Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Silvia Thurner · 01. Aug 2016 · Musik

Einblicke in die poetisch musikalische Wunderkammer von Otto M. Zykan – Erwin Belakowitsch und das Altenberg Trio Wien im Seestudio

Kompositionen des österreichischen Komponisten Otto M. Zykan bereichern die diesjährigen Bregenzer Festspiele. Nach dem Violinkonzert am Vormittag wurden im Rahmen von „Musik und Poesie“ zwei Vokalwerke des originellen Komponisten in den Mittelpunkt gestellt. Das Altenberg Trio Wien und der Bariton Erwin Belakowitsch deuteten das vergnügliche Werk „Beethovens Pferd“ und brachten das geistreiche Triotheater zur Uraufführung. Das Gassenhauer-Trio von Ludwig van Beethoven leitete den Abend unterhaltsam ein. Jedoch fiel Schönbergs „Verklärte Nacht“ op. 4 in der Bearbeitung für Klaviertrio in mehrerlei Hinsicht durch.

Otto M. Zykan war nicht nur ein geistreicher, wunderbar humorvoller und zugleich kritischer Komponist, sondern auch ein begnadeter Schriftsteller. Dass Ludwig van Beethoven in jungen Jahren, dem damaligen Zeitgeist entsprechend, sogar ein Reitpferd besessen hatte, nahm Otto M. Zykan als Anlass für seine Parodie „Beethovens Pferd“ für Viola und Sprecher. Wie geschaffen für diese Sprachkomposition war die spitzbübische und sympathische Ausstrahlung des Baritons Erwin Belakowitsch. Der Sänger, an der Viola begleitet von Amiram Ganz, rezitierte den Text höchst amüsant. Virtuos wurde der Vokalpart ausgestaltet, so dass die untrügliche und präzise Satztechnik von Zykan hervorragend zur Geltung kam.

Geistreich und wahr


Eins drauf legte Erwin Belakowitsch danach zusammen mit dem Altenberg Trio Wien (Amiram Ganz, Vl.; Christoph Stradner, Vc; und Christopher Hinterhuber, Klavier) in der Uraufführung von Zykans Triotheater. Darin nahm der im Jahr 2006 verstorbene Komponist kompositorische Stiltypen, Spielanweisungen und spezifische Verhaltensweisen von Interpreten wunderbar ironisch aufs Korn. Allerdings bot das Stück nicht allein oberflächliche Unterhaltung. Indem Zykan genau die Wesensmerkmale bestimmter Stilrichtungen herauskristallisiert hatte, zeigte das Werk auch den großen kreativen Fundus auf, aus dem Zykan so fantasiereich schöpfen konnte. Zahlreiche humorvolle Wendungen, wie der Reim „Ist die Not am höchsten, ist der Triller am nächsten“ oder „Erschöpfung ist die Mutter der Vernünftigen“ und die genau dazu passende parodierende Musik begeisterten die Zuhörenden.

Verpasste Gelegenheit


Von Zykan hätte man an diesem Abend gerne mehr gehört. Stattdessen wurde die Zeit mit einer überflüssigen Bearbeitung von Schönbergs „Verklärter Nacht“ für Klaviertrio von Eduard Steuermann vergeudet. Noch dazu machten sich bei dieser Darbietung die klanglichen Unzulänglichkeiten des Flügels, mit dem sich die Musiker im Seestudio abmühen müssen, besonders krass bemerkbar.

Selbstverständlich musizierte das Altenberg Trio Wien auf höchstem Niveau und bemühte sich, die hoch romantische Programmmusik ihrem emotionalen Aussagegehalt entsprechend auszudeuten. Emphatisch spielten Amiram Ganz und Christoph Stradner die Streicherparts. Doch die Bearbeitung für Klavier brach die dem Original innewohnende Strahlkraft der ursprünglichen Besetzung für Streichsextett auf und zerstörte die Charakteristik des Werkes. Da konnte sich Christopher Hinterhuber noch so um eine sensible Anschlagskultur und Phrasierung bemühen.