Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 11. Sep 2016 · Musik

Feeling good, gerne ein weiteres Mal – Die „Bludenz Big Band Union“ unter der Leitung von Stefan Höfel heizte in der Remise ein und bot beste Unterhaltung

„Bühne frei“ hieß es für die „Bludenz Big Band Union“ in der Remise. Auf Initiative der beiden Saxophonisten Cenk Dogan und Lukas Morre fanden sich engagierte Musiker mit einer Vorliebe für den Bigbandsound zusammen, um ihrer Leidenschaft zu frönen. Unter der Leitung von Stefan Höfel entwickelte sich der Konzertabend zu einem inspirierenden Ereignis. Die Zuhörenden in der bis auf den letzten Platz besetzten Remise gingen begeistert mit und feierten im zweiten Set neben der hervorragenden Band auch den Sänger Bastian Berthold. Das abwechslungsreich zusammengestellte Programm beinhaltete weithin bekannte Standards in klugen und farbenreichen Arrangements.

Cenk Dogan und Lukas Morre haben für ihr Projekt einesteils im Land bestens bekannte Musiker eingeladen und andernteils junge, wagemutige Instrumentalisten in ihren Reihen versammelt. Stefan Höfel, bekannt aus der ORF Kulturabteilung, leitete die umtriebige Truppe und schrieb ihnen einige Arrangements auf den Leib. Vom ersten Ton an bestach die Formation (Cenk Dogan, Erich Berthold; Fabio Devigili; Mike Mathis und Lukas Morre, Reeds; Markus Weiß, Jodok Lingg, Patrick Haumer, Martin Bickel und Christian Sonderegger, Trompete; Christoph Gell, Gerhard Lampert, Thomas Burgstaller und Bernhard Kurzemann, Posaune) mit ihrer klanglichen Präsenz und der rhythmischen Prägnanz. Der kraftvolle Sound, unterstützt von einer starken Rhythmusgruppe (Stefan Halbeisen, Drums; Jakob Zimmermann, Klavier; Gernot Häfele, Gitarre und Stephan Rheintaler, Bass) bot eine ideale Grundlage für den musikalischen Groove, der sich unmittelbar einstellte.

Zahlreiche Highlights

Sogleich mit der ersten Nummer, „Birdland“ von Joe Zawinul, setzte sich der Leadtrompeter Markus Weiß in höchsten Lagen in Szene. Sein musikalisches Temperament sowie die spieltechnische Raffinesse setzte Cenk Dogan in „Georgia on my mind“ beeindruckend in Szene. Der erst 16-jährige Jakob Zimmermann zog vom Klavier aus die Fäden und zeigte in „One more Once“ sein Können. Mit originellen Intervallkonstellationen, perlenden Patterns und harmonischen Rückungen sowie guten Überleitungen lenkte er auch in „MacArthur Park“ von Jim Webb die Aufmerksamkeit auf sich. In diesem Werk sowie in „Count Bubba’s Revenge“ von Gordon Goodwin zeigte sich zudem die große musikalische Bandbreite der „Bludenz Big Band Union“ sehr schön.

Kantige Phrasierungen

Die Werkauswahl sowie die Arrangements machten jeden einzelnen Mitwirkenden der Bigband auch zum Solisten. Dieser kluge Schachzug bot nicht nur spannende Vergleiche zwischen den einzelnen Persönlichkeiten sowie deren Vorlieben, sondern sorgte auch für viel Abwechslung. Den Groove hatte die „Bludenz Big Band Union“ im Blut, weniger jedoch die innere Ruhe für einen lyrischen Balladenton. Charakteristik dafür war unter anderem die straffen Artikulationen und Phrasierungen der Bläser, die den ganzen Abend hindurch einen mitreißenden Drive entwickelten. So kam die große Lust am gemeinsamen Musizieren unmittelbar zur Geltung.

Stefan Höfel leistete sowohl als Arrangeur als auch als Bandleader und Moderator hervorragende Arbeit. Humorvoll und witzig setzte er einige Pointen. Darüber hinaus bot er in kurzen Worten viel Informatives zu den dargebotenen Werken.

Vocalizing

Mit „Feeling Good“ betrat der aus Götzis stammende Sänger Bastian Berthold die Bühne. Der Werktitel war zugleich Programm, denn die gelöste Stimmung im Saal machte das Konzert zu einem Fest. Bastian Bertholds wandlungsfähige Stimme kam in „You and me are gone“ schön zur Geltung. In „Stepping out“ von Kurt Elling zeigte er, dass seine Präferenzen im „Vocalizing“ liegen. Dies stellte er vor allem in „Jackie“ von Hampton Haves eindrücklich unter Beweis. Seine helle Stimme sowie die prägnante Artikulation boten gute Voraussetzungen, mitreißend wirkte hier der direkte „Dialog“ mit Cenk Dogan.

Viele einzelne Facetten zeichneten das Konzert der jungen Formation aus. Dieses Mal konzentrierten sich die Programmgestalter Cenk Dogan und Lukas Morre  auf bekannte musikalische Nummern und stellten die Musiker und ihr Können sowie Bastian Berthold in den Mittelpunkt. Dass einige Bandmitglieder auch kompositorisch Interessantes zu bieten haben, könnte eine Anregung für das nächste gemeinsame Projekt der „Bludenz Big Band Union“ sein.