Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 28. Apr 2013 · Musik

Eine Begegnung mit außergewöhnlichen Menschen – die Schubertiade Hohenems macht’s möglich

Das Jerusalem Quartet ist seit nunmehr dreizehn Jahren Gast bei der Schubertiade und jeder seiner Auftritte ist ein Erlebnis erster Güte. Mit Esprit und Aussagekraft wurde Schuberts Quartettsatz (D 703) und das Streichquartett op. 18/6 von Beethoven gedeutet. Gemeinsam mit der Klarinettistin Sharon Kam spielten die Quartettmusiker im Markus-Sittikus-Saal in Hohenems das berühmte Klarinettenquintett op. 115 von Johannes Brahms. Sharon Kam sang mit und auf ihrem Instrument. Mit einer bewundernswerten Leichtigkeit verschmolzen ihr charakterstarker Klarinettenton und das Streichquartett in einer intensiven Werkdeutung miteinander.

Die Art, wie die international gefeierte Sharon Kam die Klarinette spielt, zieht die Zuhörenden in ihren Bann. Leicht und lupenrein, mit einem endlosen Atem modellierte sie die Linien durch sämtliche Registerfarben hindurch voluminös und mit einem obertonreichen Klang. Sharon Kams besondere Kunst, die musikalischen Themen in sinn- und farbenreiche musikalische Bilder zu fassen, kam auch in Brahms’ Klarinettenquintett in h-Moll voll zur Geltung.

Die dichten Linien im Eröffnungssatz und die Dialoge zwischen dem Streichquartett und der Klarinette verwoben die Musiker zu einem intensiven Klanggewebe, das trotzdem in allen Passagen durchscheinend wirkte. Vor allem den rhapsodischen Charakter des Adagios kosteten das Jerusalem Quartet und Sharon Kam intensiv aus. Hier wurde Raum geboten für vielgestaltige Registerwechsel von erdigen Grundierungen bis in klangintensive hohe Lagen. Aufhorchen ließ der kauzig gestaltete dritte Satz mit aufsteigenden Phrasen und Pizzicati in den Streichern. Kommunikationsfreudig gestalteten die Musiker im Finalsatz unter anderem den Rollentausch zwischen der Klarinettistin und dem Cellisten. Im Rahmen der Schubertiade war Sharon Kam zum ersten Mal zu hören, ihr Debüt wurde vom Publikum begeistert gefeiert.

Spannungsgeladen


Auch in den Werken von Schubert und Beethoven kamen die Vorzüge des Jerusalem Quartets zum Ausdruck. Im Quartettsatz (D 703) wurden die aufgerauten Tremolothemen und die darauffolgenden Energieentladungen beziehungsreich ausformuliert. So entwickelten sich Zeitfenster, die vor allem die harmonischen Spannungsverhältnissen zueinander in Verbindung stellten.

Kommunikationsfreudig


Eine herausragende Rolle nahm der Cellist Kyril Zlotnikov ein. Er spielte mit höchstem Vergnügen seinen Quartettpartnern Themen und Motive zu, nahm sie auf, formulierte sie um, reichte sie weiter und belebte auf seine Weise die musikalische Kommunikation. Seine Gestik wirkte nie aufgesetzt, sondern war von einer sympathischen Spielfreude geleitet.

Frage und Antwort sowie ein gemeinsamer Atem zeichneten die Interpretation des Streichquartetts op. 18/6 von Ludwig van Beethoven aus. Die kompositorische Anlage und der inhaltliche Aussagegehalt des Finalsatzes mit dem melancholischen langsamen Abschnitt und dem quirligen Allegretto wird von der Musikwissenschaft viel diskutiert. Hier ließen die Musiker viel Raum offen für individuelle Auslegungen und sie entwickelten eine unterhaltsame musikalisch-psychologische Deutung.