Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 01. Nov 2022 · Musik

Ein bewegendes Fest der Stimmen – Standing Ovations für den Landesjugendchor Voices und für das Barbershop-Quartett Five Gold Rings in der Kulturbühne AmBach

Unter dem Motto „Moving Voices“ gab der Landesjugendchor in der Kulturbühne AmBach zwei Konzerte und machte damit seinem Leitgedanken alle Ehre. Auf drei Säulen beruhten die mitreißenden Darbietungen, denn nicht nur Paul Burtscher, sondern auch Jakob Peböck und Franny Fuchs dirigierten die 86 Sängerinnen und Sänger. Bestens vorbereitet interpretierten sie stilistisch vielfältige Chorwerke, von Psalmvertonungen über lyrische Chorsätze bis hin zu neuen Songs von Oliver Gies und Earth, Wind & Fire. Zudem unterhielt das Barbershop-Quartett Five Gold Rings mit beeindruckenden Darbietungen und Julia Schelling ließ mit ihrer wandlungsfähigen Stimme aufhorchen.

Das Konzert des Landesjugendchores Voices war stilistisch sehr vielfältig angelegt und forderte die jungen Erwachsenen in mehrerlei Hinsicht. Mit großer intonatorischer Sicherheit und dynamisch flexibel zogen die Sänger:innen die Zuhörenden sogleich in ihren Bann. Dass alle Motetten, Gospels, Chorlieder und Songs auswendig dargeboten wurden, verdient höchste Bewunderung. Die Chormitglieder wirkten freudvoll fokussiert und auf die musikalischen Leiter:innen konzentriert. So kamen sämtliche Werkdeutungen körperbetont, textdeutlich und klanglich hervorragend ausbalanciert zur Geltung.
Mit Motetten von Felix Mendelssohn Bartholdy stimmte Voices das vielschichtige Programm an. „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ sowie „Richte mich, Gott“ erklang unter der Leitung des Chorleiters Paul Burtscher in sich abgerundet. Die harmonischen Schichtungen und Modulationen wurden wunderbar klar und aussagekräftig entfaltet. Eine wirkungsvolle Choreografie belebte den Chorsatz „Kaikki maat, te riemuitkaate“. Besonders in Erinnerung blieb die Deutung von „Crucifixus“ des italienischen Komponisten Antonio Lotti. Transparent und locker ließen die Sänger:innen die melodischen Linien ineinander fließen und formten mit Liegetönen starke Orgelpunkte aus. Zum Schluss hin dirigierte Paul Burtscher noch den Song „Ich seh dich“ von Oliver Gies, dem die textdeutliche Deklamation eine schöne Aussage verlieh.

Zwei weitere Persönlichkeiten am Pult von Voices

Jakob Peböck hat in den vergangenen Jahren in der Vorarlberger Chorszene als aufstrebender Sänger und Chorleiter auf sich aufmerksam gemacht. Beim Voices-Konzert war er als Chormitglied, Sänger im Quartett sowie Dirigent wohl der meistbeschäftigte Mann. Mit viel Aussagekraft leitete er seine Chorfreund:innen im Spiritual „Great God Almighty“. Prägnant wurde die Sprachrhythmik ausgestaltet, so dass sich eine große innere Spannkraft entwickelte. Ebenso überzeugend wirkte die Interpretation von Alan Menkens Song „Go the Distance“, dem die exakten Einsätze und die dynamische Gestaltung Profil verliehen.
Eine Nummer für sich war die Gast-Chorleiterin Franny Fuchs. Die aus Würzburg stammende Sängerin und Chorleiterin ist als „Chorcoach“ im Bereich Rock/Pop/Jazz und als Stimmbildnerin tätig. Mit ihrer großen Bühnenpräsenz zog sie die Mitwirkenden und die Zuhörenden in ihren Bann. Sie dirigierte unter anderem Werke finnischer und dänischer Komponist:innen. Diese Werke verströmten einen klangsinnlichen Touch, der zusätzliche Tonqualitäten in die Darbietungen einbrachte.  So wurde in Jaakko Mäntyjärvis „El Hambo“ viel perkussiver Körpereinsatz verlangt, in „The Boy on the Island“ die lyrische Qualität besonders eingefordert und in „September“ der amerikanische Soulband Earth, Wind & Fire die Stimme zwischen Vokal- und Sprachduktus ausgeformt. Der Hit „Chandelier“ von Sia füllte Julia Schelling mit viel Emotion und einem großen stimmlichen Ambitus aus.

Die Kunst der vierstimmig ausbalancierten Linien

Das Männerquartett mit David Lins, Ralf Gisinger, Jakob Peböck und Lukas Müller, das seit einiger Zeit als Five Gold Rings für Furore sorgt, bereicherte den Abend mit seinen originellen Darbietungen. Die überraschenden Wendungen sowie die versierte vierstimmige Linienführung zeichneten das Barbershop Quartett aus. Brillante Unterhaltung boten die Sänger unter anderem mit Domenico Modugnos „Nel blu dipinto di blu“ oder dem berühmten Song „New York, New York“.
Sympathisch und humorvoll führten Maria Benzer und Anna Benzer durch den Abend, der in einer inspirierten Atmosphäre über die Bühne ging.
Die groß angelegte Chorimprovisation am Schluss bezog auch das begeisterte Publikum in die musikalische Gestaltung mit ein. So viel Spontaneität, Können und Begeisterung wurde mit jubelndem Applaus gefeiert.

Voices | Landesjugendchor Vorarlberg (voices4you.com)
Five Gold Rings (fivegoldringsquartet.com)