Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 21. Aug 2017 · Musik

Klangsinnlich, beredt und farbenreich musiziert – das Symphonieorchester Vorarlberg und Gérard Korsten sowie die Solisten Pawel Zalejski und Piotr Szumiel wurden beim Festspiel-Orchesterkonzert gefeiert

Zum Abschluss der sehr erfolgreichen Saison konzertierte das Symphonieorchester Vorarlberg unter der Leitung von Gérard Korsten bei den Bregenzer Festspielen. Auf dem Programm standen Werke der beiden französischen Komponisten César Franck und Olivier Messiaen. Den Mittelpunkt bildeten der hierzulande bestens bekannte Geiger Pawel Zalejski und der Bratschist Piotr Szumiel als Solisten in Mozarts „Sinfonia concertante“. Die Musikerinnen und Musiker hinterließen in mehrerlei Hinsicht einen guten Eindruck. Besondere Aufmerksamkeit lenkten der transparent dargebotene rhetorische Stil bei Mozart und der farbenreich und vielschichtig ausgestalteten Finalsatz in der d-Moll Symphonie von César Franck auf sich.

Olivier Messiaens Orchesterwerk „Un Sourire“ ist als Hommage an W.A. Mozart entstanden. Darin wurden zwei konträre Teile nebeneinander gestellt, die wenig Verbindung zueinander aufbauen und doch durch eine große innere Kraft, nämlich ein genau ausgeklügeltes System an Tonverhältnissen und Modi, zusammenwirken. Das kurzweilige Orchesterstück war auch als hervorragende Orchesterklangstudie zu erleben. Die Musiker entfalteten die fein abgestimmten Klangfarbenverläufe der zentralen melodischen Linie gefühlvoll und ließen sie eine ‚durchscheinende’ Tonschichtung münden. Dabei lenkten die gut austarierten Klangverhältnisse die Aufmerksamkeit auf sich. Impulsiv wirkten die kontrastierenden rhythmischen Passagen, die Messiaen aus Vogelgesängen herauskristallisiert hatte. Wären die korrespondieren signalartigen Motive der Streicher und Bläser noch markanter ausformuliert gewesen, hätte dies die Spannkraft zusätzlich erhöht.

Sympathische Solisten

Pawel Zalejski stellte seine künstlerische Vielseitigkeit in diesem Festspielsommer eindrücklich unter Beweis. Er faszinierte als Kammermusiker mit jüdischer Musik, ließ als Konzertmeister in der Oper „To the lighthouse“ aufhorchen und setzte nun als Solist in der Sinfonia Concertante von Mozart noch eins drauf. Mit dem Bratschisten Piotr Szumiel musiziert Pawel Zalejski auch im international erfolgreichen Streichquartett „Apollon Musagète Quartett“.

Mozarts Sinfonia concertante KV 364 ist eine spannend angelegte Komposition. Sie stellt eine gelungene Mischung zwischen Sinfonie und Konzert dar. Einesteils lässt sie den Solisten einen Hegemonieanspruch zukommen, andernteils verlangt das Werk dem Orchester weit mehr ab als eine „begleitende“ Rolle.

Gérard Korsten ist ein Spezialist für den rhetorischen Stil des W.A. Mozart und stellte die Themen ganz in diesem Geist als musikalische Klangrede dar. So erklangen unter anderem Vorder- und Nachsätze, Korrespondenzen zwischen hoch und tief gesetzten Motiven, harmonische Modulationen und dynamische Phrasierungsbögen mitteilsam ausgelotet.

Die zahlreichen Imitationen, die gut akzentuierte und fröhliche Ausstrahlung der Hauptthemen und die Melancholie des Seitenthemas kosteten die Solisten im Kopfsatz in vollen Zügen aus und spätestens mit der bewundernswerten Solokadenz hatten die beiden herausragenden Solisten das Publikum auf ihrer Seite. In einem stimmungsvollen Miteinander erklang der lyrische Mitteilteil bevor im Finale der Rollentausch und das humorvolle Spiel um „Vormachtstellungen“ zwischen Pawel Zalejski und Piotr Szumiel sowie dem Orchester großes Vergnügen bereiteten.

Mit der virtuos ausgestalteten Passacaglia frei nach Händel, komponiert vom norwegischen Geiger Johan Halvorsen, bedankten sich die sympathischen Solisten für den begeisterten Applaus des Publikums.

Großes Finale

Aufhorchen ließen das SOV und Gérard Korsten auch mit der Symphonie in d-Moll des französischen Komponisten César Franck. Dieses Werk ergänzte das Konzertprogramm hervorragend. Nach Mozarts Idee wie eine Symphonie mit der Konzertform in Verbindung gebracht werden kann, zeigte Francks Symphonie einen möglichen Weg der symphonischen Gestaltung nach Ludwig van Beethoven auf. Die prägnante Spielart, zahlreiche solistische Glanznummern aus den Orchesterreihen sowie ein aussagekräftiges Tutti verliehen dieser Werkdeutung Charakter und Profil. Eine feinsinnige Atmosphäre entfaltete die stimmungsvoll ausgebreitete langsame Einleitung. Gleichzeitig entwickelte sich dabei eine Erwartungshaltung, in die das Orchester das Allegro mit gut akzentuierter Schubkraft setzte. Die feinsinnige Pizzicatobegleitung mit dem berühmten Thema des Englischhorns sowie den in sich abgerundeten Bewegungsfluss im darauffolgenden Abschnitt formte das Orchester in einer schönen Korrespondenz aus.

Den Höhepunkt bildete der Finalsatz, in dem die vorher erklungenen Themen noch einmal aufgegriffen und kontrapunktisch miteinander verbunden wurden. So entwickelten sich aufbrausende Vergrößerungen, die zu kraftvollen Kulminationen führten. Dem gegenüber nahmen sich die Musiker viel Zeit für die ruhigen Passagen, so dass ein vielschichtiges und abwechslungsreiches Beziehungsgeflecht erklang. César Franck war ein sehr anerkannter Organist. Dass er seine Orchestermusik auch im Geiste eines Organisten komponiert hatte, kam in der farbenreichen Werkdeutung des SOV schön zum Ausdruck.