Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 27. Mai 2011 · Musik

In der Kammermusik Brasilien entdecken – Die Pianistin Cristina Ortiz enttäuschte, der Cellist Antonio Meneses faszinierte beim Feldkirch Festival

Im Rahmen des Feldkirch Festivals stellten der Cellist Antionio Meneses und die Pianistin Cristina Ortiz Werke der Brasilianischen Komponisten Vicente, Mignone, Guarniere und Villa-Lobos vor. Der Kammermusikabend im Pförtnerhaus stand jedoch unter keinem guten Stern. Offensichtlich war die Pianistin verärgert. Ein inspirierendes kammermusikalisches Musizieren und ein Dialog zwischen den Musikern waren unter diesen Umständen, zumindest im ersten Konzertteil, nicht möglich. Nichtsdestotrotz begeisterte Antonio Meneses mit seiner in sich ruhenden Spielart.

Die „3 Cenas Cariocas“ von José Guerra Vicente führten in eine leidenschaftlich bewegte Klangwelt. Mit einem wunderschön abgerundeten Klang musizierte Antonio Meneses die einfachen, weit gespannten melodischen Bögen. Sein feinfühliges Spiel verlieh jedem einzelnen Ton ein Innenleben und einen individuellen Charakter. Vor allem die spritzig belebte Cantiga entfaltete eine mitreißende Wirkung. „Modinha“ von Francisco Mignone musizierte Antonio Meneses mit stoischer Ruhe, dabei verlieh er den Melodien einen leidenschaftlichen Schmelz.

Interessante Komposition teilnahmslos herunter gespielt

Die zur Schau gestellte Missstimmung von Cristina Ortiz wurde spätestens bei der Interpretation der Sonate für Violoncello und Klavier, Nr. 1 von Mozart C. Guarnieri auch zum Ärger für die ZuhörerInnen. Allein die Körpersprache von Antonio Meneses brachte zum Ausdruck, dass ein adäquates Musizieren zumindest im Moment nicht möglich war. Die Musik Guarnieris hätte einen kommunikativen Austausch der Musiker verlangt, denn der Komponist ist ein Meister differenziert ineinander verschachtelter Themenblöcke. Ein impressionistisch angelegter Duktus, dynamisch differenziert ausgestaltete  und polyrhythmisch gesetzte Klavierparts sowie fugierte Passagen bestimmten die reizvolle Komposition.

Unterhaltung auf hohem Niveau

Nach der Pause löste sich die Stimmung, gespielt wurden Werke des bekanntesten brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos. Unterhaltsam und klangschön musiziert, öffneten Antonio Meneses und Cristina Ortiz mit den Werken „Pequena Suite für Violoncello und Klavier“, ,„Selection of Short Pieces“ und „Bachiana Brasileira Nr. 2“ Einblicke in die Schaffenswelt dieses produktiven Komponisten. Dabei beeindruckten vor allem die musikalischen Anklänge an die kompositorische Denkwelt Frankreichs und die Komponisten Maurice Ravel sowie Claude Debussy. Cristina Ortiz und Antonio Meneses waren in diesen Werken ganz bei der Sache, reagierten aufeinander und belebten die Musik.

Einblicke in die Kulturgeschichte Brasiliens

Im Anschluss an den langen Kammermusikabend gab es ein interessantes Podiumsgespräch über die kulturelle Entwicklung Brasiliens. Aufschlussreich zeichneten Henry Thorau, Gustavo de Sá und Antonio Meneses im Gespräch mit Anselm Hartmann ein facettenreiches Panorama der Kunst in Brasilien. Dabei erläuterten sie unter anderem die Einflüsse Frankreichs und gaben zu Bedenken, dass die Werke vieler brasilianischer Komponisten auch deshalb weitgehend unbekannt sind, weil sie nicht als Notendruck zur Verfügung stehen. Diesbezüglich gibt es in Zukunft viel lohnenswerte Arbeit und zahlreiche Entdeckungen zu machen.