Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 06. Okt 2013 · Musik

Ein Klavier und vier Hände im Dienste eines Orchesters – Yaara Tal und Andreas Groethuysen weckten bei der Schubertiade Hohenems auch nostalgische Gefühle

Das Klavierduo „Tal&Groethuysen“ zählt seit fast zwanzig Jahren zur Schuberiade-Familie. Im Markus-Sittikus-Saal in Hohenems zeichneten Yaara Tal und Andreas Groethuysen mit Klavierwerken Franz Schuberts Weg zur großen Symphonie nach. Den Höhepunkt bildete die virtuos dargebotene Sonate „Grand Duo“ (D812). In frühere Zeiten zurückversetzt wurde das Publikum mit Schuberts „Unvollendeter“ in einer Bearbeitung für Klavier zu vier Händen.

Als die symphonischen Werke noch nicht selbstverständlich auf Tonträgern zugänglich waren, vergegenwärtigten viele MusikliebhaberInnen symphonische Kompositionen mittels Klavierbearbeitungen. Unterstrichen durch das Ambiente im Markus-Sittikus-Saal stellte sich eine besondere Atmosphäre und eine Ahnung dieses bürgerlichen Musizierens ein.

Eine Symphonie am Seziertisch


Wahrscheinlich haben auch zahlreiche KonzertbesucherInnen Schuberts „Unvollendete“ zu vier Händen bereits nachgespielt und dadurch die kompositorischen Qualitäten im eigenen Musizieren hautnah erlebt. So gesehen verströmte die Darbietung dieses Werkes mit dem Klavierduo Tal&Groethuysen einen besonderen Reiz, denn die musikalischen und vor allem harmonischen Strukturen der Symphonie kamen hervorragend zum Ausdruck. Die bis ins Detail ausbalancierte Anschlagdynamik und die gute Pianokultur der Pianisten gewährleistete einen transparenten musikalischen Fluss. Doch trotz dieser Qualitäten befriedigte mich die Werkdeutung wenig, weil Schuberts Siebente in ihren Grundzügen ein symphonisch angelegtes Werk ist. Die Liegetöne sowie die ‚singenden’ und schwebenden Streicherpassagen kann auch ein noch so sensibles Klavierspiel nur bedingt imaginieren.

Einfalls- und abwechslungsreich


Mit einem großen gegenseitigen Einverständnis musizierten Yaara Tal und Andreas Groethuysen. So stellte sich in der Ouvertüre (D668) ein erzählender Duktus ein zwischen dem Primopart, den Yaara Tal spielte, und dem Secondopart, den Andreas Groethuysen verkörperte. Lediglich in den hohen Lagen artikulierte Yaara Tal ihre Stimme teilweise etwas grell.

Auch die Interpretation des „Divertissement sur des motivs originaux francais“ (D823) bot beste Unterhaltung. Perlend umspielten die Musiker in einem dynamisch gut aufeinander abgestimmten Wechselspiel die thematischen Hauptlinien. Ein Gegengewicht dazu schufen sie mit kraftvoll phrasierten musikalischen Gedanken, die im weiteren Verlauf orchestral aufgespreizt erklangen und in einer fulminanten Schlusspassage mündeten.

Ein wirklich großes Werk


Erfrischend wirkte die Interpretation des „Grand Duo“ (D812). Hier waren der gemeinsame Atem und die Fülle der musikalischen Einfälle in großen Spannungsbögen zu erleben. Besonders Andreas Groethuysen bot in den Tenor- und Bassgängen eine gute klangliche Grundierung. Ein poesievoller Dialog zwischen den Stimmen entfaltete sich im Andante und dem Scherzo verliehen die Pianisten eine spezielle Färbung. Vor allem das Finale erklang hervorragend modelliert, indem die Bewegungsimpulse immer wieder neu in Gang gesetzt wurden. Humorvoll und mit Esprit endete das Werk.

Zurück blieb aufs Neue der Eindruck, dass diese Komposition ein hervorragendes Streichquartett beziehungsweise –quintett abgegeben hätte - hätte Schubert diesen Plan nur weiter verfolgt.