Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 25. Okt 2016 · Musik

Große Aussagekraft durch ein sinnliches und in sich schlüssiges Programm – Bruno Oberhammer und Fabian-Pablo Müller bei den Basilikakonzerten Rankweil

„Musik der Vögel“ und „Vögel in der Musik“ lautete das Motto des sechsten Konzertes der Basilikakonzerte in Rankweil. Der Organist Bruno Oberhammer hat dieses vielschichtige musikalische Thema mit Werken des 18. und 20. Jahrhunderts umrissen und den Saxophonisten Fabian-Pablo Müller zum gemeinsamen Musizieren eingeladen. Auch Oberhammers neuestes Werk „Lauderis, Domine, Deus meus“ brachten die Musiker erfolgreich zur Uraufführung. Naturnachahmung und Naturbetrachtung ist seit jeher ein musikalisches Thema, das sowohl die Komponisten als auch die Zuhörenden begeistert, so auch beim Konzert in der Basilika Rankweil.

Mit acht Vogelgesängen, extrahiert aus den berühmten „Meditations sur le Mystere de la Sainte Trinite“ von Olivier Messiaen, leitete Bruno Oberhammer das Konzert ein. Die originell gesetzten Miniaturen erklangen in abwechslungsreichen Sätzen. Der Zaunkönig und die Amsel sangen solistisch, der Buchfink erklang im homophonen Satz, die Gartengrasmücke sowie der Vogel von Persepolis waren eingebettet in harmonische Figurationen.
Bereits mit Messiaens Komposition war erlebbar, dass Bruno Oberhammer das Spiel mit den Klangfarben und der Perspektive, mit Echos sowie Raumwirkungen durch variantenreiche Registrierungen besonders genießt. Die Raffinessen der Pflügerorgel in der Basilika Rankweil kennt der Organist seit deren Erbauung vor 30 Jahren, denn auch das Inaugurationskonzert dieses prachtvollen Instrumentes spielte Bruno Oberhammer.
Es ist eigentlich nicht die Aufgabe einer Rezensentin, in der Programmzusammenstellung nicht berücksichtigte Werke zu beanstanden. Und trotzdem: Als Ergänzung zu Olivier Messiaen hätten die „Naturstudien“ von Gerold Amann hervorragend gepasst. Dieser hat sich bekanntlich auf ganz eigene Art und Weise jahrzehntelang mit dem Gesang der Vögel auseinandergesetzt.

Barocke Naturnachahmung

Nach den unterschiedlichen Vogelspezies, die Messiaen in Tönen gesetzt hat, erklangen Kompositionen aus der Barockzeit, die den markanten Ruf des Kuckucks beinhalten.
Wohl zahlreiche aktive Klavierspielerinnen und -spieler in den Reihen des Publikums freuten sich über die Interpretation von Louis-Claude Daquins Stück „Le Coucou“, das Bruno Oberhammer in einem überraschend gemächlichen Tempo entfaltete. Aufhorchen ließ das Capriccio sopra „La Cucu“ von Johann Kaspar Kerll. Die räumliche Perspektive erklang wunderbar humorvoll ausgestaltet. Echowirkungen und Rhythmuswechsel sowie melodische Permutationen setzten den Kuckucksruf in immer neue musikalische Zusammenhänge. Im Vergleich dazu wirkten die Variationen von Franz Xaver Anton Murschhauser etwas sperrig.

Klangsinnliche Botschaften

Der Saxophonist Fabian-Pablo Müller bereicherte den Konzertabend mit seinem klangsinnlichen Spiel. Zuerst interpretierte er Debussys berühmtes Flötensolowerk „Syrinx“ in einer Bearbeitung für Saxophon. Erstaunlich war dabei wie sich Fabian-Pablo Müller von seinem Instrument aus dem Flötenton annäherte.
In einer ansprechenden Improvisation nahm Müller auch Bezug auf die vielen Kuckucksrufe, die die vorangegangenen Orgelwerke beinhaltet hatten. Er drehte das Rufmotiv um und entwickelte einen feinsinnigen Duktus, der abschnittweise einen pastoralen Charakter annahm und auch an keltische Musik erinnerte. Aufhorchen ließ der zweite Teil der Improvisation. Darin wandelte Müller die aufsteigenden Rufe in ein Seufzermotiv um und ließ den musikalischen Fluss allmählich erstarren. Der Aussagegehalt wurde zusätzlich unterstrichen durch die Sopranlage im ersten Teil und den Einsatz des Basssaxophons im zweiten Abschnitt.

Ideenreiches neues Werk

Der Konzertabend zielte hin auf die Präsentation des neuen Werkes „Lauderis, Domine, Deus meus“ für Saxophon und Orgel, das Bruno Oberhammer im Auftrag der Basilikakonzerte Rankweil komponiert hatte. Dem impulsiv gestalteten Werk liegt der „Sonnengesang“ des Franz von Assisi zugrunde. Gleichzeitig kamen auch Bruno Oberhammers Liebe zum gregorianischen Choral, zum mittelalterlichen Organum, zur Intervallsymbolik und zur Proportionslehre vielgestaltig zur Geltung. In Wechselgesängen korrespondierten Orgelpassagen mit der Saxophonstimme. Am Ende der solistischen Abschnitte führten jeweils markante Überleitungsmotive das musikalische Geschehen weiter. Dabei entwickelten die gut proportionierten Sequenzen eine Sogwirkung, indem die Motive rhythmisiert und stets gesteigert wurden. Markante Dreitongruppen und Intervallschichtungen, pulsierende Tonlinien, Klangschichtungen, Generalpausen und der etwas abrupte Schluss am Höhepunkt ließen in diesem aussagekräftigen Werk jedem Einzelnen viel Freiraum für individuelle Interpretationen.