre nicht allzu vertraut, verortet er doch „Son Of Mr Green Genes“ auf dessen erstem Album. (Der Titel desselben, „Freak Out“, will ihm auch nicht einfallen). Letztlich bilden diese Stücke aber ohnehin nur einen losen Rahmen, einen Ausgangspunkt für die um nichts schlechteren Eigenkompositionen.

Dynamisch-perkussiver Stil


Die Besetzung Kontrabass, Flügel und Vibraphon ist ungewöhnlich und suggeriert ja eher Kammermusikalisches, aber schon nach dem eher brav absolvierten Opener „Peaches...“ beginnt Breinschmid mit einem seiner typischen zerhackten Themen, sein dynamisch-perkussiver Stil groovt sofort und lässt einen Drummer nicht vermissen. Dazu gesellt sich der spielfreudige Emil Spanyi am Flügel, offensichtlich mit allen Wassern gewaschen. Sein manchmal überharter Anschlag könnte der nahen Mikrofonierung geschuldet sein. Für das einzige warme Klangbild sorgt schließlich der Schweizer Thomas Dobler umsichtig am Vibraphon. Hinzu kommt ab und an ein vierter Mitspieler, ein Laptop nämlich, bedient vom Pianisten. Dessen Samples sind aber selten stimmig und bis auf einmal („Uncle Meat“) durchaus entbehrlich. Die Stücke sind teilweise hochkomplex arrangiert, schnell und in ungeraden Metren verschachtelt und erfordern mitunter ein ordentliches Maß an Virtuosität, darin dem Werk von Frank Zappa nicht unähnlich, sie wirken aber dichter verzahnt und deutlich dynamischer. Daneben wird auch Balladeskes geboten wie das nüchtern betitelte „5/4“, das Breinschmid ankündigt, ob der fortgeschrittenen Stunde auszulassen, um es dann, der Publikumsproteste wegen, doch zu spielen. (Ha! Eine rhetorische Finte!)

Großes Spektrum


Herausragend auch die Interpretation eines langsamen J.S.Bach Satzes, die völlig unpretentiös und wie selbstverständlich Barock und Jazz vereint. Eingewoben werden mehr oder weniger unmerklich immer wieder Zitate aus der Musikgeschichte, so wie manche postmodernen Regisseure gerne das filmhistorische Wissen der Rezipienten zu eruieren versucht sind. Bei Breinschmid ist das Spektrum groß: Ellingtons „Caravan“ hört man genauso wie „Lazy“ von Deep Purple und, das werden wir ihm nie verzeihen, den unsäglichen „Vogeltanz“, vor bald 40 Jahren intellektueller Tiefpunkt und immer noch grauenhaft anzuhören. Breinschmid versteht sich ja schon auch als Unterhalter, gibt in seinen witzigen Ansagen gerne mal den Kasper, seine Bewegungen während des Spiels haben durchaus Showcharakter. Weniger wäre hier schon mehr gewesen. Aber der „Vogeltanz“!
Unpackbar!