Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 23. Jun 2015 · Musik

Eine Hälfte war mäßig, die andere herrlich – Der Pianist Lars Vogt musizierte solo und im Trio

Die Ankündigung eines Klavierrecitals mit Lars Vogt weckt hohe Erwartungen, doch diese wurden bei der Schubertiade Schwarzenberg nur teilweise erfüllt. Schuberts c-Moll Sonate (D958) erklang zwar kantig konturiert, im Detail jedoch etwas unscharf ausgeformt. Bereits im Vorfeld wurde eine Besetzungserweiterung angekündigt, weil der Pianist die Deutung der A-Dur Sonate (D959) von Franz Schubert wegen Zeitmangels „nicht auf Schubertiadeniveau“ bringen konnte, wie er selbst sagte. Dies war eine kluge Entscheidung, denn im Zusammenwirken mit Antje Weithaas (Violine) und Tanja Tetzlaff (Violoncello) erlebten die Zuhörenden im Angelika Kauffmann-Saal eine berührende Interpretation des Klaviertrios (D929).

Die c-Moll Sonate ist ein gewichtiges Werk, das sowohl die pianistische Kunst als auch die lyrischen Aspekte Schuberts schön zusammenführt und auf die Spitze treibt. Emotionale Höhen und Tiefen erklingen teilweise unmittelbar nebeneinander. Den Energiefluss des markanten Eröffnungsthemas stellte Lars Vogt mitreißend dar, genauso wie die fließenden Triolenbewegungen und die Gegenüberstellungen der motivischen Hauptlinien im ersten Satz. Auch die galoppierenden Themengestalten im Finalsatz erklangen mit einer ausgefeilten Pianokultur. Dennoch wirkte Lars Vogts Spielart in mehreren Passagen mehr virtuos routiniert als emotional ausgedeutet. Im Adagio entfalteten sich die beiden „Handlungsebenen“ in den oberen Registern und den chromatisch absteigenden Passagen schön und mit gut nachvollziehbaren harmonischen Fortschreitungen. Jedoch fehlte den Tonrepetitionen mitunter die Leichtigkeit. Die kauzige Entwicklungslinie im Menuett breitete Lars Vogt mit einer bewundernswerten Pianokultur aus, allerdings erhielten die Generalpausen etwas zu wenig Raum. Zurück blieb eine ohne Zweifel virtuos gestaltete Werkdeutung, die im Hinblick auf eine detaillierte Innensicht jedoch Wünsche offen ließ.

Mitreißende Werkdeutung


Das Es-Dur Klaviertrio (D929) zelebrierten Antje Weithaas, Tanja Tetzlaff und Lars Vogt mit einem bewundernswerten einheitlichen Atem. Den ausgedehnten Durchführungsteil kosteten sie im Eröffnungssatz gemeinsam aus und spreizten den musikalischen Fluss zum Schluss hin wirkungsvoll auf. Höhepunkt war das Andante con moto mit dem schreitenden Duktus und wunderbar ausgebreiteten Soli der Violine und des Violoncellos. Die fast ‚tonlos’ gespielten Motive erklangen in einem fein abgestimmten Pianissimo. In den charakteristischen Intervallsprüngen und markanten Rufmotiven kamen harmonische Färbungen gut nuanciert zur Geltung. Ebenso vielgestaltig modellierten die Musikerinnen und der Pianist den Finalsatz. Viel Raum gaben sie der Reminiszenz an den langsamen Satz, sodass die Klammer zum Beginn schön betont wurde. Mit herzlichem Beifall bedankte sich das Publikum.