Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Anita Grüneis · 02. Dez 2016 · Musik

Ein Fest der Opernarien im Vaduzersaal mit der Südwestphilharmonie und dem Dirigenten Karsten Januschke

Mehr als zwei Stunden lang dauerte der Ohrenschmaus mit den „schönsten Opernarien“ im Vaduzersaal. Im Rahmen der TAK Vaduzer Weltklassik Konzerte gastierte die Südwestdeutsche Philharmonie mit Stipendiaten der sic itur ad astra foundation aus Vaduz, die junge Solisten auf ihrem Weg in eine internationale Karriere begleitet.

Den Auftakt des Abends mit der Ouvertüre zu Mozarts „Le nozze di Figaro“ dirigierte der 36jährige Karsten Januschke ohne Taktstock, seine  Zeigefinger und Hände wurden zu Taktgebern, sein ganzer Körper tanzte die Musik. Hin und wieder musste er sich am Sicherheitsbügel festhalten, um nicht abzuheben. Sein Einfühlungsvermögen und seine energetisierende Wirkung auf Musikerinnen und Musiker machten sich beim gesamten Konzert bemerkbar. Die Aufmerksamkeit galt den Solistinnen und Solisten, die aber vom Orchester stets unterstützend begleitet wurden, das gleichzeitig eigene Akzente setzte.  

Die Solistinnen und Solisten hatten Freude am Spielen

Auf dem Programm standen Opernarien von Mozart, Saint-Saëns, Offenbach, Verdi, Donizetti, Händel, Mascagni, Delibes und Gounod und damit Musik aus einer Zeit von 1685 bis 1945. Eine gute Auswahl für die sieben Sängerinnen und Sänger, die sich damit ihre Gusto-Stückchen auswählen konnten. So unterschiedlich wie die Musik, so verschieden waren auch die Stimmen. Manche klangen souverän und ausgereift, bei anderen waren kleine Unsicherheiten in der Intonation hörbar. Aber eines hatten alle gemeinsam: Sie sangen ihre Arien nicht nur, sie spielten sie auch mit sicht- und hörbarer Freude. So wurde der Arienabend zu einem konzertanten Vergnügen.

 Die stimmgewaltigen Frauen in Rot

Die hochgewachsene litauische Mezzosopranistin Eglė Šidlauskaité in langem schmalem roten Kleid bewies bei Camille Saint-Saens „Mon cœur s'ouvre à ta voix“ aus "Samson und Dalila" ihr großes Stimmvolumen, das warme Timbre, die tragende Tiefe und sichere Höhe. Zudem kann die Sopranistin ihre Stimme so zurücknehmen, dass die Innigkeit der Worte fließen. Auch Brigitta Simon aus Ungarn zeigte sich als erfahrene Sopranistin. In ihrem weiten roten Tüllkleid und den blonden Korkerzieherlocken wirkte sie optisch etwas puppenhaft, doch dieser Eindruck verblasste, sobald sie zu singen begann. Ihre Höhen waren kristallklar, ihre Koloraturen sicher und spielerisch. Sie überzeugte unter anderem mit Verdis „E strano“ aus „La Traviata“.
Ganz anders hingegen die dritte Frau im Bunde, Cassandra Wyss. Sie trat zwar optisch so extravagant auf wie Simone Kermes und interpretierte auch deren Highlight, Händels „Lascia ch’io Pianga aus Händels „Rinaldo“ als große Klage. Dabei wurde aber deutlich, dass Wyss’ Stimme zu wenig trägt und auch die bühnenwirksame Theatralik nicht darüber hinwegtäuschen kann. Ihr zierlicher Sopran hatte es schwer neben all den Stimmgewaltigen, das zeigte sich noch einmal beim Schlussquartett, Verdis „Bella figlia dell’amore“ aus "Rigoletto". Da donnerten Brigitta Simon, Sascha Emanuel Kramer und Philippe Spiegel los und Wyss’ Stimme war ganz und gar verloren.

Auch Tenöre können leise und innig singen

Der 26jährige Florian Köfler aus Österreich begeisterte bei „O tu Palermo“ aus Verdis „I vespri sicilani“ mit seinem runden und vollen Bass, dessen schwere Fülle so gar nicht zu der schlanken jugendlichen Gestalt passen wollte. Köfler singt seit dieser Spielzeit im Jungen Ensemble des Theaters an der Wien. Da wächst ein großer Star heran. Der Zürcher Tenor Sascha Emanuel Kramer bewies mit dem berühmten „Una Furtiva Lagrima“ aus Donizettis „L’elisir d’amore“, dass Tenöre nicht nur schmettern, sondern auch sehr leise und innig singen können., Die Stimme des 28jährigen hat eine satte Mitte und eine sichere Tiefe und tendiert damit etwas zum Bariton. 
Bereits ein  routinierter Bariton ist der Tiroler Philippe Spiegel, der unter anderem als lebenslustiger Papageno begeisterte. Der schlaksige Mindagaus Jankauskas aus Litauen zeigte seine Freude am Schauspielen vor allem in der Arie „Questa o quella“ aus Verdis "Rigoletto", die er mit einer schier unglaublichen Geschwindigkeit interpretierte. Jankauskas ist ein ebenso guter Schauspieler wie Sänger, seine Stimme scheint mühelos alle Höhen zu meistern.