Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Peter Ionian · 31. Jul 2015 · Musik

Jugendkultur am Alten Rhein – Szene Openair mit neuem Geländekonzept

"Das Szene Openair ist das größte Rockmusik-Festival in Westösterreich...", so steht es im eigenen Wikipedia-Eintrag. Längst ist das seit über einem viertel Jahrhundert jährlich stattfindende Event ein fixer Bestandteil der hiesigen Jugendkultur. Der Verein rund um die Szene Lustenau schafft es immer wieder, das Festival zu verjüngen - was das Publikum betrifft. Und doch reift es auch jedes Jahr ein Stückchen weiter. Laufend gibt es sinnvolle Neuerungen, wie aktuell gerade ein neues Geländekonzept und die Zelthotels. Heuer sind die Headliner verstärkt aus der jugendlichen und der deutschsprachigen Ecke mit Casper, Kraftklub, Bilderbuch und K.I.Z. beispielsweise. Diesen Donnerstag wurde eröffnet, es folgen zwei weitere Festivaltage mit durchaus guten Wetterprognosen.

Strahlender Sonnenschein erwartete die Gäste des 26. Szene Openairs in Lustenau. Wie jedes Jahr drängten sich schon hunderte Jugendliche lange bevor sich die Pforten öffneten vor den Eingängen des Festivals. Die letztes Jahr eingeführte Eingangslogistik war ordentlich gefordert. Jeder wollte sich einen guten Zeltplatz auf dem wunderschönen Areal am Alten Rhein sichern. Und da kommen wir bereits zur ersten Neuerung dieses Jahres. Manche reisten heuer ohne Zelt an und mieteten sich einfach in das neue Zelthotel ein. Erstmals wurden fixfertig aufgestellte Zelte für 2 Personen inklusive Matratzen und Decken vermietet. Das eigene, abgetrennte Campingareal wartete mit „Hotelrezeption“, gekühltem Welcome-Drink und WC-Anlagen beim Gelände auf. Natürlich werden die Zelte nach dem Festival von der Hotel-Crew fachgerecht abgebaut. Das ökologische Konzept des Szene Openairs liegt den Veranstaltern sehr am Herzen und das ist ein weiterer Baustein unter vielen anderen.

Die ersten Bands


Programmmäßig ist der Donnerstag natürlich immer der kürzeste Tag. Nachmittags kommen die Gäste, losgelegt wird erst nach 17 Uhr. An den anderen beiden Tagen geht es ja bereits mittags los. Dementsprechend ist der erste Abend eine kurzweilige Einstimmung auf das lange Festival-Wochenende. Als aller erstes kamen die Metaller Sortout aus dem Ländle zum Zug. Sie nannten es ein unvergessliches Erlebnis, dieses Event auf der Hauptbühne eröffnet haben zu dürfen. Es waren auch schon gut Leute auf dem Platz. Danach folgten die österreichischen Rockbands Midriff, die klassische Rocktunes wieder aufleben ließen, und Igel vs. Shark, die versuchten die Mohren Zirkusbühne zu rocken. Leider scheint das Zelt mit seinem einen Eingang noch für viele Besucher eine Hemmschwelle zu haben, oder es wird noch nicht als wertige Zweitbühne des Festivals angenommen. Nur Catastrophe & Cure konnten mit dem wahrscheinlich ruhigsten Konzert des ersten Abends einen Funken Stimmung in das Zirkuszelt bringen.

Core und Rap


Itchy Poopzkid überzeugten und machten ordentlich Dampf, auf der Bühne und später im direkten Gespräch am Merch-Stand. Suicide Silence ernteten auch zweifelnde Gesichter, denn Deathcore war manchen Gästen doch zu hart, während die meisten einfach trotzdem mit ordentlich Pogo abfeierten. Enter Shikari brachten die britische Note ins Geschehen mit ausgefallenem Post-Hardcore oder Trancecore: Griffige Gitarren, mehrstimmige Gesänge und sphärische Synthies in überraschender Rhythmik, mit viel Gas. Die deutsche Hip-Hop-Formation aus Berlin K.I.Z machte den Abschluss des ersten Abends mit ihren bekannt sexistischen und provokanten Texten. Man kann von diesen Rappern halten, was man will, Tatsache ist, dass sie gerade sämtliche Charts stürmen. Mit ihrer neuen und durchaus politischen Scheibe „Hurra die Welt geht unter“ sind sie in Österreich, der Schweiz und Deutschland auf Platz Eins gelandet. Sie lieferten eine große Show mit viel Drumherum und wurden von den Kids, die jeden Song mitrappen konnten, ausgiebig gefeiert.

Befestigte Wege


Das diesjährige Geländekonzept erweitert das Festival um einen sinnvollen Schritt. Durch das neue Zelthotel, aber auch durch das bereits bekannte Paradies Camping, die Tagesbühne im Campingbereich, eine Grillstation, eine Fahrradlounge und jede Menge Stände, ist die Geländeplanung immer wieder eine neue Herausforderung. Heuer wurde der Campingbereich vergrößert und die bestehenden, asphaltierten Wege ins Konzept hineingenommen. Dort wo sie enden, wurden die Wege selbst befestigt und so sind die Hauptadern der Besucherströme wetterfest geworden. Auch ein neuer Eingang entlastet die Hauptschleuse bei der Rock City. Das Konzept ist gut, größer und funktioniert, die Zeltplätze sind trotzdem voll. Liegt vielleicht auch daran, dass das Gelände nach Regenfällen kleine und größere Seen bildet.

Festivalwochenende in Lustenau


Der Eröffnungstag ist Vergangenheit, die nächsten Festivaltage bringen noch mehr Jugendkultur: Kraftklub, Bilderbuch, Antilopen Gang, Casper, Alligatoah und viele mehr werden noch heute Freitag und morgen Samstag das Szene Openair Gelände am Alten Rhein Lustenau zum Beben bringen. Restkarten sind ab Mittag erhältlich. Im Jänner wurde noch die Auszeichnung klimaaktiv mobil an das Festival vergeben. In diesem Sinne und im Sinne des veranstaltenden Vereins sollte man mit Bus und Bahn oder dem Fahrrad kostenlos zum Szene Openair anreisen. Alle Infos unter www.szeneopenair.at