Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 04. Mai 2014 · Musik

Große Aussagen mit geistreichen Mitteln – Das „Quatuor Diotima“ begeisterte bei der Schubertiade Hohenems

Das „Quatuor Diotima“ debütierte bei der Schubertiade Hohenems mit frühen Streichquartetten von Franz Schubert. Mit ihrer durchdachten und hervorragend aufeinander abgestimmten Spielart und der Werkauswahl boten YunPeng Zhao, Guillaume Latour, Franck Chevalier und Pierre Morlet einen herausragenden Konzerabend. Die feinsinnigen Werkdeutungen machten Schuberts kompositorische Entwicklungslinien gut nachvollziehbar und ermöglichten eine nicht alltägliche musikalische Entdeckungsreise zum Werdegang eines ganz Großen.

Das „Quatuor Diotima“ hat sich vor allem mit der Interpretation zeitgenössischer Werke einen Namen gemacht. Mit einigen der renommiertesten Komponisten unserer Zeit arbeiten die Quartettmusiker zusammen. Wohl auch die spektrale Kompositionsart, in der das Innenleben der Töne und die Obertonstrukturen nach außen gekehrt werden, schulte die Musiker und machte sie sensibel für fein nuancierte Tonqualitäten. Die hohen Erwartungen an diesen Abend wurden nicht enttäuscht, denn das „Quatuor Diotima“ präsentierte Schuberts Streichquartette D32; D94; D68 und D173 mit erfrischenden Interpretationsansätzen.

Freude an der Klanggestaltung


Im Streichquartett in C (D32) setzten die Quartettmusiker vor allem auf die Kontraste zwischen Bewegungsimpulsen und harmonischen Schwerpunkten. Auf diese Weise kamen Schuberts Experimente mit eher monothematischen musikalischen Verläufen hervorragend zur Geltung und der aus der genauen Analyse entstandene, aber nicht verkopfte Interpretationsansatz des Ensembles beeindruckend zum Ausdruck. Ein Beispiel für die durchdachte Klanggebung des „Quartuor Diotima“ zeigte sich im langsamen Satz, wo die vier Herren die Töne ganz nahe am Griffbrett strichen und so ‚hohle’ Klänge mit schwebendem Charakter erzeugten.

Vorder- und Hintergründe


Das Streichquartett in D (D94) hatte Schubert als Vierzehnjähriger komponiert. In diesem Werk kehrten die Musiker die orchestrale Klangdichte im Verhältnis zu den Solostimmen markant hervor. Motivbildende und begleitende Tonrepetitionen sowie gegenläufige Themenführungen wurden plastisch modelliert, so dass ein tänzerischer und eleganter Klangfluss entstand. Im Finalsatz hinterließen das freudvolle Musizieren und das gegenseitige Geben und Nehmen der vier Quartettpartner sowie deren Interesse an flirrenden Flächen einen besonderen Eindruck.

Vorbilder und Höhepunkte


In einigen frühen Kompositionen von Schubert gibt es Stilmittel zu entdecken, die auf W. A. Mozart als Ideengeber zurückgehen. Doch im Streichquartett in B (D68), von dem nur mehr zwei Sätze erhalten sind, hörte man Beethoven als Lehrmeister Schuberts gut heraus. Zu danken war dies nicht zuletzt der klugen Interpretation des „Quatuor Diotima“, das die motivischen Abspaltungen transparent hervorkehrte.

Einen Höhepunkt der eigenen Entwicklungsgeschichte erreichte der achtzehnjährige Franz Schubert im Streichquartett in g (D173). Auch dieses Werk musizierte das „Quatuor Diotima“ geistreich und mit vielen Details. Auffallend waren beispielsweise  die für Schubert so typischen Bewegungsfiguren, die repetierenden Töne sowie der schreitende Duktus im zweiten Satz.