Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Silvia Thurner · 03. Mai 2013 · Musik

Jugendliche Leichtigkeit – Der Pianist Aaron Pilsan begeisterte aufs Neue und das Symphonieorchester Vorarlberg bot gute Unterhaltung mit Altem und Modernem

Viel geboten wurde beim fünften Abonnementkonzert des Symphonieorchesters Vorarlberg im Landeskonservatorium in Feldkirch. Im Mittelpunkt stand der in letzter Zeit sehr engagierte und aufstrebende Pianist Aaron Pilsan mit der Interpretation des ersten Klavierkonzertes von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Darüber hinaus waren die „Three Movements“ des in Wien lebenden Komponisten Johannes Berauer zu hören. Flankiert wurden diese beiden Werke von einem frühen Bläserwerk von Richard Strauss sowie Mendelssohn-Bartholdys vierter Symphonie.

Wenn Aaron Pilsan die Bühne betritt weiß man, dass ein bemerkenswertes Musikereignis stattfinden wird. Bereits zum zweiten Mal musizierte er als Solist mit dem Symphonieorchester Vorarlberg. Vor zwei Jahren war er mit dem zweiten Klavierkonzert von Saint-Saens zu bestaunen, diesmal stand das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 in g-Moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy auf dem Programm. Die sprühende und mit Leichtigkeit gespickte Komposition passte gut in den Konzertrahmen und zur Spielart des Achtzehnjährigen.

Mitreißende Interpretationskraft


Den Eröffnungssatz leitete Aaron Pilsan energiegeladen ein, raumgreifende Akkorde und rhythmisch beschleunigende Passagen verströmten einen großen Aufforderungscharakter. Die OrchestermusikerInnen unter der Leitung von Gérard Korsten erwiderten die temperamentvolle Spielweise des Solisten fast zu enthusiastisch und gewährten ihm im Hinblick auf die Lautstärkenverhältnisse mitunter etwas wenig Spielraum. Besonders beeindruckend gelang der Übergang vom ersten Satz in das Andante, wo die Kräfte gebündelt und in einen innigen Ausdruck verwandelt wurden. In einem guten Kontakt zwischen dem Solisten und den Orchestermusikern wurde die Ruhe und Poesie entfaltet. Schwungvoll und mit viel Spaß am gemeinsam gestaltenden Spiel, plastisch in der Melodieführung und dynamisch vielfarbig nuanciert stellten Aaron Pilsan und das Orchester das Prestofinale in den Raum. Das Publikum dankte mit frenetischem Jubel für die mitreißende Darbietung.

Jugendliche Frische


Auch die vierte Symphonie von Felix Mendelssohn-Bartholdy, die einen stimmigen Bogen zum Klavierkonzert aufbaute, interpretierten das Symphonieorchester Vorarlberg und Gérard Korsten mit Elan und Spielfreude. So kam die unbeschwerte und fröhliche Stimmung des Werkes gut zum Ausdruck. Die Gelegenheiten, um sich solistisch zu präsentieren, nutzten die OrchestermusikerInnen in ihren Soli beeindruckend. Darüber hinaus gestalteten sie die feingliedrig ineinander verzahnten musikalischen Motive virtuos aus. Ganz in seinem Element war auch Gérard Korsten, doch der zugrunde liegende Esprit ging nicht auf Kosten der Details.

Unterschiedliche Bewegungstypen


Johannes Berauer komponierte das Werk „Three Movements for Strings“ vor sieben Jahren. In drei Teilen setzte er sich mit unterschiedlichen musikalischen Bewegungs- und Entwicklungstypen auseinander. Vor allem der Eröffnungssatz hinterließ einen positiven Eindruck. Darin entfalteten die Streicher Klangfelder mit Gestaltoberflächen, die jeweils unterschiedliche Bewegungsenergien freisetzten. Vergrößerungen und Schattenwirkungen, parallel geführte Passagen sowie schwebende Passagen schufen vielgestaltige Kraftzentren und Gewichtungen. Mit flirrenden Gesten verflüchtigte sich der Klang am Ende mit einem wirkungsvollen fade out.

Mit „Grave“ war der zweite Abschnitt überschrieben, in dem motivische Gesten von den Höhen in die Tiefen drifteten, sich verschoben, auffächerten, aus rhythmischen Passagen Energie schöpften, um dann in einen offenen Schluss zu münden. Dieser Teil und auch der dritte wirkten im Vergleich zum ersten unentschlossener in der musikalischen Aussagekraft. Im abschließenden „Allegro scherzando“ wurde ein hüpfendes Thema in eine Fuge geführt und in unterschiedlichen Spielarten klangfarbenreich verändert, überlagert und gestaucht. Berauers Interesse für die polyphone Satztechnik kam hierbei zum Ausdruck. Insgesamt war das Werk eingängig zu hören und das Publikum dankte mit ausgiebigem Applaus.

Ein Frühwerk


Richard Strauss’ Suite für 13 Bläser, op. 4 ist zwar für die Künstlerbiografie des Komponisten bedeutend, musikalisch ist das Werk jedoch wenig anregend. Lediglich der vierte Satz ließ aufhorchen, weil darin die Klangfarben vielgestaltig schimmerten und das Hauptthema unmittelbar an Till Eulenspiegel denken ließ.

Tipp


Das Symphonieorchester Vorarlberg, Gérard Korsten und Aaron Pilsan sind heute Samstag, 4. Mai im Angelika Kauffmann Saal in Schwarzenberg (20 Uhr) und am Sonntag, 5. Mai im Festspielhaus Bregenz (19:30 Uhr) zu hören.