"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Silvia Thurner · 21. Nov 2012 · Musik

Energie entwickelt – Guntram Simma verlangte einiges von den MusikerInnen des „Collegium Instrumentale“ und sie nahmen die Herausforderung an

Das „Collegium Instrumentale“ unter der Leitung von Guntram Simma gestaltete das zweite Konzert der Abonnementreihe „DornbirnKlassik“. Mit dem Solisten Rolf Plagge spielte das Orchester Beethovens fünftes Klavierkonzert, stellte ein Fragment von Georg Hering-Marsal vor und widmete sich abschließend Schumanns vierter Sinfonie. Die musikalische Aussagekraft des „Collegium Instrumentale“ wirkte am Anfang verhalten, entwickelte sich aber bis zum Schluss hin stetig nach oben.

Rolf Plagge, Hochschulprofessor an der Salzburger Universität Mozarteum, pflegt seit Jahren Kontakt zu Guntram Simma, dem Jugendsinfonieorchester sowie dem „Collegium Instrumentale".  In einem guten Einverständnis setzten Rolf Plagge und die Orchestermusiker in Beethovens fünftem Klavierkonzert einen kraftvollen Beginn. Die Themen wurden weitsichtig modelliert und vor allem für die Hauptthemen der Ecksätze fand der Pianist Artikulationsmuster, die einige Male aufhorchen ließen. Die Schnittstellen und das Zusammenwirken mit dem Orchester formte Rolf Plagge konzentriert aus, so dass ein organisches Miteinander entstand. Als ruhender Pol wurde der langsame Mittelteil ausgedeutet. Während das Orchester einen Klangteppich ausbreitete, erklang das Hauptthema im Solopart eher straff artikuliert, so dass ein anregender Gegenpol entstand. Bemerkenswert aus dem Klangfluss heraus geformt wurde das „springende" Hauptmotiv des Finalsatzes, der damit spannungsgeladen vorbereitet wurde. Insgesamt wirkten die eher gemäßigte Tempowahl sowie die Art der Phrasierung einzelner Motivgestalten jedoch etwas langatmig.

Wirkungsvolle Musik, die in die Sackgasse führte

Guntram Simma ist bekannt dafür, dass er dem Publikum auch neue Kompositionen präsentiert. Im Rahmen dieses Konzertes war es ein „altes“ neues Werk aus dem Dornbirner Stadtarchiv, wo der Nachlass des Komponisten Georg Hering-Marsal liegt. Hering-Marsal hat hauptsächlich Lieder und Chorsätze hinterlassen, aber auch Orchesterwerke komponiert. Er war seit 1944 bis zu seinem Tod im Jahr 1974 in Vorarlberg unter anderem beim ORF und als Klavierlehrer an der Musikschule tätig.

Sein Fragment „Allegro furioso“ für großes Orchester stellte das „Collegium Instrumentale“ mit zahlreichen raumgreifenden Gesten dar. Unterschiedliche Klangregister und das starke tiefe Blech, eine Überleitung der Streicher und anschließende Liegetöne weckten am Anfang eine Erwartungshaltung. Stets neue „Anläufe“ und Themenbildungen, die nicht weiter ausgearbeitet wurden, machten jedoch bald deutlich, dass der Komponist in dieses Werk wohl nicht „hineingefunden“ und es vielleicht auch deshalb als Fragment hinterlassen hat.

Profilierte Werkdeutung

Abgerundet wurde der Konzertabend mit der Interpretation der vierten Sinfonie von Robert Schumann. Das Werk stellte an die OrchestermusikerInnen enorme Herausforderungen, die sie engagiert annahmen. Transparent wurden die Themen geführt, der Gesamtklang des Orchesters wirkte in sich abgerundet. Motivische Bezüge und Wechselwirkungen zwischen thematischen Haupt- und Nebenlinien erklangen gut ausgedeutet. Im Finalsatz agierten vor allem die Bläser etwas zurückhaltend, aber zur prägnanten Schlusssteigerung wurden die Energien noch einmal beeindruckend gebündelt. Viel Applaus erhielt das „Collegium Instrumentale“ und Guntram Simma gebührt große Anerkennung für seinen bewundernswerten Einsatz.