Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Silvia Thurner · 18. Jun 2017 · Musik

Er kam, spielte und faszinierte – Martin Skamletz und das Concerto Stella Matutina boten viel, aber Herbert Walser-Breuß zog alle in seinen Bann

Es ist ein Markenzeichen des „Concerto Stella Matutina“, spezielle und hochkarätige Konzertprogramme zu präsentieren. Hier erklingen zahlreiche Kompositionen, die über Jahrhunderte in Archiven verstau(b)t lagen. Martin Skamletz ist Flötist beim CSM und Musikhistoriker. Seine Forschungen über Luigi Cherubini bildeten den Ausgangspunkt für die Programmgestaltung des dritten Abonnementkonzertes. Viel Wissenswertes war in diesen einen Abend verpackt, der zweigeteilt wirkte. Während in der ersten Hälfte die Informationen über Wirkweisen von Musik und Politik, französische Opernkompositionen und spezifisch wienerische Instrumentierungen die Musikdarbietungen fast in den Hintergrund drängten, wurde die zweite Konzerthälfte zu einem musikalischen Glanzpunkt, der in die Orchestergeschichte des CSM eingehen wird. Auf einer Klappentrompete interpretierte Herbert Walser-Breuß mit seiner unvergleichlich souveränen Spielart und musikalischen Aussagekraft das Trompetenkonzert von Johann Nepomuk Hummel.

Mit spannenden Instrumentationsvergleichen eröffnete das „Concerto Stella Matutina“ das vielgestaltige Konzert. Aus der Oper „Raul der Blaubart“ von André-Ernest-Modest Grétry waren ein Marsch und eine Battaglia zu hören, die von Anton Fischer für die Vorlieben des Wiener Publikums gesetzt wurden. Weiters ließ Anton Fischers Ouvertüre zur Oper „Raul der Blaubart“ aufhorchen, denn der sehr jung verstorbene Komponist ist weitgehend unbekannt. Die Wechsel zwischen vorwärtstreibenden Streicherpassagen und die markant in den Raum gestellten Tuttiabschnitte sowie die geistreiche Kompositionsart lenkten die Aufmerksamkeit auf sich.

Musik und historische Zusammenhänge

Martin Skamletz und die Orchestermusiker gingen der Faszination der französischen Oper in Wien zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit Ausschnitten aus der Oper „Les deux journées“ von Luigi Cherubini nach. Unter anderem in den Zwischenaktmusiken zur Oper „Lodoiska“ und in der Ouvertüre zu „Faniska“ breitete das CSM pastorale musikalische Bilder aus, die jedoch ohne den Gesamtzusammenhang und nur für sich allein eher wenig musikalische Anreize boten. Ebenso verströmte die „Serenata con una Cantatina“ von Ignaz v. Seyfried, gespielt von den Holzbläsern sowie der Kontrabassistin des CSM, nicht mehr als den Eindruck einer unterhaltsamen Gebrauchsmusik.

Interessant dazu waren die Ausführungen von Martin Skamletz zur Person der kunstsinnigen und Napoleon gegenüber kritisch eingestellten Kaiserin Marie Therese, die sogar auf Werkkonzeptionen Einfluss nahm. Wie ein roter Faden zog sich ein Marsch aus der Oper "Raul der Blaubart" durch das Konzertprogramm. Für Musikinteressierte der damaligen Zeit hatte dieser Marsch einen eindeutigen Botschaftscharakter. So wurde nachvollziehbar wie sich eine politische Haltung direkt oder indirekt in Kompositionen widerspiegelte. Als Ganzes betrachtet verströmte die erste Programmhälfte eher einen Seminarcharakter mit Musikbeispielen. Wer dies genießen konnte, verbrachte eine geistreiche und informative Zeit im Konzert.

Ein wahres Erlebnis

Künstlerisch aufregend war die zweite Hälfte mit dem Auftritt von Herbert Walser-Breuß. Das berühmte Concerto a Trombe Prinzipale in E-Dur von Johann Nepomuk Hummel spielte er mit einem ganz besonderen Instrument. Rainer Egger aus Basel hat die linksgriffige Klappentrompete in G nach Alois Doke aus dem Jahr 1823 mit Aufsteckbogen nach E nachgebaut. Der Instrumentalklang dieser Trompete war feinsinnig und eher leise und samtig, fast filigran. Jede Klappe bewirkte jeweils andere Tonqualitäten. Deshalb erklangen die thematischen Linien und die vielen Dreiklangszerlegungen, Trillermotive und virtuos angelegten Intervallsprünge in sich belebt und sehr farbenreich. Herbert Walser-Breuß zog mit seiner authentischen Spielart die Zuhörenden in seinen Bann. In den Ecksätzen entwickelte sich eine große Spannung und im langsamen Mittelteil flossen die Kantilenen mit einem vibratogestützten, wunderbar abgerundeten Ton.

Martin Skamletz dirigierte mit prägnanten Gesten und das Orchester gewährte dem Solisten viel Entfaltungsspielraum. Präzise und mit schönen dynamischen Kontrasten belebten die Musiker das Werk. Klar, dass das Publikum in der voll besetzten Kulturbühne AmBach nach diesem glanzvollen Auftritt frenetisch applaudierte.

Gerahmt wurde das Trompetenkonzert von der Ouvertüre und Auschnitten aus Cherubinis Oper „Les deux journées“.