Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Peter Füssl · 16. Jul 2010 · Musik

Ein einziger superlanger, hypnotisierender und echt geiler Song – Everlast im Conrad Sohm

Erik Schrody alias Everlast aka Whitey Ford hat alles richtig gemacht bei seinem Gig im Conrad Sohm. Was kann auch schon groß schief gehen, wenn man ein Konzert mit Songs wie „Today (Watch Me Shine)“, „Blinded By The Sun“ oder „Love For Real“ startet. Seine gloriose „House Of Pain“-Vergangenheit ließ er ruhen und seinen aktuelles Projekt auf dem HipHop-Sektor mit der Allstar-Band „La Coka Nostra“ ebenfalls. Stattdessen brillierte Everlast mit den „Greatest Hits“ seiner vier Soloalben.

In karriertem Holzfällerhemd und Blue Jeans wirkte der irischstämmige Gitarrist und Sänger ganz und gar nicht wie ein Rapper, und tatsächlich war der ganze Act auch ziemlich in der Soul-, Rock- und Bluesecke angesiedelt. Die enthustiastischen Fans bekamen alles zu hören, was sie sich wünschten – „“White Trash Beautiful“, „Black Jesus“, „Stone In My Hand“, „What It’s Like“ oder „Put Your Lights On“, das knapp vor der Jahrtausendwende auf Carlos Santanas letzter hörenswerter CD„Supernatural“ ein Hit war und Everlast einen Grammy bescherte. Nur mit Johnny Cashs „Folsom Prison Blues“, der einzigen Fremdkomposition im Oeuvre, begibt er sich mal kurz in Richtung Country, um dann mit „Ends“ gleich wieder in die übliche Everlast-Schiene zurückzukehren.

Hervorragende Band

Schrody lässt sich von hervorragenden Sidemen unterstützen. Da wäre allen voran einmal Keyboarder Darius Holbert zu nennen, der die Everlast-Klassiker mit unkonventionellen, manchmal richtiggehend giftigen Tastenattacken nahezu schon experimentell auffettet und nebenbei noch mit der linken Hand auf einem zweiten Keyboard die Basslinien herunterklopft. Äußerst unkonventionell waren auch einige seiner Soli, kein Wunder, Holbert hat unter anderem an London's Royal Academy of Music studiert, schreibt Opern und Kammermusik und ist einer der gesuchten Filmmusik-Spezialisten Hollywoods. Joel Whitley übernimmt ebenfalls von Zeit zu Zeit die Bassarbeit und steuert Bemerkenswertes auf der Leadgitarre bei. Man ist wenig überrascht, dass auch Stevie Wonder nicht auf seine soulrockige Gitarrenkunst verzichten will. Drummer Bucket Baker zählt zu den gefragten Rhythmikern in Los Angeles, das Energiebündel erinnert schon rein optisch an sein Vorbild Dennis Chambers. Seine Oberarme haben den Umfang den andrer Leute Oberschenkel messen – darin stecken Kraft, Präzision und Geschwindigkeit. Mal scheint er die Trommeln richtiggehend zu verprügeln, um dann wieder mit sanften Streichlern zu demonstrieren, dass er durchaus auch über eine gefühlvolle Seite verfügt.

Ein einziger Song



Das Konzert scheint Everlast und seiner Band mindestens gleich viel Spaß zu machen wie den zahlreichen Zuhörern. Am Schluss gibt's noch drei Zugaben, unter anderem den Klassiker „Black Coffee“. Spätestens dann ist endgültig klar, dass jene Kritiker, die behaupten, die Songs von Everlast klängen alle ähnlich, gar nicht so unrecht haben. Aber was soll’s? Dann ist halt das ganze Konzert ein einziger superlanger, hypnotisierender und echt geiler Song. Wer da nicht zumindest mit dem Fuß wippt, ist entweder taub oder bewegungsgestört.