Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Silvia Thurner · 05. Okt 2015 · Musik

Ein kraftvolles Spiel mit harmonischen Licht- und Schattenwirkungen – Das „Apollon Musagète Quartett“ begeisterte die Zuhörenden

Der Primgeiger des Streichquartetts „Apollon Musagète“, Pavel Zalejski , ist vielen Musikliebhaberinnen und –liebhabern in Vorarlberg bestens bekannt. Seit einigen Jahren spielt er als Konzertmeister beim Symphonieorchester Vorarlberg. Mit seinen polnischen Freunden Bartosz Zachlod (Violine); Piotr Szumiel (Viola) und Piotr Skweres (Violoncello) musiziert Pavel Zalejski im international gefeierten und vielfach ausgezeichneten „Apollon Musagète Quartett“. Der Auftritt im Rahmen der Schubertiade Hohenems wurde mit Spannung erwartet, denn auf das Programm hatten die Musiker das selten zu hörende Streichquartett op. 61 von Antonin Dvorak und Schuberts großes G-Dur Quartett (D887) gestellt. Die aussagekräftigen Darbietungen stießen auf große Zustimmung.

Wenig auf den Konzertpodien zu hören ist das Streichquartett in D-Dur, op. 61 von Antonin Dvorak, dabei hat es für die Zuhörenden viel Gefühlstiefe zu bieten. Die Quartettmusiker präsentierten das Werk mit einem straffen Duktus, in dem sie die herausragende Stellung der ersten Violine besonders betonten. Mit plastischen Linienführungen sowie einem gehaltvollen Gesamtklang wurden unter anderem die Kontraste zwischen aufbrausenden Forteausbrüchen und feinsinnig austarierten, leisen Passagen betont. Auffallend war darüber hinaus die prozesshafte und bildliche musikalische Gestaltung des ersten Satzes. Wie ein Lied stimmten die Musiker das Adagio an und formten den zerklüfteten Satz gut aufeinander abgestimmt, in dem sie der Musik und den Pausen viel Raum zur Entfaltung gaben. So trat ein erzählender Duktus in den Vordergrund. Besondere Aufmerksamkeit lenkte der Finalsatz mit den fugierten Themeneinsätzen in der transparenten Spielart des „Apollon Musagète Quartetts“ auf sich.

Herausfordernde Musik


Nach diesem einstündigen Kraftakt widmeten sich die Musiker dem G-Dur Streichquartett (D887) von Franz Schubert. Mit ihrer musikalisch dichten Aussage übertrafen die Musiker sogar die vorangegangene qualitätvolle Interpretation des Dvorak-Streichquartetts. Die changierenden harmonischen Farben bei Schubert sowie das rastlose Suchen, eine große innere Unruhe, Resignation, Aufhellungen und Ruhepole kristallisierte das „Apollon Musagète Quartett“ bewundernswert klar heraus. Neben dem Primgeiger lenkte auch der Cellist die Aufmerksamkeit auf sich, denn er bettete die Themen und Motive im Andante und im Scherzo sehr zurückhaltend in den musikalischen Fluss ein und verstärkte dadurch den düster resignierten Aussagegehalt zusätzlich.

Auf das gegenseitige Hören konzentriert


Auffallend war die außergewöhnliche Musizierhaltung des „Apollon Musagète Quartetts“, das ganz auf das gegenseitige Hören konzentriert war. Blickkontakt und optisch nachvollziehbare korrespondierende Gesten zwischen den Musikern fanden praktisch keine statt. Im Gegenteil, jeder war ganz auf sein Notenpult und seinen Part konzentriert. Nichtsdestotrotz formten die Musiker das überaus anspruchsvolle Streichquartett von Schubert hervorragend und stießen mit ihrer Werkdeutung auf helle Begeisterung.