Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 21. Mär 2016 · Musik

Die Annäherung entpuppte sich als gute Ergänzung – Die „Cantori Silvae“ und „Amüsgöl“ gaben ein erfrischendes Konzerterlebnis

Unter dem Leitgedanken „Annäherungen“ taten sich der Bregenzerwälder Chor „Cantori Silvae“ unter der Leitung von Thomas Thurnher und die Band „Amüsgöl“ zusammen und boten ein bunt gemischtes Programm, das von Bach-Chorälen über Improvisationen bis hin zur Uraufführung der Chorlieder „Ich träumte mich in jenes Land“ von Thomas Thurnher reichte. Die sechzehn Chormitglieder deuteten die Kompositionen engagiert, gestalteten mit Aussagekraft und loteten an manchen Stellen ihre Grenzen aus. Originelle Verbindungen ging „Amüsgöl“ - das sind Isabella Fink (Violoncello), Martin Franz (Saxophon), Michael Fetz (Kontrabass) und Marcel Fetz (Perkussion) - mit den Sängerinnen und Sängern ein.

Den Leitgedanken „Annäherungen“ setzten die „Cantori Silvae“ zu Beginn eindrücklich in Szene, indem sie das „Locus iste“ von Anton Bruckner auf der Empore sangen, während Thomas Thurnher unten dirigierte. Den gesamten Raum bezog der Chor im Wechsel zwischen Frauen- und Männerstimmen im Organum „Conctipotens genitor deus“ mit ein. Dabei unterstrich der zugrunde gelegte Orgelpunkt den in sich ruhenden Duktus.

Sich Neuem gewidmet


Es zeichnet die „Cantori Silvae“ aus, dass sie sich bei ihren Konzerten nicht nur bereits Bewährtem zuwenden, sondern auch Neues wagen, indem sie Werke ihres Chorleiters und  Komponisten Thomas Thurnher zur Uraufführung bringen. Eine besondere Herausforderung stellte die Liedersammlung „Ich träumte mich in jenes Land, wo wir gemeinsam waren“, nach Texten von Anna Achmatowa dar. Sieben Gedichte der russischen Lyrikerin hat Thomas Thurnher zu einem Zyklus zusammengefasst. In melodisch dicht verwobenen Sätzen deutete er die Gedanken an eine enttäuschte Liebe aus.

Thomas Thurnher hat die Texte melodisch mit zahlreichen Imitationen und Überbindungen ineinander geschachtelt. Damit implizierte er eine immanente Unruhe und Stimmungsschwankungen, die sich hin zu flächig gedehnten Abschnitten entwickeln. Chromatische Fortschreitungen, durch die einzelnen Stimmgruppen hindurch markant gesetzte Intervalle sowie kontrastreiche dynamische Wechselverhältnisse zeichnen die Komposition aus. Die eher „harmlos“ wirkenden, auf tonaler Basis komponierten Lieder hatten es in sich. Allein die teilweise rasche Textdeklamation stellte enorme Ansprüche an den Laienchor. Der erzählende Duktus und die sich im Verlauf des Liederzyklus entwickelnden emotionalen Eintrübungen kamen gut zum Ausdruck. Nicht alle Passagen gelangen den „Cantori Silvae“ bei der Werkpräsentation, allerdings war der Wille zur Gestaltung miterlebbar.

Ein etwas anderes Klanggewand


„Amüsgöl“ als musikalische Partnerin einzuladen, war eine gelungene Idee der „Cantori Silvae“. Die Band belebte die musikalischen Darbietungen und verlieh den Chorälen „Jesu meine Freude“ und „Jesus bleibet meine Freude“ von Johann Sebastian Bach sowie „In dir ist Freude“ von Giovanni Gastoldi eine besondere Note. Freilich waren diese Interpretationen nichts für Puristen, denn die extra von Thomas Thurnher gefertigten Arrangements wurden von „Amüsgöl“ vor allem rhythmisch ordentlich aufgemischt. Improvisatorisch dazwischen geschaltete Abschnitte brachten auch eine Klangkulisse à la Jan Garbarek in das schöne Ambiente der Schwarzenberger Pfarrkirche. Für die Chorsängerinnen und –sänger bedeutete das Zusammenwirken mit den Instrumentalisten eine willkommene intonatorische Stütze. Zudem entwickelte die Musik einen voluminösen Drive. Thomas Thurnher  dirigierte „seinen“ Chor mit tänzerischer und klarer Gestik.

Eine Bereicherung


Ergänzt wurde das Konzert durch eigene Stücke von „Amüsgöl“. Gewohnt virtuos gestaltete Martin Franz seine Parts, Michael Fetz sowie Marcel Fetz boten ein grooviges Fundament. Besonders in Erinnerung blieb der Jodler von Isabella Fink. Sich selbst am Violoncello begleitend, zog sie die Zuhörenden in ihren Bann. Nach einer originellen Überleitung führte die Band mit musikalischem Blick in Richtung „Broadlahn“ das Stück weiter.

Das Publikum dankte begeistert.