Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 17. Apr 2013 · Musik

Ein beeindruckend wandlungsfähiger Musiker und Komponist – Alexander Balanescu und sein Streichquartett gaben Einblicke in ihre musikalische Welt

Am Spielboden Dornbirn wurde die seltene Gelegenheit geboten, das weithin bekannte Balanescu Quartet live zu erleben. Die vier Quartettmusiker spielten fast ausschließlich Werke aus der Feder des Ensembleleiters Alexander Balanescu. Zusammen mit dem Geiger James Shenton, der Bratschistin Katie Wilkinson und Nick Holland am Violoncello entwickelte das Streichquartett eine ausladende Musikperformance. Diese wurde jedoch von einer miserablen Tontechnik maßgeblich beeinträchtigt.

Alexander Balanescu stellte im ersten Konzertteil den Geist rumänischer Volksmusik ins Zentrum der Darbietungen. Aus dem Album „Luminitza“ spielten er und seine Quartettpartner einige Werke, die eine unmittelbare musikalische Kraft verströmten. Voll zur Geltung brachte Balanescu seine solistisch angelegten Partien, während die anderen Stimmen über weite Passagen ein starkes rhythmisches und harmonisches Fundament bildeten.

Fluch der Technik

Es ist ein Wesensmerkmal des modernen Streichquartetts, mit verstärkten Instrumenten zu spielen und damit eine ganz eigene Klangcharakteristik und musikalische Körperhaftigkeit zu erzeugen. Mit Ohren, die hören können, war es jedoch zumindest im ersten Set mühsam, der Musik zu folgen. Der Tontechniker hatte die Instrumente derart übersteuert, dass sich bei weitem kein Streichquartettklang einstellte. Das Cello wirkte wie ein Tieftöner, viel zu perkussiv und die Bogengeräusche fabrizierten einen unangenehmen Sägeton. Geigentöne in höheren Lagen sowie Flageoletts wurden zu pfeifenden Sinustönen, die überdies zu nervenaufreibenden Schwebungen und Überlagerungen führten. Einzig zum funkig angelegten Stück über die politische Vergangenheit Rumäniens passte die harte und kantige Tongebung.

Ein Stromausfall war mein zwingender Wunsch, - leider ging er nicht in Erfüllung. Nur so wäre es möglich gewesen, die charakteristischen Qualitäten dieser Musik erfahren zu können.

Balladen

Im zweiten Set, ausgestattet mit einer etwas differenzierteren Technik, widmeten sich die Quartettmusiker einer anderen Facette ihres breiten Schaffens. Die Lieder der rumänischen Volkssängerin Maria Tanase dienten Alexander Balanescu als Grundlage für stimmungsvolle Balladen, die Räume für emotionale Natur- und Seelenlandschaften öffneten.

Minimalmusic und Elektropop

Die minimalistische Idee von Michael Nyman ist eine bedeutende Grundlage für den kompositorischen Ausdruck des Quartetts. Dies zeigten rhythmisch-melodische Patterns, die farbenreich und raffiniert zu Klangteppichen verwoben wurden. Auch die legendäre Popband „Kraftwerk“ und deren Elektropop kam dem Balanescu Quartet gelegen. Mit einer präzisen und kantigen Artikulationskunst zeichneten die Musiker die scharfkantige Ryhthmik nach. Originelle Sounds, wie einstürzende Klangkaskaden und Doppler-Effekte ließen aufhorchen und entwickelten einen guten Drive.

Ein Individualist

Seine Wandlungsfähigkeit und seinen individuellen Charakter stellte Alexander Balanescu mit der abschließenden Darbietung des Kalkwerk-Hits „I’m the operator with my pocket calculator“ unter Beweis.