Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 31. Okt 2009 · Musik

Einen Abend in die Idylle abtauchen - mit der Sopranistin Maria Erlacher und dem Barockensemble „conSequenza“ bei „Musik in der Pforte“

Auf Nuria Rial hatten sich viele AbonnentInnen von „Musik in der Pforte“ gefreut. Doch leider musste die Sopranistin krankheitsbedingt absagen. Sehr kurzfristig konnte die Sopranistin Maria Erlacher engagiert werden, so dass keine Programmänderung notwendig war. Sie interpretierte mit Thomas Engels Ensemble „conSequenza“ neun deutsche Arien von Georg Friedrich Händel. Dafür gebührt ihr Bewunderung. Ein Vergleich mit der vielfach ausgezeichneten und international gefeierten Nuria Rial ist jedoch müßig. Das Publikum wurde in eine schöngeistige barocke Musikwelt geführt, geleitet von MusikerInnen, die ihre Leidenschaft authentisch zum Ausdruck brachten.

Die neun deutschen Arien komponierte Georg Friedrich Händel zwischen 1724 und 1727 in London. Jeweils ein Melodieinstrument musiziert an der Seite der Sopranstimme, begleitet von einem Basso Continuo. In den einzelnen Arien nach Texten von Barthold Heinrich Brockes wird die Schöpfung Natur beschworen, bestaunt und bewundert. Atmosphäre schaffen viele musikalische Naturschilderungen wie glitzernde Wellen, Licht und Schatten der Landschaft, Farbspiele in dunklen Grüften. Verbunden mit diesen Bildern sind eine Vielzahl von Affekten und Gefühlswelte – eingebettet in Freude, Lob, Gelassenheit, Ruhe und Lust.

Flexible Stimmführung

Die Sopranistin Maria Erlacher führte ihren klaren Sopran leicht und vor allem in tiefen Lagen mit einer samtigen Erdung. So deutete sie die erste Arie „Künft’ger Zeiten eitler Kummer“ mit einem unaufgeregten Parlando, mit schwingenden Artikulationen führte sie ihre flexible Stimme in „Meine Seele hört im Sehen“. Durchdacht gestaltete die Sopranistin die Charakterwechsel und die vielgestaltigen Verzierungen in der melodischen Linienführung der dritten Arie „In den angenehmen Büschen“. In den eher differenziert angelegten Passagen, auch in der Arie „Die ihr aus dunklen Grüften“, wurde jedoch deutlich, dass die Zeit für den Feinschliff wohl gefehlt hat. Teilweise wurden einzelne Wortfragmente in den hohen Lagen allzu sehr betont und erhielten dadurch eine ungewollte Akzentuierung. Harmonisch gefärbte Stimmungswechsel wirkten mitunter zu wenig plastisch ausgeformt. Andererseits belebte die sympathisch wirkende Sängerin zahlreiche Passagen mit differenziert ausgeformten Koloraturen, wie beispielsweise in der Arie „Das zitternde Glänzen der spielenden Wellen“ und „Flammende Rose Zierde der Erden“. Den Höhepunkt stellte die Arie „Süße Stille, sanfte Quelle“ dar, die Maria Erlacher und Thomas Engel in inniger Zwiesprache zelebrierten.

Mit viel Kontakt zueinander musiziert

Vor allem die unterschiedlichen Klangfarben der melodieführenden Begleitstimmen unterstrichen die Stimmung der einzelnen Arien. Neben der Oboistin Katharina Suske und Thomas Engel an der Flöte, zog vor allem Lenka Torgersen an der Violine die Aufmerksamkeit auf sich. Sie spielte ihre Parts mit einer nuancenreichen Linienführung und achtete auch auf kleinste dynamische Farbgebungen. In zwei Intermezzi spielte „conSequenza“ die beiden Sonaten in F-Dur und G-Dur, HWV 389 und 384. In diesen beiden Werken illustrierten die Ensemblemitglieder eindringlich ihre freundschaftliche Art des gemeinsamen Musizierens. Mit viel Kontakt zueinander deuteten sie die jeweiligen Eigenschaften der langsamen und schnellen Sätze ausgewogen, mit viel emotionaler Anteilnahme, aber nicht schwülstig. Gegensätzliche Themen wurden vor allem in der F-Dur Sonate ausgekostet, mit lebendigen Artikulationen und schön verzierten Phrasierungsbögen. Eine kompakt agierende Continuogruppe mit Kaspar Singer am Cello, Julian Behr an der Laute und Johannes Hämmerle am Cembalo und an der Orgel bot während des gesamten Abends einen gut ausbalancierten Klanggrund. Bemerkenswert war auch in diesem Konzert der hohe Aufforderungscharakter, der von Johannes Hämmerle ausgeht. Faszinierend, wie er die harmonischen Hauptlinien zusammenführt und gleichzeitig zur Entfaltung bringt.

CD-Tipp: „Süße Stille, sanfte Quelle – Georg Friedrich Händel“. Nuria Rial, Austrian Baroque Company unter der Leitung von Michael Oman, Deutsche Harmonia Mundi, Sony BMG, 2009.