Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Thorsten Bayer · 20. Nov 2014 · Musik

Ein Auftritt mit gewaltigem Wumms – Mother´s Finest am Spielboden

Alte Säcke klingen anders. Was die Funk-Rock-Band aus den Südstaaten der USA am gestrigen Mittwochabend auf die Bühne brachte, war einfach nur beeindruckend. Nach 44 Jahren Bandgeschichte sind immer noch vier Gründungsmitglieder mit von der Partie. Dieses blinde Verständnis zwischen den Musikern war auch in Dornbirn spürbar – und die Energie des umjubelten Auftritts erst recht.

Am Anfang waren zwei Jugendfreunde. Joyce Kennedy landete im Alter von 16 Jahren einen Hit in ihrer Geburtsstadt Chicago. Daraufhin überredete sie Glenn Murdock, seine bisherige Band zu verlassen und mit ihr eine neue zu gründen. Nach dem Vorbild von Sly & The Family Stone und deren Verbindung von Rock und Soul stellten die beiden bald, inzwischen als Ehepaar, eine Gruppe zusammen. Leadgitarrist Gary „Mo“ Moore stieß aus Dayton/Ohio dazu, Bassist Jerry „Wyzard“ Seay aus Miami. Dieses Quartett ist bis heute unverändert geblieben und hat auch die zwischenzeitliche Auflösung der Band (1983 bis 1989) überstanden. Im deutschen Sprachraum haben sich Mother´s Finest durch ihren größten Hit „Baby Love“ (1977) und durch einen Auftritt in der Essener Grugahalle im Jahr darauf, der in der ARD-Sendung „Rockpalast“ ausgestrahlt wurde, einen Namen gemacht – vor allem als mitreißende Live-Band.

Ein Gitarrist mit prominentem Namen

Diesem Ruf werden die sechs Künstler – hinzu kommen aktuell der zweite Gitarrist John Hayes und Drummer Dion Murdock – auch am Spielboden gerecht. Ihr Sound ist zwar etwas dumpf, aber von ungeheurer Wucht. Fette Gitarrenriffs und ein sehr fleißiger Jerry Seay am Bass dominieren die Songs. Anfängliche Zweifel, ob die Band dieses Niveau, diese Intensität auf Dauer halten kann, zerstreuen sich schnell. Gary Moore zeigt Soli in Hochgeschwindigkeit, die seinem nordirischen Namensvetter (u. a. „Still got the blues“), der 2011 verstarb, alle Ehre machen. Darüber hinaus gibt er den Kasper am rechten Bühnenrand und setzt die Songtexte pantomimisch um. Dabei zeigt er sich als Meister des Multitaskings. Seine Soli spielt er zumeist nur mit einer Hand. So bleibt die andere für Gesten ins Publikum frei.

Parallelen zu Tina Turner

Einen Song reiht die Band an den nächsten, selbst die kleinste Pause gönnen sie sich in der ersten halben Stunde nicht. Luftholen scheint für sie keine Option und keine Notwendigkeit zu sein. Dann doch eine Ansage: „Don´t worry, we´ll be gentle“, kündigt Glenn Murdock an. Richtig sanft wird es allerdings erst bei einer ruhigen, gelungenen Coverversion des Beatles-Songs „Strawberry Fields Forever“. Darauf folgt „Baby Love“ und die Stimmung steigt ein weiteres Mal. Mit Blick auf Frontfrau Joyce „Baby Jean“ Kennedy ist eine Assoziation unvermeidlich. Diese gewaltige Stimme, die knallenge Lederhose, die wilde Mähne, das pausenlose Über-die-Bühne-Tänzeln, die jahrzehntelange Bühnenerfahrung, dazu der Auftritt an der Seite ihres Mannes ... Tina Turner lässt grüßen. Und Kennedy kann sich im Vergleich absolut sehen lassen.

Auf ihrer Homepage schreiben Mother´s Finest: „In today´s world of Multiplicity, there is a ONENESS in people and music that´s always been in the sound of Mother´s Finest. If you can´t remember the name, remember the initials. MF“. Dass ein Spielboden-Besucher nach dieser Show den Bandnamen vergisst, ist nicht zu erwarten.

 

„Baby Love“ live: https://www.youtube.com/watch?v=H4520hkB0vM

Zwei weitere hochkarätige Konzerte am Spielboden stehen unmittelbar bevor:
Heute, Do, 21 Uhr: Kreisky & Sado Maso Guitar Club
Sa, 20.30 Uhr: Sons of Kemet
www.spielboden.at