Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 30. Mär 2015 · Musik

Im klassischen Konzertbetrieb die Gegenwart erleben – Das „Montfort Quartett“ sowie die Sopranistin Monika Lichtenegger und der Bariton Johannes Schwendinger gestalteten ein lange nachwirkendes Konzert

Erfreulich häufig finden sich derzeit Konzerte im Veranstaltungskalender des Landes, die allein deshalb aus dem Rahmen fallen, weil sie Musik unserer Zeit bieten. Viele Besucherinnen und Besucher folgten der Einladung ins vorarlberg museum, wo das neu formierte „Montfort Quartett“ bei „sul palco“ musizierte. Liederzyklen von Rudi Spring und Ingo Ingensand sowie Gerald Futscher standen auf dem Programm. Die aussagekräftigen Werke wurden von der Sopranistin Monika Lichtenegger und dem Bartion Johannes Schwendinger geprägt und von den Musikern hervorragend interpretiert.

Das Programm des „sul palco“ Konzertes zeigte mit den drei Komponisten Rudi Spring, Ingo Ingensand und Gerald Futscher sehr unterschiedliche Zugänge zur Liedkomposition auf und bot viel Abwechslung. Rudi Springs „Matrosenlied“, „Es war ein alter König“, ein schwedisches Lied sowie ein „Regina Coeli“ waren originelle Miniaturen, die teilweise a cappella von Monika Lichtenegger gesungen wurden. Klangmalerisch wirkten die drei Lieder aus dem „Bächler Zyklus“. Die Sopranistin begeisterte mit ihrer großen Bühnenpräsenz und ihrer klaren Stimme, die mit feinen Nuancierungen eine große Aussagekraft verströmte.

Große Aussagekraft


Der Liederzyklus „Gegenlicht“ für Bariton und Streichquartett von Ingo Ingensand stellten der Bariton Johannes Schwendinger und das „Montfort Quartett“ mit Klaus Nerdinger, Jelena Nerdinger, Guy Speyer und Emil Bekir eindrucksvoll in den Raum. Als Grundlage verwendete Ingo Ingensand gehaltvolle philosophische und gesellschaftspolitische Gedichte von Rainer Kunze. Viele kompositorische Details zeichneten die einzelnen Lieder aus, besonders in Erinnerung blieben das zweite Lied, in dem textdeutend in der musikalischen Darstellung unterschiedliche Lichtverhältnisse erlebbar waren. In „Finsternis in der Faust“ erzeugten die scharfen Rhythmen und Zischlaute eine große Spannung. Auch im fünften Lied unterstrich Ingo Ingensand mit seiner Musik die Textinhalte eindrucksvoll und prägnant.

Wolfgang Schwendinger verlieh dem Liederzkylus eine persönliche Note, indem er den Gesangspart eindringlich und emotional, jedoch nie aufgeregt interpretierte und damit die Kraft der Lieder gut herauskristallisierte.

Intensive musikalische Textdeutungen


Seit einigen Jahren beschäftigt sich Gerald Futscher mit dem französischen Schriftsteller Michel Houellebecq. Besonders die Gedichte regen seine kompositorische Fantasie an. Houellebecqs Texte besitzen die notwendige Kraft, um über und im polyphon verwobenen Streichquartettsatz eingebettet, ihre Wirkung zu entfalten.

Die Aufmerksamkeit lenkten die unterschiedlichen Gestaltungsebenen der ornamental verzierten Linien der Streicher im Verhältnis zur geradlinig und feingliedrig, mit sparsamen Vibrato geführten Sopranstimme von Monika Lichtenegger, auf sich. Den komplexen musikalischen Satz, einschließlich mikrotonaler Tonqualitäten spielte das „Montfort Quartett“ höchst konzentriert. Während im Instrumentalpart die Atmosphäre der Liedinhalte verkörpert wurde, hob sich die Sopranlinie aus dem Klangfluss heraus. Teilweise war der expressive Instrumentalsatz etwas dominant und ließ der Sopranistin eher wenig Spielraum. Gegenläufige Bewegungen im Instrumentalteil und Melismen der Sopranistin bewirkten im dritten Lied einen originellen Rollentausch. Eine Intensivierung ergab die Zurücknahme des Streichquartettsatzes auf einen Orgelpunkt und die starke Präsenz der Gesangslinie im Schlusslied.

Ihre Freude und Leidenschaft für das Musizieren im Streichquartett brachte das „Montfort Quartett“ mit der Interpretation des Beethovenquartettes Op. 18/4 zur Geltung. Kammerkonzerte dieser Art finden Zuspruch beim Publikum und beeindrucken immer wieder durch die engagierte Spielart der Musiker und die Konzentration auf das Wesentliche, nämlich die Musik. Der Applaus am Ende war lange und herzlich.