Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Thorsten Bayer · 03. Mär 2014 · Musik

Erdig, hart, gut: Black Rebel Motorcycle Club im Conrad Sohm

Weniger ist manchmal mehr: Einen fulminanten Auftritt zeigten am gestrigen Sonntagabend die drei Mitglieder von Black Rebel Motorcycle Club. Dass die Arbeit am jüngsten, 2013 erschienenen Album der Kalifornier – „Specter At The Feast“ – von viel Trauer überschattet war, merkte man der Band im proppevollen Prachtclub kaum an. Sie rockten, was die Gitarren hergaben und rissen das Publikum mit ihrer energiegeladenen Show mühelos mit.

Den Anfang machen an diesem Abend Dead Combo. „From Finland via NYC come Dead Combo – two guys, two guitars and a dirty moog bringing you raw electro punk with rock’n’roll attitude“, so die knappe, treffende Selbstbeschreibung auf ihrer Homepage (www.deadcombonyc.com). Witzigerweise kommen bei ihnen die Drums aus dem Computer; als hätten sie nach dem Ausstieg von Leah Shapiro noch keine andere Nachfolgelösung als diese gefunden.

Besagte Leah Shapiro ist an diesem Abend dennoch anwesend. Sie betritt gegen 21.15 Uhr die Bühne, als Drummerin des Hauptacts, Black Rebel Motorcycle Club. 2008 schloss sie sich der Band an, die die beiden Schulfreunde Robert Been und Peter Hayes zehn Jahre zuvor in San Francisco gegründet hatten. Ursprünglich hießen sie The Elements, kamen aber bald darauf, dass einige andere Bands diesen Namen verwendeten. So kam es zur Umbenennung. Vorbild war dabei die Motorrad-Gang „Black Rebel Motorcycle Club“ aus dem Film „The Wild One“ aus dem Jahr 1953 mit Marlon Brando.

Bluesrock ohne Schnörkel


Mit „Hate The Taste“, einem Stück von „Specter At The Feast“ eröffnen die drei einen schweißtreibenden Abend. Rotzig, erdig – dieser erste Eindruck wird sich fortsetzen. Hays und Been nehmen mit ihren fetten Gitarrensounds Anleihen bei Blues und Southern Rock. Es sind nicht immer die ausgefeiltesten musikalischen Mittel, die sie einsetzen. Aber gerade diese Schnörkellosigkeit zeichnet sie aus. Auf der Bühne entfalten BRMC eine ungeheure Wucht, obwohl sie zu dritt nur als Minimalbesetzung daherkommen. „Rival“, ebenfalls ein neuer Song, erklingt wenig später als einer der nächsten Höhepunkte. Die Band ist längst in Fahrt gekommen – eigentlich von der ersten Minute an – und mit ihr das Publikum. Bei „Ain´t No Easy Way“, einem ihrer größten Hits aus dem Jahr 2005, demonstrieren sie eindrucksvoll ihre ganze Klasse. Aus einem zunächst unscheinbaren Country-Intro mit Mundharmonika wird in wenigen Takten eine mitreißende Bluesrock-Hymne.

Der Tod von Roberts Vater 2010


Die Balladen gehen leider, wieder einmal, etwas im Dauerquatschen der (Nicht-)Zuhörer unter. Schade, denn diese Stücke haben es durchaus in sich. Ausgangspunkt für „Specter At The Feast“; das siebte Studioalbum, war der Tod von Roberts Vater Michael Been, der während der Tournee 2010 verstarb. Er war der Tontechniker von BRMC und zuvor selbst Musiker in der Rockband The Call gewesen. Vor allem Robert hatte schwer an diesem Verlust zu tragen: „Musik war schon immer die beste Flucht vor allem da draußen und dem ganzen Scheiß in der Welt, der sich so falsch anfühlt. So kann man alles sagen, was man dagegen sagen möchte. Aber wenn ein Verlust wie dieser derart nahe an der eigenen Musik ist, steht plötzlich alles auf dem Kopf.“

Zusammenarbeit mit Dave Grohl


Zwei Jahre arbeiteten sie an der neuen Platte und überlegten angesichts der Fülle an Material sogar, ein Doppelalbum daraus zu machen. Wie bei ihrem Debüt nahmen sie die Songs im Studio von Dave Grohl auf, dem ehemaligen Drummer bei Nirvana und heutigen Frontman der Foo Fighters. „Es war ein schönes Gefühl der Rückkehr“, sagte Been, „zurück zu dem Ort, wo für uns alles begann“. Entsprechend traurig sind manche Songs des neuen Albums, beispielsweise „Sometimes The Light“, „Lose Yourself“ und nicht zuletzt „Returning“, in dem es heißt: „Part of you is gone. I will follow you to the other side...“

Tempowechsel


Im Conrad Sohm ziehen die drei Musiker immer wieder das Tempo zum richtigen Zeitpunkt an, können jedoch nicht verhindern, dass das Konzert im Mittelteil etwas verflacht. Die Intensität lässt spürbar etwas nach. Die Band, so scheint es, braucht zwischendurch eine kleine Verschnaufpause. Die hat sie sich auch zweifellos verdient. Gegen Ende ihres Sets strotzen sie wieder vor Energie, holen Dead Combo auf die Bühne, um mit ihnen gemeinsam zwei Songs zu spielen und entlassen ein begeistertes Publikum in die Nacht zum Rosenmontag.

Übrigens: Wer Lust auf mehr Rock im Conrad Sohm bekommen hat, der sollte sich den 14. März vormerken. Dann sind die Leningrad Cowboys zu Gast.

www.conradsohm.com
www.blackrebelmotorcycleclub.com