Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 21. Sep 2010 · Musik

Ein höchst bemerkenswerter Solist und ein enthusiastisch musizierendes Orchester - Bewunderung für Aaron Pilsan und viel Zustimmung für das Jugendsinfonieorchester Dornbirn

Das Jugendsinfonieorchester Dornbirn lud zum traditionellen Spätsommerkonzert, diesmal in den Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg. Als Solist war der atemberaubend spielende Aaron Pilsan angekündigt. Unglaublich energiegeladen und virtuos spielte der erst fünfzehnjährige Pianist Saint-Saens Klavierkonzert Nr. 2. Darüber hinaus hatte Guntram Simma mit den jungen OrchestermusikerInnen ein anspruchsvolles Programm einstudiert. Sehr viele KonzertbesucherInnen folgten der Einladung, sodass das Jugendsinfonieorchester vor vollem Haus spielen konnte. Dementsprechend groß war die Spielfreude der Kinder und Jugendlichen.

Immer wenn Aaron Pilsan am Klavier musiziert, ist es ein besonderes musikalisches Erlebnis. Er spielt nämlich mit einer höchst bewunderswerten Präsenz und Konzentration, moduliert die melodischen Linien und verleiht ihnen damit eine lebendige Körperlichkeit. Selbst virtuos geführte Verzierungen perlen wie mühelos geformte Tonereignisse durch den Raum, wirken nie als Selbstzweck, sondern stets in den musikalischen Fluss integriert.

Virtuosität nie als Selbstzweck

Saint-Saens Klavierkonzert ist ein Musterbeispiel eines Virtuosenstückes, doch Aaron Pilsan spielte das Werk einerseits mit einer unglaublichen Leichtigkeit und andererseits mit einer energiegeladenen Kraft in groß angelegten Akkordballungen, die man dem zierlichen Jugendlichen gar nicht zutrauen würde. Beeindruckend war neben der meisterhaften technischen Interpretation auch die Ruhe, die sich der Solist für die lyrischen Passagen gönnte. Auf diese Weise kristallisierte er Gewichtungen im Verhältnis zwischen ruhenden Polen und raumgreifenden Gesten plastisch heraus. Das rhythmisch prägnante Thema im Allegro und die Trillermotive im Finalsatz, stets vorwärtstreibend durch die rollenden Triolenbewegungen, wurden kantig ausformuliert und mit ganzem Körpereinsatz geformt.

Das Jugendsinfonieorchester Dornbirn unter der Leitung von Guntram Simma war dem Solisten ein guter Partner und erfüllte die eher begleitende Funktion sehr gut. Aufmerksam und in einem guten Verhältnis zueinander spielten die MusikerInnen die Dialoge mit dem Klavierpart. Das Publikum applaudierte dem Solisten herzlich und begeistert für diese herausragende Werkdeutung. Aaron Pilsan studiert inzwischen beim berühmten Klavierpädagogen Karl-Heinz Kämmerling und hat hoffentlich noch eine große Karriere vor sich.

Das Jugendorchester ‚verjüngt’

Es hat schon lange Tradition, dass Guntram Simma mit ‚seinen’ jungen OrchestermusikerInnen eine Werkwoche im Bregenzerwald verbringt. Dort werden in vielen konzentrierten Proben Orchestererfahrungen auf sehr hohem Niveau gesammelt. Der Wert dieser Arbeit ist nicht hoch genug einzuschätzen, denn hier lernen die MusikschülerInnen und -studentInnen hautnah sowie in spielerischer und gelöster Atmosphäre. Offensichtlich war, dass im Jugendsinfonieorchester quasi ein „Generationswechsel“ stattgefunden hat. Viele Jugendliche spielen nun im ebenfalls von Guntram Simma gegründeten Orchester „Collegium Instrumentale“. Nachgerückt sind zahlreiche neue Blech- und Holzbläser sowie Streicher.

Der Musizierlust freien Lauf gelassen

Ideal schien deshalb die Werkauswahl, die Guntram Simma getroffen hat. Gespielt wurde die Ballettsuite „Gaité Parisienne“ nach Themen von Jacques Offenbach. In den unterschiedlichen Abschnitten ließen die OrchestemusikerInnen ihrer Spielfreude freien Lauf. Guntram Simma bündelte die Stimmen, formte weite Crescendobögen und zähmte die Geister in leiseren Passagen. Die Rhythmen sowie die Wechselverhältnisse zwischen den hohen und tiefen Klangregistern wurden gut dargestellt. Freilich stellte sich ein ausgewogenes Reagieren aufeinander noch nicht so recht ein. Jedoch war der Esprit des Orchesters ansteckend und die MusikerInnen hatte alle Sympathien des Publikums auf ihrer Seite. Einen Vorgeschmack auf das Neujahrskonzert gab es mit dem festlich gespielten Strauß-Waler „Rosen aus dem Süden“. Der leichtfüßig artikulierte Walzertakt war bereits hörbar und wird bis zum Neujahr sicher noch perfektiert. Viele Fans sind dem Jugendsinfonieorchester Dornbirn jedenfalls gewiss.