Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Silvia Thurner · 28. Sep 2015 · Musik

Ein junges Orchester mit enthusiastischen Werkdeutungen – Das „Collegium Instrumentale“ unter der Leitung von Guntram Simma gab ein inspirierendes Konzert

Guntram Simma, Gründer und Dirigent des „Collegium Instrumentale“ ist bekannt dafür, dass er gerne mit jungen Musikerinnen und Musikern zusammenwirkt und Außergewöhnliches bietet. Zum Herbstkonzert lud das Dornbirner Orchester in den Angelika-Kauffmann-Saal nach Schwarzenberg. In Staunen versetzte der erst 14-jährige Pianist Gabriel Meloni das Publikum mit seiner Interpretation des Klavierkonzert Nr. 1 von Felix Mendelssohn-Bartholdy. In bester Spiellaune musizierte das Orchester überdies Schuberts Rosamunde-Ouvertüre und die Ballettsuite „Dornröschen“ von Peter I. Tschaikowsky.

Schon mit der Begrüßung schuf Guntram Simma im Saal eine herzliche Atmosphäre, weil er sich ehrlich über den großen Publikumszuspruch freute. Dass die gute Laune sich auch auf das Orchester übertrug, war gut nachvollziehbar und machte das Sonntagskonzert zu einem erfrischenden Ereignis.

Am Beginn einer Karriere


Im Mittelpunkt stand der aufstrebende Pianist Gabriel Meloni, der in der letzten Zeit mit seinem besonderen Talent auf sich aufmerksam macht. Bislang studierte er an der Dornbirner Musikschule bei Ivan Karparti. Ab diesem Semester besucht der Andelsbucher das Landeskonservatorium in Feldkirch. Zahlreiche Auszeichnung erhielt Gabriel Meloni bereits beim Wettbewerb „Prima la musica“, unter anderem auch als gefragter Kammermusikpartner mit Musikerkollegen und –kolleginnen. Einen ersten Höhepunkt seiner Karriere stellt die Teilnahme beim dritten „Allianz Junior Music Camp 2015“ mit dem international gefeierten Star Lang Lang dar. Gabriel Meloni stellte sich der weltweiten Konkurrenz junger Pianisten und erhielt die Zusage im kommenden November beim Meisterkurs in Wien mit dabei zu sein.

Virtuos und musikalisch


Dass Gabriel Meloni nicht nur über eine virtuose Fingerfertigkeit verfügt, sondern in erster Linie seine Musikalität die besondere Kraft seines Klavierspiels ausmacht, war bei seiner Darbietung des ersten Klavierkonzertes von Mendelssohn-Bartholdy erfahrbar. Energiegeladen stellte Gabriel Meloni das erste Thema in den Raum, spätestens mit dem lyrischen Seitenthema war die Nervosität verflogen und der Solist ganz bei sich selbst. Elegant und flüssig entfaltete er die Linien und trat in einen feinsinnigen Dialog mit dem Orchester. Das „Lied“ im Andante erklang mit einem singenden Duktus und die gute Klangvorstellung des jugendlichen Solisten kam sehr schön zum Ausdruck. Locker luftig war der Anschlag im abschließenden Allegro vivace, wo die themenführenden melodischen Hauptlinien gut aus dem virtuosen Figurenwerk herauskristallisiert erklangen. Jubelnder Applaus folgte auf diese beeindruckende Werkdeutung. Gabriel Meloni ist zu wünschen, dass er weiterhin umsichtige Pädagogen findet, die seine besonderen Talente in einem positiven Geist formen. Jedenfalls darf man sich jetzt schon auf weitere Konzerte mit dem sympathischen und bescheiden wirkenden jungen Pianisten freuen.

Das „Collegium Instrumentale“ war dem Solisten ein umsichtiger Partner und stellte sich ganz auf ihn ein. Auf diese Weise entfaltete sich das gleichberechtigte Zusammenwirken zwischen dem Orchester- und dem Solistenpart. Allen Beteiligten verlieh Guntram Simma am Dirigentenpult Sicherheit.

Freudvoll musizierendes Orchester mit gutem Gesamtklang


Einleitend interpretierte das „Collegium Instrumentale“ die berühmte Rosamunde-Ouvertüre von Franz Schubert. Klar positionierten Guntram Simma und die Musiker zuerst die harmonischen Pfeiler und schufen damit eine gute Eingangsstimmung für das bewegte Hauptthema. Das Tempo war eher gemäßigt und die Themenführungen wirkten weich gezeichnet. Transparent, mit dem Fokus auf ein kräftig artikuliertes Fundament, musizierte das Orchester.

Die Suite aus dem Ballett „Dornröschen“ erklang plastisch ausgeformt. Zuerst erzeugten die Musiker eine dramatische Spannung und dann öffnete sich der imaginäre Vorhang. Über Tremoli, die ruhiger wirken hätten können, entfalteten die Holzbläser die melodischen Linien. Lange verharrte der Orchesterklang im Forte, bis der musikalische Fluss in einem schönen Fade out abebbte. Leidenschaftlich und mit einem lebendigen Duktus entfaltete das „Collegium Instrumentale“ den Walzer. Die schnellen, dramatisierenden Floskeln im Finale wirkten etwas wenig abgerundet und trübten auch die ansonsten hervorragende Intonation. Fulminant endete die Interpretation des unterhaltsamen Werkes.

Das Publikum applaudierte herzlich nach den enthusiastisch ausgestalteten Werkdeutungen. Für Guntram Simma und das durchwegs junge Orchester, in dem zahlreiche Unterrichtende und Studierende in einer ausgewogenen Klangbalance miteinander musizierten, war dieser Konzertabend ein schöner Erfolg.