Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 26. Apr 2010 · Musik

Die Leidenschaft des gemeinsamen Musizierens - Orchesterverein Götzis hinterließ einen sympathischen Eindruck

Der traditionsreiche „Orchesterverein Götzis“ lud in die Kulturbühne „AmBach“ zur Matinee, wo ein ausgefallenes Programm mit Werken von Ralph Vaughan-Williams und Gustav Holst gegeben wurde. Umsichtig dirigierte Jürgen Natter die OrchestermusikerInnen, sodass die Stärken des Orchesters gut zur Geltung kamen. Vor allem die Solistinnen Maria Faderny an der Flöte, Sonja Reinthaler-Eberle an der Oboe und Monica Tarcsay an der Violine bereicherten mit ihrer niveauvollen Musizierart das Konzert im voll besetzten Saal.

Es war eine gute Entscheidung, sich auf weniger bekannte Werke der englischen Komponisten Ralph Vaughan-Williams und Gustav Holst zu konzentrieren, weil damit dem Orchester ein großer ‚Interpretationsspielraum’ gegeben war. Sehr vorsichtig, beinahe zu zurückhaltend, wurde das Konzert mit Ralph Vaughan-Williams „Charterhouse-Suite“ eröffnet. Konzentriert spielten die Streicher ihre Parts, doch ein übergeordneter Bogen stellte sich nicht von Beginn an ein. Allerdings ergaben sich immer wieder animierte Passagen, die das Potential des Orchesters andeuteten, beispielsweise die wogende Wellenbewegung im „Slow Dance“ oder die Zwiesprache zwischen dem Konzertmeister und der Viola in der „Slow Air“, wo ein schön verflochtener Gesamtduktus eingeleitet wurde. Im Rondo kam der Esprit vor allem durch die Rhythmik in den tiefen Lagen zum Ausdruck. Der Volkston des spannend gesteigerten „Pezzo Ostinato“ erinnerte zudem an den Volksliedsammler Ralph Vaughan-Williams.

Gute Solistinnen mit einem etwas sperrigen Werk

Gustav Holsts „Fugal Concerto für Oboe und Flöte“ interpretierte der Orchesterverein mit den Solistinnen Maria Faderny (Flöte) und Sonja Reinthaler-Eberle (Oboe). Die barocken Vorbilder des Komponisten brachten die Solistinnen mit einer kraftvollen melodischen Gestik zum Ausdruck, schön ergänzten sie sich in ihrer Spielart. Ausdrucksvoll modelliert erklang das Adagio mit weit gespannten Themen in den Solostimmen und einem ausgewogenen Klanggrund im Orchester. Einen spannenden Entwicklungsverlauf nahm der Finalsatz, bei dem die Solistinnen auch durch ein musikantisches Miteinander positiv auffielen.

Poesievolle Romantik

„The Lark Ascending“, die Romanze für Violine und Streichorchester von Ralph Vaughan-Williams, interpretierte Monica Tarcsay sehr poesievoll und mit einer intuitiv geformten Spannkraft. Nuancenreich gestaltete sie die Stimmung des zugrunde liegenden Gedichtes und brachte die Natur und Vogelgesänge in den Konzertsaal. Die Spannung hielt sie dabei mit bewundernswerter Konzentration auch in leisesten Passagen. Den atmenden Grundduktus übernahm auch das Orchester, das der Solistin eine schwebende Grundlage mit einem ausbalancierten Gesamtklang bot. Monica Tarcsay personifizierte ihre Violin-Solostimme und entfaltete mit naturhaften musikalischen Allegorien psychologisch ausgedeutete Seelenlandschaften. Das Publikum dankte für diese Werkdeutung mit viel Applaus.

Die Stärken entfalten

Zum Abschluss spielte der Orchesterverein die „Moorside-Suite“ von Gustav Holst. In sich verzahnte melodische Gedanken wurden transparent dargestellt und durch die Stimmregister geführt. Gut nachvollziehbar wirkte im Nocturne die Steigerung von den Soli zum Gesamtklang. Im Marsch kam auch ein ausgewogenes Unisono kraftvoll zum Ausdruck. Der Orchesterverein hinterließ mit diesem Konzert einen sehr positiven Eindruck. Einesteils war die Programmgestaltung gut durchdacht, andernteils wurde hervorragenden Solistinnen ein Podium geboten. Derartige „Laienorchester“ oder Vereinigungen auf semiprofessionellem Niveau sind für die kulturelle Landschaft des Landes wichtig, zumal sie vielen MusikerInnen die Gelegenheit des Orchesterspiels bieten. Auch die Form der Matinee wurde gut angenommen. Daraus ließe sich darüber hinaus auch ein Familienkonzert entwickeln.